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Gute Nachrichten, aber neue Hürden

lob; 19. Sep 2017, 15:30 Uhr
Archivbild --- Das Blutspenden soll für die Spender so angenehm wie möglich gestaltet werden, weshalb das Deutsche Rote Kreuz Oberberg eine große Umfrageaktion startete und rund 2.000 ausgefüllte Fragebögen auswertete.
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Gute Nachrichten, aber neue Hürden

lob; 19. Sep 2017, 15:30 Uhr
Gummersbach - Der DRK-Kreisverband beobachtet in den vergangenen Jahren einen Rückgang der Blutspender - Große Informations- und Werbekampagne zeigt Wirkung - Neuerungen bei der Spende stehen bevor.
Von Laura Oberbüscher

„Im Jahr 2016 konnten wir 16.773 Blutspender erreichen und liegen damit immer noch auf Platz eins im Landesverband Nordrhein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK)“, präsentieren  DRK-Kreisgeschäftsführer Rolf Braun und Stephan Küpper, Pressesprecher des DRK-Blutspendendienstes West, ein relativ gutes Ergebnis und bedankten sich herzlich bei allen Blutspendern aus dem Oberbergischen Kreis. Die Zahlen könnten stolz machen, aber dies tun sie in Oberberg nicht.

Die Euphorie über den Spitzenplatz im Landesverband  wird gedämpft, denn in den vergangenen fünf Jahren seien dem Kreis etwa 5.000 Blutspender verloren gegangen, heißt es weiter. Zwar gehen derzeit landesweit die Zahlen zurück, „doch im Oberbergischen herrscht grundsätzlich große Bereitschaft zum Blutspenden“, weiß Küpper. Dementsprechend war der DRK-Kreisverband des Oberbergischen Kreises nicht gewillt, den Rückgang einfach hinzunehmen. So entstand Ende März dieses Jahres eine große Informations- und Werbekampagne. Diese zeigt bereits Wirkung: in diesem Jahr steigen die Blutspenderzahlen im Kreisgebiet leicht an, berichtete Braun. Im Rahmen der Kampagne sollte zudem ein Fragebogen helfen, Mängel ausfindig zu machen.

Das Gesamtergebnis der aus den Fragebögen erhobenen Daten ist durchaus positiv: rund 90 Prozent der Befragten sind mit den Angeboten und Leistungen im Bereich der Blutspende mehr als zufrieden. Genauso deutlich wie die positive Resonanz ist allerdings auch, wo die Defizite liegen: in der langen Wartezeit. Besonders das Warten auf das notwendige Arztgespräch wird von den Spendern kritisiert.


„Von der Supermarktisierung der Blutspende sind wir noch weit entfernt“, erklärte Küpper bildhaft, als er mit der Kritik vom Kreisverband konfrontiert wurde. „Es gibt keine Klingel an der man ziehen kann, wenn es mal voll wird und kurze Zeit später ertönt: ‚Wir öffnen ein zweites Arztzimmer für Sie‘“. Denn im Bereich der Blutspende herrscht auf dem Land Ärztemangel. „Oftmals haben wir Termine, zu denen wir zwei oder drei Ärzte schicken müssten, um einen fließenden Ablauf zu gewährleisten, aber in vielen Fällen haben wir nur einen oder zwei zur Verfügung. So verschiebt sich natürlich alles“, ergänzt Jörg Harte, zuständiger Referent des Blutspendedienstes West. Doch es besteht Hoffnung auf Besserung: Ein Aufruf der Ärztekammer hat vor kurzem eine Reihe neuer interessierter Ärzte zur Blutspende gebracht.

Ein weiterer Ansatz zur – zumindest gefühlten – Verkürzung der Wartezeit ist, diese sinnvoll zur Aufklärung über den konkreten Nutzen von Blutspenden zu verwenden. „Viele Spender wissen gar nicht, was genau mit ihrem Blut anschließend passiert“, sagt Harte. „Mittlerweile können drei Patienten mit einer Konserve versorgt werden. So hilft eine Spende unter Umständen gleichzeitig einem Unfallopfer und einem Leukämiekranken.“

Doch neben all der Arbeit, die zur Verbesserung der Umstände bei der Blutspende bereits betrieben wird und der vielen Ansätze die noch im Raum stehen, gibt es seit kurzem neue Regulierungen von oben, die den Prozess zusätzlich erschweren. Es gelten neue Blutspenderichtlinien, die durch die Bundesärztekammer und das Paul-Ehrlich-Institut beschlossen wurden. Beispielsweise müssen Blutspender ab dem 16. Oktober vor der Spende einen detaillierteren Fragebogen (vier Seiten) ausfüllen. Bereits jetzt muss man sich durch ein gültiges Dokument mit Lichtbild ausweisen können  - der Blutspendepass reicht nicht mehr aus. Bald dürfen Spender auch nicht älter als 75 Jahre sein.

„Das sind Vorgaben, die wir uns nicht ausgesucht haben, aber an die wir uns halten müssen“, erklärt Küpper. „Wir möchten es unseren Spendern so angenehm und einfach wie möglich machen, damit sie gerne zur Blutspende kommen. Denn Blutspenden retten Leben.“ Für Rolf Braun ist die nächste bürokratische Hürde absolut unverständlich. Schließlich könnte der neue Fragebogen für noch längere Wartezeiten sorgen. Auch versteht Braun nicht, warum der neue Fragebogen nicht mit einer größeren Vorlaufzeit eingeführt werde.

Der DRK-Blutspendedienst West sucht nach wie vor nach Ärzten, die daran Interessiert sind, sich im Bereich der Blutspende zu engagieren. Weitere Informationen dazu sind bei Stephan Küpper unter Tel.: 02012/18 90 oder per Mail an s.kuepper@bsdwest.de erhältlich.  
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