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Aus drei mach eins

bv; 21. Feb 2018, 18:00 Uhr
Bilder: privat --- Dr. Georg Ludwig (li.) will den Bürgermeistersessel gegen Marco Mann (Mitte) und Steffen Mielke verteidigen.
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Aus drei mach eins

bv; 21. Feb 2018, 18:00 Uhr
Lindlar - Am 4. März sind die Wähler in Lindlar aufgerufen, bei der Bürgermeisterwahl den jetzigen Amtsinhaber zu bestätigen oder einen seiner beiden Herausforderer zu wählen.
Von Bernd Vorländer

Wer in diesen Tagen an Wahlen denkt, der kommt unweigerlich auf das SPD-Mitgliedervotum. Doch nicht nur die Genossen sind gefragt, ihre Stimme abzugeben. Am 4. März wird nicht nur das Ergebnis der sozialdemokratischen Mitgliederbefragung bekannt gegeben, auch im Lindlarer Rathaus dürfte man gespannt auf die Bildschirme schauen. Schließlich steht dort eine echte Wahl an. Die Bürger sind an diesem Tag aufgefordert, mit ihrer Stimme einen neuen Bürgermeister zu wählen oder den bisherigen Amtsinhaber zu bestätigen. Der etwas merkwürdig anmutende Termin hat seine Ursache in der Vergangenheit, als der damalige Rathauschef Hermann-Josef Tebroke im November 2011 zum Landrat im Rheinisch Bergischen Kreis gewählt wurde und demnach auch die Position des Bürgermeisters im Frühjahr 2012 neu besetzt werden musste. Mit der Wahl am 4. März wird der Bürgermeister gleich für sieben Jahre bestimmt, um dann 2025 wieder diesen Urnengang gemeinsam mit den Kommunalwahlen durchführen zu können.


Die Ausgangslage der jetzigen Wahl ist eindeutig: Lindlar war bislang immer eine CDU-Hochburg, sodass Amtsinhaber Dr. Georg Ludwig als Favorit und mit einem deutlichen Bonus ins Rennen geht. 2012 erreichte er als Neubewerber um das Amt auf 56,7 Prozent der Stimmen und ist auch sechs Jahre später optimistisch. Die Gemeinde habe sich in seiner Amtszeit positiv entwickelt und den Aufschwung weiter fortgesetzt. Es seien Neubaugebiete entstanden, Kitas eröffnet und neue Arbeitsplätze in der Gemeinde geschaffen worden. Insgesamt könne die Gemeinde stolz sein, einerseits die Zukunft gestalten zu können, andererseits aber auch den Schuldenabbau im Blick zu haben. Im Wahlkampf kündigte der 50-jährige Amtsinhaber an, künftig neben Investitionen in Schulen und dem Ausbau des schnellen Internets auch den Fokus auf die Errichtung von weiterem bezahlbarem Wohnraum für alle Generationen sowie die Schaffung von mehr wohnortnahen Arbeitsplätzen zu richten.

"Lindlar hat eine besondere Dynamik nach innen und außen", sagt der Chef des Rathauses der an den Menschen seiner Gemeinde sowohl die Bodenständigkeit, als auch die Offenheit gegenüber Neuem schätzt. Es stehe außer Frage, dass er jeden Tag seiner Tätigkeit regelrecht genieße. "Das Bürgermeisteramt ist keines, das man einfach hat, das muss man leben", sagt Ludwig.

Doch die Herausforderer in Lindlar sind nicht untätig und haben sich inzwischen auf den Rathauschef eingeschossen. Etwa Marco Mann: Der 30-jährige SPD-Vorsitzende ist verheiratet, Vater eines zweijährigen Sohnes und Kandidat von Sozialdemokraten und Grünen. Er geht mit dem offensiven Wahlspruch „Mann kann’s besser“ an den Start, hat sich eine stärkere Beteiligung der Bürger an Entscheidungsprozessen und mehr Transparenz des Verwaltungshandelns auf die Fahne geschrieben. In vielen Haustürgesprächen habe er festgestellt, dass die Menschen durchaus ein Interesse daran hätten, besser informiert zu werden und mitreden zu können. „Gelebte Bürgerbeteiligung ist mehr, als die Einhaltung von rechtlichen Vorgaben“, setzt Mann in Lindlar auf ein neues „Wir-Gefühl“. Mann, als Verwaltungswirt beim Luftfahrtamt der Bundeswehr beschäftigt, sieht bei der Wahl eine kleine Chance, die er nutzen wolle. Dabei sollen auch viele Jungwähler helfen, denn um die kümmert er sich intensiv. Gerade jungen Menschen müsse Lindlar mehr bieten. „Es wäre am 4. März schon ein Riesenerfolg, wenn es mir gelingen würde, in eine Stichwahl zu kommen.“

Die ist deshalb möglich, weil es mit dem Liberalen Steffen Mielke einen dritten Bewerber gibt. Dem 54-Jährigen werden zwar nur Außenseiterchancen eingeräumt, doch er kämpft mit Nachdruck. „Ich weiß, wie man eine Verwaltung führt und ich würde es besser machen, als der aktuelle Bürgermeister“, so der Vater zweier Kinder selbstbewusst. Erfahrungen habe er als stellvertretender Polizei-Inspektionsleiter in Köln mit Verantwortung für 260 Mitarbeiter ausreichend sammeln können. Mielke spricht sich gegen weitere große Neubaugebiete, den Erhalt der ärztlichen Versorgung und gegen Erhöhung von Grund- und Gewerbesteuer aus. Vor allem liegt ihm aber an einem neuen Miteinander. „Ich setze mehr auf Teamarbeit und würde nicht wie der bisherige Bürgermeister den Eindruck erwecken wollen, der einzige im Rathaus zu sein, der dort wichtige Arbeit leistet.“

Am 4. März werden die Bürger nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr recht bald wissen, wer im Rathaus künftig das Sagen hat. Sollte es zu einer Stichwahl kommen, findet die am 18. März statt.
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