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Derschlag setzt seine Serie fort

pn; 22. Oct 2017, 14:00 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Tim Hilger bekam ein wenig überraschend keine Sonderbewachung auf die Füße gestellt.
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Derschlag setzt seine Serie fort

pn; 22. Oct 2017, 14:00 Uhr
Oberberg - Nümbrechter Kampfgeist bleibt im Derby unbelohnt - Oberwiehl bricht gegen Strombach in doppelter Überzahl völlig ein - Die Herren-Oberliga wird präsentiert von ‚Sportsbar Lutter‘. (AKTUALISIERT)
SSV Nümbrecht – TuS Derschlag 28:31 (12:13).

[Jannik Lang war für die Derschlager Deckung lange Zeit ein Buch mit sieben Siegeln.]

Der TuS Derschlag wahrt auch bei seinem vermeintlichen Angstgegner aus Nümbrecht seine weiße Weste und bleibt Spitzenreiter Pulheim auf den Fersen. „Es war klar, dass wir hier nicht mit zehn Toren gewinnen würden“, hatte sich TuS-Trainer Ralph Weinheimer bereits im Vorfeld auf ein schwieriges Unterfangen eingestellt. Und der SSV machte seinem Ruf auch alle Ehre und ärgerte den Tabellenzweiten massiv. Trotz vieler Komplimente, die sein Team nach dem Schlusspfiff erhielt, ärgerte sich Nümbrechts Coach Mario Jatzke nach dem Spiel: „Wir haben wieder gegen ein Topteam gut gespielt, aber können uns davon nichts kaufen, weil wir wieder verloren haben.“ Die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor habe seiner Equipe das Genick letztlich gebrochen, analysierte Jatzke die Gründe für die Niederlage. 

Von Anfang an entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem sich Derschlag beim 5:7 (15.) durch Shawn Pauly erstmals mit zwei Treffern absetzen konnte. Die Hausherren ließen sich davon aber keineswegs schocken und konterten zum 11:10 (25.) durch Daniel Funk. Überhaupt überrumpelte Jatzke die Gäste mit seinen taktischen Vorgaben. „Wir hatten uns schon auf eine Manndeckung gegen Tim Hilger eingestellt“, musste Weinheimer zugeben. Nümbrecht agierte allerdings mit einem defensiven 6:0-Bollwerk, um das gefährliche Kreisläufer-Spiel zu unterbinden und nahm dabei die Würfe aus der zweiten Reihe durchaus billigend in Kauf. „Spielerisch waren wir gestern vielleicht sogar einen Tick besser als Derschlag, aber uns fehlte die letzte Konsequenz beim Abschluss“, ärgerten Jatzke nicht nur drei verworfene Siebenmeter zur Pause.


[Mario Jatzke lobte sein Team für einen engagierten Auftritt, haderte aber auch mit dem Ergebnis.]

Aber auch nach dem Seitenwechsel blieb es lange spannend. Über 17:17 (40.) und 22:23 (51.) wechselte die Führung mehrfach. Zum Knackpunkt wurde das 24:27 (55.) durch Timo Bay, da auch Johannes Urbach zeitgleich eine Strafe kassierte. Derschlag baute den Vorsprung zum 24:29 (57.) aus und ließ sich auch in der Schlussphase nicht mehr aus der Ruhe bringen. „Mit Ausnahme der letzten zehn Minuten waren wir mindestens ebenbürtig“, hofft Jatzke, dass sein Team sich die gestern fehlende Kaltschnäuzigkeit in den kommenden Wochen erarbeitet. Weinheimer legte den Derbysieg dagegen schnell zu den Akten: „Natürlich sind wir nach diesem Auftaktprogramm mit 12:0 Punkten total zufrieden, aber in Nümbrecht war das nur ein solider Auftritt ohne Glanz von uns.“ Den Unterschied habe neben der Deckungsumstellung auf die 5:1-Variante eine Viertelstunde vor Schluss Axel Sierau im Gehäuse gemacht. „Und natürlich auch, dass wir uns von Rückschlägen nicht mehr nervös machen lassen“, weiß der TuS-Coach, wie wichtig das mittlerweile gewonnene Selbstvertrauen für sein Team ist.
  
Nümbrecht: Stefan Ufer (5), Patrick Martel (5/2), Jannik Lang (4), Funk (4/1), Marcel Samel, Mario Weissner (je 3), Ilja Schattner (3/1), Johannes Urbach (1).


