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Lachen mit einem bitteren Beigeschmack

uh; 22. Oct 2017, 16:55 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Lachen mit einem bitteren Beigeschmack

uh; 22. Oct 2017, 16:55 Uhr
Gummersbach - Der Komiker Hagen Rether plauderte am Samstag im Gummersbacher Stadttheater über die augenblicklichen Missstände.
Von Ursula Hütt

Eigentlich sind es immer dieselben Themen, die Hagen Rether aufgreift. Sein Programm heißt daher auch immer noch „Liebe“ und wird seit 2003 ständig aktualisiert. Von den Besuchern wird Geduld eingefordert in der fast dreieinhalbstündigen Vorstellung, wobei ihnen stets der Spiegel vorgehalten wird. Unverkennbar bei seinen Auftritten ist der schwarze Konzertflügel, der an diesem Abend jedoch nicht geputzt wurde. Seine Requisiten sind ein Wasserglas, eine Flasche Wasser und natürlich Bananen, von denen er an diesem Abend einige verspeist. Lässig sitzt er auf einem Bürostuhl, nicht etwa auf einem Klavierhocker und sinniert über das Geschehen in der Welt. Seine Haare und sein Zopf sind seit seinem letzten Auftritt in Gummersbach deutlich ergraut.



Rether macht sich Gedanken über die tagespolitischen Themen wie Religion, Massenmedien und Globalisierung und gibt seine scharfzüngigen Kommentare ab. Nachdenklich fragt er, was er wohl mit 72 Jungfrauen anfangen würde? Und umgekehrt, was würde eine Frau mit 72 jungen Männern machen? Wer Merkel wählt, der wählt auch Seehofer. Politiker punkten, auch Lindner, mit dem Glasfaserkabel und dem schnellen Internet. Sich kritisch über Schützenvereine zu äußern, das wagt kein Politiker, denn dann sind nicht nur die Stimmen der Schützen, sondern auch die der Ehefrauen und Kinder weg und die Wahl ist verloren.

Und Donald Trump, der ja selbst überrascht war, als er die Wahl gewonnen hat. Die Amerikaner sind nett und oberflächlich. Das Treffen zwischen Merkel und Trump war wie ein Treffen des Klassensprechers mit der Vertrauenslehrerin. Und die Beziehung zu Frauen, das war früher einfacher. Da zog der Steinzeitmann die Steinzeitfrau an den Haaren in die Höhle und das war alles. Heute wird zunächst geredet über Malerei, Bildhauerei, Architektur; das ist voll anstrengend. Wenn Hagen Rether den Sender Arte einschaltet, dann kommt er sich so dumm vor und schaltet um zu anderen Sendern, bei denen wiederum kommt er sich schlau und überheblich vor und schaltet dann doch schnell wieder um zu Arte. Religionen, nun die haben mit nichts etwas zu tun, die sind von Männern für Männer gemacht.

Nach der Pause spielte Hagen Rether auch Klavier und verspeiste einige Teile der Requisite – die Bananen. Seine Aufforderung an das Publikum: „Also, wenn es ihnen gefallen hat, dann müssen sie wiederkommen.“ Die Besucher erlebten einen unterhaltsamen, witzigen kabarettistischen Abend, bei dem das Lachen manchmal im Halse stecken blieb.
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