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Aus der Sporthalle eine Achterbahn gemacht

mg; 26. Nov 2017, 15:50 Uhr
Bilder: Michael Gauger  --- Die publikumswirksame Entlausungsprozedur geht der Aufnahme ins Korps der Torwache voraus.
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Aus der Sporthalle eine Achterbahn gemacht

mg; 26. Nov 2017, 15:50 Uhr
Engelskirchen - Torwache Ründeroth feiert 3 x 11 Jahre im Rahmen des jährlichen Korpsappells - Ründerother Karnevalsverein proklamierte traditionell sein Prinzenpaar - Grandioses Finale mit den Domstürmern.
Von Michael Gauger

Nach einem Jahr ohne Neuzugänge hatten drei Kandidaten die karnevalistischen  Hürden zum Beitritt beim Korps der Torwache Ründeroth geschafft und wurden feierlich aufgenommen. Den Anfang am Samstagabend machte zuvor das scheidende RKV-Damendreigestirn Svenja, Renate und Christiane, das sich mit einem Medley ihrer Sessionslieder vom jecken Volk verabschiedete. Sie hatten als Verstärkung die Dancing Kids mit dabei. 

Pünktlich marschierten die Hausherren zum bekannten Marsch des Korps auf die Bühne in der Sporthalle der Grundschule Engelskirchen. Kommandant Georg „Schorsch“ Meinerzhagen ließ antreten und die Gardisten präsentierten die ersten Tänze. Dann folgte die Aufnahmeprozedur, mit der selbstverständlich eine ausgiebige Dekontamination einhergeht. Gardist Marcel Hoffmann ist selbstständiger Malermeister und wird, nach einer Verschönerung des Ründerother Ortskerns, den Vornamen des Malers Picasso - „Pablo“ - als Spitznamen tragen. Malte Peterson wird in die Fußstapfen seines Vaters treten und als Feldkoch Dienst tun. Er erhielt den Namen „Smörrebröd“, angelehnt an den Koch der Muppet Show. Neuzugang Nummer drei ist Detlef „Bubi“ Blank, der aufgrund seiner Körpergröße im Korps demnächst „Hightower“ gerufen wird.

Nach der Entlausung folgte die Einkleidung der neuen Gardisten, die die Gäste, zu denen auch viele Abordnungen befreundeter Vereine gehörten, laut bejubelte. Eine Abordnung vom Bund Deutscher Karneval (BDK) war zur Gratulation aus Denklingen angereist und hatte neben einer Urkunde auch einen Jubiläumsorden für die Truppe dabei.

Die nahezu ausverkaufte Sporthalle der Grundschule erhob sich von den Plätzen und begrüßte die neuen Tollitäten, Prinz Mario II. und Prinzessin Sabrina samt Gefolge. Unmittelbar im Anschluss proklamierte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus die neuen Regenten und überreichte die Insignien. Karthaus zeigte sich in seiner humorvollen Laudatio erneut perfekt vorbereitet, hatte sein Kuraufenthalt an der Ostsee doch auch einiges vom heutigen Gastgeber zu Tage gefördert. Prinzessin Sabrina ist gebürtige Gummersbacherin und Jahrgang 1983. Sie begann nach der Schule ihr Ausbildung bei der AWO und ist im Otto-Jeschkeit-Altenzentrum in Ründeroth tätig. Das dieses als Tollitätenschmiede bekannt ist, machte Karthaus erneut klar. Viele Tollitäten umliegender Vereine enstammen dem Haus an der Agger. Sabrina gehört nebenbei den RKV-Sirenen an.

  
Ohne Internet kein Prinzenpaar, denn beide lernten sich dort kennen und lieben. Prinz Mario II. stammt aus dem Ruhrgebiet und wurde mit sechs Jahren nach Gummersbach verpflanzt. Zusammen mit ihren beiden Kindern Lotta und Lina ist das Paar in Dieringhausen sesshaft geworden. Durch die Gruppierung „Jeck Attack“ und den Rosensonntagszug in Ründeroth flammte seine Liebe zum Karneval auf und der Prinz wollte schnell dazugehören.

