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Auf Wohnraumnot aufmerksam machen

ls; 19. Apr 2018, 14:20 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen --- Peter Rothausen (li.) und Pfarrer Christoph Bersch (Mitte) brachten heute Morgen gemeinsam das Banner in luftiger Höhe an.
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Auf Wohnraumnot aufmerksam machen

ls; 19. Apr 2018, 14:20 Uhr
Gummersbach - „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ heißt die Kampagne der Caritas, die heute Morgen in Gummersbach vorgestellt wurde - Aktionstag am 5. Mai in Gummersbach.
Von Leif Schmittgen

Kreisdechant Christoph Bersch und Caritas-Chef Peter Rothausen wollten heute Morgen hoch hinaus: Das galt nicht nur für das Ziel der jetzt gestarteten Caritas-Jahreskampagne, sondern sinnbildlich gaben sie auf einem Hubsteiger auch den symbolischen Startschuss zu „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ und brachten ein großes Werbebanner an der Caritas-Geschäftsstelle in der Gummersbacher Talstraße an. Dieses macht in großen Lettern auf die Jahresaktion des Verbandes aufmerksam. Und das soll es laut Rothausen auch, denn die Öffentlichkeit soll mit der Aktion wachgerüttelt und für das Thema Wohnungsnot sensibilisiert werden.   

Rothausen war zunächst skeptisch, ob die bundesweit angelegte Kampagne im ländlichen Raum überhaupt notwendig sei. Nach kurzer Rücksprache mit seinen Mitarbeitern wurde er schnell eines Besseren belehrt. Der bezahlbare Wohnraum sei nicht nur in den Ballungsräumen, sondern auch im Oberbergischen äußerst knapp. Dazu gab es heute  Berichte aus der ersten Reihe: Die Caritas-Abteilungsleiter Gabriele Goldschmidt (Integration und Beschäftigung), Claudia Wahle-Ruzicka (Suchtberatung und Rehabilitation) und Ralf Thau (Streetwork/Jugend) berichteten über den Ist-Zustand ihrer Arbeit.  


„Es gibt einen Konkurrenzkampf zwischen Migranten und Studenten bei der Suche nach bezahlbaren Wohnungen“, berichtete Goldschmidt (Bild). Es sei deshalb besonders für Familien mit Migrationshintergrund immer schwieriger, die passende Wohnung zu finden. Hier ist sie mit ihren Mitarbeitern beratend tätig. Ähnlich sehe es bei der Sucht- und Wohnungslosenberatung aus, wie Wahle-Ruzicka erklärte: „Viele EU-Bürger aus Osteuropa leben auf engstem Raum zusammen." Oft hätten sie nur kurzzeitige Arbeitsaufträge und müssten ihre für den Arbeitszeitraum zur Verfügung gestellte Unterkunft nach wenigen Wochen wieder verlassen. Dann zögen sie mit anderen zusammen, etliche Wohnungen in Gummersbach-Steinenbrück seien zum Beispiel überbelegt.

 

Indirekt hat auch Ralph Thau mit dem Thema zu tun, denn die Jugendlichen seien zwar nicht unmittelbar auf Wohnungssuche, würden aber oft mit Eltern und Geschwistern auf engstem Raum leben. „Jeder braucht einen Rückzugsort, wo er mal alleine sein kann“, so Thau. Und das sei oftmals eben die Straße. Alle Beteiligten waren sich einig, dass eigentlich genügend Wohnraum im Kreisgebiet vorhanden sei, denn viele Einliegerwohnungen stünden zum Beispiel leer. Die Angst der Eigentümer vor Mietnomaden oder Menschen, die die Wohnung verwüsteten, sei einfach groß. Statistisch fehlen bundesweit derzeit eine Million Wohnungen.  

„Der Markt ist voll“, resümierte auch Pfarrer Christoph Bersch (Bild), der aus den eigenen Reihen berichtete: „Die wenigen Kirchenimmobilien haben wir zum Teil an Kommunen verpachtet, die dort dann Flüchtlinge untergebracht haben." Eine mögliche Lösung des Problems sieht Bersch im Appell an die öffentliche Hand, wieder mehr sozialen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. „Der Wohnraum in öffentlicher Hand ist in der Vergangenheit oft an private Investoren verkauft worden“, meinte er und wünschte sich im Handeln der zuständigen Behörden eine Trendwende.   

Peter Rothausen regte an, im Rahmen der Aktion verstärkt auf Wohnungseigentümer zuzugehen, um ihnen etwaige Ängste zu nehmen. Wenn die „ARGE“ eine Wohnung bezahle, bedeute das ja zum Beispiel auch wirtschaftliche Sicherheit für den Vermieter. Das Problem sei aber längst auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen, denn selbst Polizisten, Krankenschwestern oder Altenpfleger hätten inzwischen Probleme, bezahlbare Unterkünfte zu finden.  
 
[Das Banner ist schon vom Weitem zu sehen.]

Ob und was die Kampagne gebracht habe, darüber wollen sich die Beteiligten am Ende des Jahres unterhalten und dann ein hoffentlich positives Fazit ziehen. Am 5. Mai gibt es in der Gummersbacher Wilhelmstraße vor dem Caritas-Kaufhauseinen großen Aktionstag zum Thema. Dort steht dann von 10 bis 14 Uhr das „Zimmer auf der Straße“, mit dem zu Gesprächen angeregt werden soll. Außerdem gibt es viele Mitmachaktionen für Groß und Klein.
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