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Theaterstück rührte zu Tränen

fj; 10. Dec 2017, 14:40 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Theaterstück rührte zu Tränen

fj; 10. Dec 2017, 14:40 Uhr
Gummersbach - Mit „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ holte die Kulturwerkstatt 32 das wohl traurigste Märchen Hans Christian Andersens auf die Bühne: Weihnachtliche Geborgenheit gab es hier nur in den Träumen.
Es ist ein schöner, aber dennoch tragischer Stoff, den Regisseurin Sabrina Schultheis für die diesjährige Weihnachtsaufführung der Oberstufe Schauspiel der Kulturwerkstatt 32 wählte. „Auch wenn ‚Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern‘ eines der bekanntesten Märchen Hans Christian Andersens ist, ist die Geschichte wohl eher für Erwachsene geeignet, als für Kinder“, so die Regisseurin. Und auch bei den erwachsenen Zuschauern blieben bei den beiden Aufführungen des Märchens in der Studiobühne nicht alle Augen trocken.

Mitreißend gespielt wurde die Rolle des Mädchens Inga von Schauspielerin Michelle Steinhoff: In der Weihnachtszeit rund um die Jahrhundertwende versucht das arme Mädchen seine Familie mit dem Verkauf von Schwefelhölzern über Wasser zu halten. Frierend und nur dürftig bekleidet kauert es zwischen Müll, in einer dunklen Ecke der Stadt. Das Mädchen schläft unter freiem Himmel, denn es hat noch keines ihrer Schwefelhölzer verkauft: Zu groß ist die Angst vor dem Zorn des Vaters, wenn es ohne Geld nach Hause kommt.


Schon der Anblick des verarmten Mädchens zwischen dem Unrat der Stadt war für die Zuschauer nicht leicht zu ertragen. Zusätzlich schwer machen es Inga jedoch die Menschen, die ihr begegnen: Die einen reiben ihr den eigenen Reichtum unter die Nase, die anderen verlangen, dass sie ihnen ihre Einnahmen übergibt. Rieselte dann der Kunstschnee auf die von Kursteilnehmerin Nicole Zimmermann arrangierte Kulisse wurde klar: Die Weihnachtszeit, die Inga erlebt, ist weder behaglich noch glücklich, sondern kalt und bedrohlich.



Ein Stück echten Weihnachtszauber findet Inga immer dann, wenn sie eines ihrer Schwefelhölzer entzündet. Licht und Musik begleiteten die Traumsequenzen, die Inga aus der kalten Realität in eine bessere Welt führen, in der sie schließlich auf ihre verstorbene Oma trifft, die das Mädchen mitnimmt und so erlöst. Die nur fünf Darsteller schafften es, den Stoff Andersens eindringlich auf die Bühne zu bringen. Gedichte von Erich Kästner und Joachim Ringelnatz, die Schultheis in das Stück eingebaut hat, gaben dem bekannten Märchen dabei seinen ganz eigenen Charme. Dafür, dass dieser gut gewählt war, sprachen allein die Verkaufszahlen. „Der Vorverkauf war so gut wie noch nie bei einem Stück der Kulturwerkstatt“, freute sich Schultheis über den Zuspruch für ein Märchen, das sich ebenso durch seine Tragik wie seine Schönheit auszeichnet.
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