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Auf der Bühne für das richtige Leben geprobt

fj; 12. Mar 2018, 12:28 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Eine Schülerin (Mitte) hat den Schauspielern gesagt, was sie tun sollen und wartet nun gespannt, ob ihre Idee funktioniert.
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Auf der Bühne für das richtige Leben geprobt

fj; 12. Mar 2018, 12:28 Uhr
Gummersbach – Im Rahmen einer interaktiven Theateraufführung setzten sich Schüler der Realschule Steinberg mit dem Thema „Mobbing“ auseinander, suchten gemeinsam nach Lösungen und erlebten auch, wie diese scheiterten.
Als Lisa zum ersten Mal „Pferdefresse“ von ihren Klassenkameraden genannt wird, lachten einige der Schüler der Realschule Steinberg noch. Doch dann nahm das Theaterstück „Voll daneben“ an Dramatik zu, Lisa, gespielt von Schauspielerin Ana Valeria Gonzalez, sah sich immer heftigeren Mobbing-Attacken ausgesetzt und lief schließlich weinend aus dem Klassenzimmer – da lachte niemand mehr im Publikum.


[Die Mobbing-Täter Tim (Nadeem Ahmed) und Tina (Patricia Lempke).]

Auf Einladung der Realschule Steinberg zeigte das Forumtheater „inszene“ aus Ruppichteroth heute Vormittag das interaktive Theaterstück „Voll daneben“ für die Fünft- und Sechstklässler der Gummersbacher Schule. Darin wird Schülerin Lisa von ihren Klassenkameraden Tim (Nadeem Ahmed) und Tina (Patricia Lempke) schikaniert, ihre Sitznachbarin Bianca (Camila von Hein) findet das zwar nicht gut, schreitet aber auch nicht ein. „Wie geht es Lisa jetzt?“, fragte Regisseurin, Theaterpädagogin und Moderatorin Friderike Wilckens-von Hein, die das Theater „inszene“ initiierte, ihr junges Publikum nachdem Lisa weinend aus dem Klassenzimmer gestürzt war.




[Die Mobbing-Opfer Bianca (Camila von Hein, li.) und Lisa (Ana Valeria Gonzalez).]

Für die Kinder war klar: Lisa geht es nicht gut. Also überlegte Wilckens-von Hein gemeinsam mit den Schülern, was Lisa tun könnte. Anfangs zögerlich, dann immer lebhafter kamen die Ideen der Kinder, die Wilckens-von Hein auch gleicht selbst auf die Bühne holte. Als „unsichtbare“ Schatten rieten sie Lisa, sich der Lehrerin anzuvertrauen oder Bianca, Lisa beizustehen. Doch die Mobber Tim und Tina leugneten ihre Taten vor der Lehrerin oder lachten auch noch über Bianca, weil sie Lisa helfen wollte. Die Schauspieler setzten die Ideen der Kinder um, reagierten aber weiterhin als Gegenspieler darauf und zeigten ihnen so: Es ist gar nicht so einfach, einen solchen Konflikt zu lösen. Gleichzeitig weckten sie aber auch den Ehrgeiz und die Kreativität der Schüler, die gemeinsam immer neue Sichtweisen einnahmen und Handlungsalternativen entwickelten.


[Die Schüler sagten den Schauspielern, was sie tun sollten – und waren oft überrascht darüber, welchen Verlauf sie dem Stück damit gaben.]

Dabei konnten die Kinder entscheiden, ob sie den Schauspielern ihren Tipp auf der Bühne zuflüsterten oder sogar selbst die Rolle eines Klassenkameraden einnehmen und mitspielen wollten. Dazu entschied sich ein Schüler, der in die Rolle von Lisas Klassenkamerad Ben schlüpfte und so schlagfertig auf die Attacken von Mobberin Tina reagierte, dass schließlich sogar ihr Kumpel Tim über sie lachen musste – gemeinsam mit Lisa. Und so bekam das „unfertige Stück“, welches das Forumtheater „inszene“ mitgebracht hatte, durch das Publikum schließlich doch ein Ende – und eine Botschaft: Durch couragiertes, schlagfertiges Eingreifen können Mitschüler ihre Klassenkameraden davor bewahren, ein Mobbing-Opfer zu werden.
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