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Die Kunst der Pantomime

uh; 21. Oct 2017, 15:25 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Die Kunst der Pantomime

uh; 21. Oct 2017, 15:25 Uhr
Reichshof - Milan Sladek, der international renommierte Pantomime, gastierte am Freitag im Kunstkabinett Hespert - Die Besucher erlebten eine Einführung in das Verhältnis zwischen Körpersprache und Pantomime.
Von Ursula Hütt

Es war eine besondere Atmosphäre und eine gewisse Spannung der Gäste im Kunstkabinett auf das, was an diesem Abend zu sehen sein würde. Dann erscheint er auf der Bühne, Milan Sladek, schwarz gekleidet, ohne Schuhe, das Gesicht weiß geschminkt. Die Bühne ist minimalistisch, ohne Bühnenbild und ohne Dekoration. Alle Blicke sind auf den Protagonisten gerichtet. Sladek erzählt, was für die Gäste eigentlich verblüffend ist, denn sie hatten mit Pantomime gerechnet.  Sladek gibt einen Einblick in die Pantomime, die Mitteilungsweise des Körpers. Ein Drittel der Kommunikation erfolgt verbal und zwei Drittel nonverbal.




[Direktor Franz Bodo Gerono vom Kunstkabinett.]  

Körpersprache lässt sich nicht kontrollieren, Sprache dagegen schon. Sladeks Wunsch ist es, das Geschehen in den Zuschauerraum zu verlegen und die Gäste mit einzubeziehen. Er gibt einen Einblick in die Arbeitsweise mit seinen Schülern, die in der ersten Phase die Augen schließen müssen und sich dann vorstellen sollen, wie beispielsweise Wasser oder Seife schmecken. Sie sollen auch zusehen, wie er ein Glas Wasser trinkt und lässt seine Schüler dann „sozusagen mittrinken“. In der zweiten Phase wird dann eine eigene Geschichte pantomimisch rekonstruiert, die dann schon vor Zuschauern dargestellt wird. Sladek stellte an diesem Abend drei seiner besten Solopantomimen vor.

„Leda mit dem Schwan“, die Geschichte von der schönen Leda, die Zeus in Gestalt des Schwans erobert. Eigenwillig interpretiert, mit einer etwas respektlosen Ironie. „Kreuzweg“, der Leidensweg Christi auf dem Weg zum Berg Golgota. Mit wenigen Bewegungen schlingt Sladek seinen großen weißen Umhang um sich und wird zum römischen Statthalter Pontius Pilatus, der sich sträubt, das Todesurteil zu sprechen. Letztendlich beugt er sich dann aber doch dem Willen der Menge und zeigt mit dem Daumen nach unten, wobei er sich anschließend die Hände in Unschuld wäscht. Beeindruckend ist die Darstellung der Maria, die ihr neugeborenes Kind im Arm hält, dann sieht, wie Jesus aufwächst und schließlich trauernd am Wegesrand steht. „Party“ ist die überspitzte Darstellung der Partygäste, die in ihrer Eigenart, ihrer unbewussten Körpersprache und ihrem Imponiergehabe gar nicht merken, wie sie auf andere wirken.



Sladek tritt mit einem weiß geschminkten Gesicht auf, um so die Pantomime zu verdeutlichen. Er ist 79 Jahre alte, aber sein Alter sieht man ihm nicht an. Er gewann zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Erst kürzlich erhielt er den Bauturm Kunstpreis 2017, verliehen durch den Verein der Freunde und Förderer des Theaters im Bauturm in Köln. Sladek eröffnete 1974 in der Aachener Straße in Köln das Theater Kefka, das erste festansässige Pantomimentheater in Westeuropa. Zum Ende des Abends bedankte sich Sladek bei den engagierten Gästen im Kunstkabinett Hespert mit den Worten: „ Danke, sie haben mir das Gefühl gegeben, hier heimisch zu sein“.
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