Derschlag: Tim Hilger (12/5), Thorben Schneider (5), Petar Cutura (4), Shawn Pauly (3), Lennart Mentges, Norman Krause, Timo Bay (je 2), Vladislav Vesselinov (1).



CVJM Oberwiehl – TV Strombach 20:28 (12:14).


Welchen Einfluss Selbstvertrauen haben kann, durften die Zuschauer auch beim Derby in Wiehl erleben. Während der CVJM vor der Saison nach einer starken Vorbereitung nur so davon strotzte und mittlerweile ernüchtert im Tabellenkeller angekommen ist, eilt der TV Strombach nach einem zumindest ergebnistechnisch durchwachsenen Sommer derzeit von Höhenflug zu Höhenflug. Überbewerten will TVS-Coach Michiel Lochtenbergh den starken 11:1-Saisonstart aber weiterhin nicht. „Wir haben erneut sehr solide gespielt“, lautete sein nüchternes Fazit. Ohnehin sucht der ehrgeizige Holländer auch nach Siegen noch nach Verbesserungspotential und fand dieses auch nach dem Derbysieg. „Es wäre ein noch klarer Sieg möglich gewesen“, ärgerten ihn gerade die Nachlässigkeiten vor der Pause.
[Ralph Weinheimer gibt seinem Team nach dem sechsten Sieg in Folge eine Woche frei: "Das haben sich die Jungs verdient, ist aber auch wichtig für den Kopf."]


Denn bis zum Seitenwechsel sahen die Zuschauer ein weitestgehend ausgeglichenes Spiel mit leichten Vorteilen für die Gäste. „Bei uns war alles irgendwie ok, mehr aber auch nicht. Unsere schlechten Entscheidungen hat Strombach konsequent genutzt“, sprach CVJM-Trainer Florian König von einem knappen, aber auch verdienten Halbzeitrückstand. Strombach agierte defensiv zwar mit kleinen Ausnahmen stabil, haderte über 6:6 (16.), 8:11 (22.) und 11:13 (28.) aber mit seiner Wurfquote. König ärgerten dagegen die Unkonzentriertheiten seines Teams: „Wenn wir geduldiger agieren, hätte es enger sein können.“ Doch während die Gäste ihr Niveau nach dem Seitenwechsel halten konnten, verließen Oberwiehl zusehends die Kräfte und wurde von Minute zu Minute harmloser. Beim 13:16 (36.) kassierten Nico Blech und Alex Arnold zwar noch zwei Zeitstrafen, aus der nummerischen Überlegenheit wussten ideenlose Gastgeber aber nichts anzustellen.

„Das 13:19 war unser letzter Genickbruch“, sah König Strombach in der Folge auf 16:23 (49.) davonziehen, obwohl der TVS mittlerweile auf den disqualifizierten Arnold sowie den verletzten Lukas Bader, der unglücklich umknickte, verzichten musste. Auch in der Schlussphase sollte über 18:25 (55.) keine Spannung mehr aufkommen. „Wir sind insgesamt sehr diszipliniert geblieben und konnten in Ruhe zum Sieg spazieren“, hob Lochtenbergh aus einer geschlossenen Leistung Malte Meinhardt für seine Defensivqualitäten hervor. König suchte dagegen nach Erklärungen: „Im Training unter der Woche wirkte es so, als würden wir langsam Automatismen herstellen können. Davon war heute allerdings gar nichts zu sehen. Zudem fehlte uns die Entschlossenheit, den letzten Schritt zu machen. Es darf nicht sein, dass wir uns vor eigenem Publikum so hängen lassen“, glaubt er aber nach wie vor daran, dass sein Team die guten Leistungen der Vorbereitung bald auch in der Liga zeigen kann: „Aber das ist ein Prozess. Selbstvertrauen kommt nicht von allein.“


Oberwiehl: Fynn Bastian (6), Jan Jäckel (5/2), Mirco Gröbner (3), Simon Schanz, Artur Gartung (je 2), Marc Weschenbach (1), Bastian Schneider (1/1).


Strombach: Christopher Suhr (7), Nico Blech, Malte Meinhardt (je 5), Julian Mayer (5/2), Florian Panske (3), Alexander Arnold (2), Lukas Bader (1).


Ergebnisse und Tabelle
  
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