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„Turbo-Bauen“: Gewerkschaft warnt vor steigendem Unfallrisiko

jh; 25. Nov 2017, 12:30 Uhr
Bild: William Diller / IG BAU.
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„Turbo-Bauen“: Gewerkschaft warnt vor steigendem Unfallrisiko

jh; 25. Nov 2017, 12:30 Uhr
Oberberg - Die Anzahl der Wohnungsbauten ist im Vergleich zum vergangenen Jahr immens gestiegen - Wird das „Turbo-Bauen“ zur Gefahr für die Bauarbeiter?
Im vergangenen Jahr wurden im Oberbergischen 639 neue Wohnungen gebaut – 35 Prozent mehr als im Vorjahr, wie die IG Bauen-Agrar-Umwelt (BAU) mitteilte. Nach Beobachtung der Gewerkschaft steigt mit der Anzahl der Aufträge aber häufig auch die Unfallgefahr. „Gerade jetzt zum Winteranfang müssen viele Projekte fertig werden. Dieses ,Turbo-Bauen‘ führt zu enormem Stress für die Beschäftigten“, berichtet Gewerkschafter Mehmet Perisan. Allzu oft drohe der Arbeitsschutz dem Termindruck zum Opfer zu fallen.


Die IG BAU Köln-Bonn fordert die heimischen Bauunternehmen auf, die Arbeitssicherheit ernster zu nehmen. „Wer in einer Höhe von fünf Metern oder mehr auf einer Leiter arbeitet, der riskiert eine Menge. Besser ist da ein Gerüst – auch wenn es den Chef mehr kostet“, macht Perisan deutlich. Die Unfallzahlen in der Branche seien nach wie vor zu hoch, sagt der IG BAU-Bezirksvorsitzende: Rund 21.800 meldepflichtige Arbeitsunfälle auf nordrhein-westfälischen Baustellen registrierte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung im vergangenen Jahr.

Ein weiteres Problem: Auf vielen Baustellen fehlt es an Fachkräften, die sich um den Arbeitsschutz kümmern – obwohl dies die Baustellenverordnung vorschreibt. Persian entgegnet jedoch damit, dass Arbeitsschutz erlernbar wäre. „Ein sicherer Arbeitsplatz hat viel mit dem richtigen Know-how zu tun“, so Perisan weiter. Dass ein besserer Arbeitsschutz die Baukosten in die Höhe treibt, hält er für ein „fadenscheiniges Argument“. Die deutsche Bauwirtschaft verzeichne seit Jahren steigende Umsätze – allein im ersten Halbjahr 2017 lag das Plus laut Bundes-Statistik bei über sechs Prozent. „Wer volle Auftragsbücher hat, bei dem muss die Gesundheit seiner Beschäftigten ganz oben auf der Liste stehen“.
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