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Weniger Bewerber, mehr gemeldete Ausbildungsstellen

ls; 10. Apr 2018, 17:10 Uhr
Bild: Leif Schmittgen --- Christopher Meier (v. li.), Marcus Otto, Nicole Jordey und Michael Sallmann stellten heute die Lage auf dem Ausbildungsmarkt vor.
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Weniger Bewerber, mehr gemeldete Ausbildungsstellen

ls; 10. Apr 2018, 17:10 Uhr
Oberberg - Heute stellten die Vertreter von Arbeitsagentur, IHK und Kreishandwerkerschaft die Lage auf dem Ausbildungsmarkt vor.
Von Leif Schmittgen

Im Oberbergischen Kreis wurden von Unternehmen der Arbeitsagentur bis zum Stichtag 31. März 1.267 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Dies sind 95 (8,1 %) mehr als im vergangenen Jahr. Davon sind derzeit 727 unbesetzt – 148 Stellen (25,6 %) mehr als im Vorjahr. Auf Bewerberseite stehen diesen Stellen 1.538 gemeldete Ausbildungssuchende gegenüber. Dies sind 103 oder 6,3 % weniger als 2017. Aktuell gelten noch 938 Ausbildungssuchende als unversorgt – dies sind 45 (4,6 %) weniger als im Vorjahr.

„Auch in diesem Jahr gibt es im Oberbergischen Kreis weiterhin sinkende Bewerberzahlen“, sagte Nicole Jordy, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit bei der Halbjahres-Pressekonferenz zum Ausbildungsmarkt. Dabei ist die Zahl der bei der Agentur gemeldeten Ausbildungstellen durch die Unternehmen aber gestiegen. „Es ist sehr schwierig für Unternehmen, die freien Stellen auch mit geeigneten Personen zu besetzten“, sagte die Geschäftsführerin. Dabei sei der der Bedarf an Fachkräften in der Oberbergischen Wirtschaft weiterhin sehr hoch. Die Unternehmen seien deshalb sehr bemüht, die Stellen aus Gründen der eigenen Standortsicherung auch zu besetzen. „Das muss das oberste Ziel der Unternehmen sein."


Deshalb appellierte Jordy an die Unternehmer, sich bei der Agentur zu melden, da es etliche Angebote gebe. Etwa durch Einstiegsqualifizierungen, ausbildungsbegleitende Hilfen oder der assistierten Ausbildung. Anders sehen die Fallzahlen bei der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land aus, wie deren Geschäftsführer Marcus Otto mitteilte. „Wir sind in etwa auf dem Stand des Vorjahres. Derzeit gibt es etwa 100 freie Stellen im Handwerk“, berichtete Otto, der ansonsten auf konkrete Zahlen verzichtete, da es noch sehr früh im Jahr sei.

Dass jetzt noch nicht so viele unterschriebene Ausbildungsverträge vorliegen, liege an unterschiedlichen Faktoren: Ostern war in diesem Jahr recht früh, sodass etliche Betriebe, deren Mitarbeiter draußen arbeiten, erst nach dem Osterfest in die Saison starteten. Außerdem hätte das schlechte Wetter die Situation am Lehrstellenmarkt beeinflusst. Trotzdem zeigt sich Otto bis zum nächsten Stichtag am 1. August optimistisch, denn erst mit dem Frühling komme der Ausbildungsmarkt so richtig in Schwung.

Bereits jetzt ließen sich trotzdem vage Gewinner in den Ausbildungsberufen festmachen. So verzeichne man vor allem bei den Malern und Lackierern sowie den Metallbauern in Oberberg bis dato Zuwachs bei den Ausbildungsverträgen. Auch die Kreishandwerkerschaft arbeite mit verschiedenen Aktionen daran, Azubis und Betriebe zusammenzubringen. Zum Beispiel in der ersten WhatsApp-Sprechstunde (01 60/96 64 10 13.) am 11., 18. und 25. April, von 16 bis 17 Uhr stehen Experten zum Thema Ausbildung per Smartphone bereit, um Fragen rund um das Thema Ausbildung im Handwerk zu beantworten. Otto: „Auf wahrscheinlich kurze Fragen, werden die Jugendlichen dabei lange Antworten von unseren Experten bekommen“, versprach Otto.

Ähnlich sehen die Zahlen auch bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) aus. Dort wurden bis Anfang April im Oberbergischen Kreis 374 Ausbildungsstellen eingetragen. „Das sind ebenso viele wie zum Vorjahresstichtag“, berichtet Christopher Meier, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK Köln. Ob die Zahlen zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres im September denen von 2017 gleichen würden, wollte Meier nicht prognostizieren. Michael Sallmann, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg, sagte: „Der größte Teil der Ausbildungsverträge wird erst in den kommenden Monaten abgeschlossen. Deswegen machte er den Jugendlichen Mut, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und weiter fleißig nach Stellen zu suchen.

Schließlich gebe es im Kreisgebiet noch 460 offene Stellenangebote vor allem bei Kaufleuten für Bürokommunikation sowie Groß- und Außenhandel, Immobilienkaufleuten, Fachinformatikern, Fachkräften für Lagerlogistik, Mediengestaltern, Restaurantfachleute, Veranstaltungskaufleute und Kaufleuten im Einzelhandel zu besetzen.  Die IHK-Vertreter warben außerdem für die klassische duale Ausbildung. Viele würden sich nach dem Abitur für ein Studium entscheiden, weil der genaue Berufswunsch noch nicht feststehe. „Dabei bietet der Abschluss der klassischen Ausbildung letztlich meist die gleichen Verdienstmöglichkeiten, wie ein Studium“, sagte Sallmann.  Die Quote der Studienabbrecher liege bei 30 Prozent. Für die Abbrecher bietet die IHK Beratungen an.

Die Schere bei der Agentur für Arbeit geht immer weiter auseinander, bei der IHK und im Handwerk liegen sie in etwa auf Vorjahresniveau: „Das liegt daran, dass sich die Betriebe zunächst die besten Azubis herauspicken und diejenigen mit den schlechteren Zeugnissen nach wie vor auf der Suche sind“, begründete Jordy. Dabei seien Jugendliche mit vermeintlich schlechteren Abschlüssen oftmals wahre „Praxiswunder“. Sie machte den Unternehmen Mut, noch freie Stellen zu melden, denn der Agentur lägen nur etwa 60 Prozent aller Stellenangebote vor. Aber auch die Jugendlichen sollten sich melden, denn nur etwa 40 Prozent würden die Dienstleistung der Agentur für Arbeit in Anspruch nehmen.

Informationen zu Ausbildungsstellen und den Angeboten gibt es bei den jeweiligen Institutionen (www.arbeitsagentur.de, www.ihk-koeln.de und www.handwerk-direkt.de)
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