Mit offenen Armen empfing ihn der Elferrat des RKV. Sein Wunsch „Einmol Prinz zu sinn“ ging nach anderthalbjähriger Planung nun in Erfüllung. „Der Kölsche tanzt hück aus der Reih', mit Petticoat und Cadillac sind wir in Ründeroth vorne dabei“ lautet das Motto, weshalb das Gefolge außergewöhnlich, aber treffend gekleidet, einmarschierte. Bei den schmissigen Sessionsliedern rockten die Kindermariechen Sophie und Lotta stilecht mit Gummigitarren zur Musik.

["Fritzchen" sorgte bei "Smörrebröd" wieder für klaren Durchblick .]

Das VfL-Ballett sorgte unmittelbar danach für einen Augenschmaus und der jecke Saal war wieder aufmerksam, denn die zu CanCan- und Discofoxklängen juchzenden Mädels hatten sich schnell Beachtung ertanzt. Redner-Urgestein Gerd Rück, alias der Weltenbummler, verschaffte sich nach seiner überschwenglichen Gratulation an Kommandant Meinerzhagen zunächst Gehör in der Halle, was mit großem Applaus der vorderen Reihen begrüßt wurde.

Der fast 80-jährige Büttenredner hatte auf seinen Weltreisen einiges erlebt und berichtete nun lebhaft davon. Die Aggerperlen, der Stolz des RKV, legten eine flotte Sohle auf das Parkett und zeigten mehrere Tänze, die vom Publikum kräftig beklatscht wurden. „Ich bin ene Räuber“ und vor allem das „Nix im Büggel (ävver all jood drupp)“ hatten die sangesfreudiges Jecken schnell drauf und sangen sowie schunkelten bei den drei Jungs der Kölschfraktion ausgelassen mit.

[Domstürmer und Prinzenpaar rockten gemeinsam auf der Bühne.]

Das Dellbrücker Boore Schnäuzerballett ging mit seinem anmutigen Mariechen und dem von Meinerzhagen betitelten „Pääd“, das doch eher einem Zebra glich, sofort zur Sache. Choreographie und Show erntete etliche Lacher und Applaus. In die Höhe ging es für die jungen Damen des Tanzcorps Dürscheider Mellsäck. Würfe oder mehrstöckige Hebungen folgten bei ihrem Auftritt Schlag auf Schlag. „Jetzt lasst uns aus dem Ding hier 'ne Achterbahn machen“, forderte Meinerzhagen zum großen Finale auf.

Da ließen sich die Domstürmer nicht zweimal bitten und legten los. Der Ohrwurm „Ohne Dom, ohne Ring, ohne Sunnesching“ wurde zur Super-Maxi-Single, denn der Refrain wurde auch ohne Musik unaufhörlich weitergeschmettert.  Sänger Micky und seine Mannen holten aus und mit „Highway to Hell“ gipfelte die Stimmung der Torwachenparty auf dem absoluten Höhepunkt. Prinz Mario rockte an der Bühnenkante, die Prinzessin mit der Gummigitarre im Duett mit Gitarrist Steve.  

Vor 33 Jahren kam der Gedanke auf, die jeweiligen Tollitäten von einer Garde begleiten zu lassen. Aus 15 Gründungsmitgliedern im Jahr 1985 wurden mittlerweile über 100, wovon etwa 26 Aktive das Tanzbein schwingen. Dazu zählt das perfekt harmonierende Tanzpaar, das mit Fabian „Streusel“ Ecker und Jürgen „Fritzchen“ Graw natürlich aus zwei gestandenen Männern besteht. Das Training der Herren leitet seit vielen Jahren Anna Ecker. Man legt dort jedoch den Fokus eher auf „lustig“ statt auf Perfektion. Obwohl man dieser aber fast sehr nahekommt, wenn man der Anmoderation vom Kommandanten Glauben schenken darf. Michael Krause ist seit fast 25 Jahren dabei und 1. Vorsitzender der geselligen und lustigen Truppe, die sich über weiteren Zuwachs freuen würde.
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