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Ärger um den LEADER-Prozess

fj; 7. Aug 2017, 13:14 Uhr
Archivbilder: Die Kinderfeuerwehr Odenspiel im Jahr 2014(li.) und die Kinderfeuerwehr Bergneustadt im Jahr 2016.
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Ärger um den LEADER-Prozess

fj; 7. Aug 2017, 13:14 Uhr
Reichshof – Erhitzte Gemüter in der LEADER-Region Oberberg: Die Kinderfeuerwehr Odenspiel hat sich 2014 um eine Förderung beworben, erhielt nun aber eine Absage, weil sich zwischenzeitlich eine weitere Kinderfeuerwehr gegründet hat.
Seit LEADER, eine Fördermaßnahme der Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raums, Thema im Oberbergischen Kreis ist, sind Kathrin und Rolf Steiniger aus Reichshof-Odenspiel mit von der Partie und bemühen sich um eine Förderung für die örtliche Kinderfeuerwehr. „Nicht nur auf der Auftaktveranstaltung wurde uns immer wieder gesagt, wie toll und einzigartig unser Projekt ist. Darum haben wir uns beworben, auch wenn dies mit einem ziemlichen Aufwand verbunden war“, erklärt Kathrin Steiniger, die das Projekt „Kinderfeuerwehr“ gemeinsam mit ihrem Mann initiierte und 2014 an den Start brachte (OA berichtete). Im gleichen Jahr stellten die Steinigers auch den Antrag auf Förderung im Rahmen von LEADER.

Dann passierte erst einmal nichts. „Das ganze Prozedere musste ja erstmal in Gang kommen“, erklärt Regionalmanager Jan Foerster, warum die Steinigers rund ein Jahr warten mussten. Erst 2015 erhielt die Region „Oberberg: 1000 Dörfer - eine Zukunft“, zu der die Kommunen Bergneustadt, Engelskirchen, Gummersbach, Lindlar, Morsbach, Nümbrecht, Reichshof, Waldbröl und Wiehl gehören, den Status „LEADER-Region“. Erst dann konnte ein Regionalmanagement und ein Verein, der die Entwicklungsstrategie umsetzen soll, gegründet werden. Die Regionalmanager, Foerster und seine Kollegin Christiane Mattil, stehen bei Fragen und als Koordinatoren für die Projekte und ihre Antragssteller zur Verfügung. Welches Projekt im Rahmen von LEADER umgesetzt werden soll, entscheidet der Erweiterte Vorstand des Vereins „Kulturlandschaftsverband Oberberg“. Erst mit seinem „Ok“ werden die Projekte zur offiziellen Antragsstellung bei der Bezirksregierung zugelassen.

Als dieser Prozess abgeschlossen war und die Steinigers erstmals bei den Regionalmanagern vorstellig werden konnten, fielen sie aus allen Wolken. Denn plötzlich war ihr Projekt nicht mehr innovativ – und damit auch nicht mehr förderungswürdig. Der Grund: In der Zwischenzeit hatte sich auch in Bergneustadt eine Kinderfeuerwehr gebildet (OA berichtete). „Dies ändert aber nichts daran, dass wir dir ersten waren und unser Projekt „Kinderfeuerwehr“ nichtsdestotrotz das Ehrenamt stärkt. Schließlich führen wir die Kinder so an die Freiwillige Feuerwehr heran, die dringend Nachwuchs braucht“, ereifern sich die Steinigers.



Foerster kann diesen Ärger verstehen: „Es ist ein tolles und wertvolles Projekt“, so der Regionalmanager. Dass die Kinderfeuerwehr Odenspiel durch die Existenz der Kinderfeuerwehr Bergneustadt das Ausschlusskriterium „Innovativ“ nicht mehr erfülle, könne er aber leider nicht ändern. „Es gibt formale Richtlinien, die jeder unter www.1000-doerfer.de nachlesen kann und an die wir uns halten müssen. Diese besagen, dass ein Projekt förderungswürdig ist, wenn es neue Ideen und Entwicklungsansätze generiert“, so Foerster.

Davon, dass die Kinderfeuerwehr genau dieses Kriterium erfüllt, sind die Steinigers überzeugt – schließlich war die Odenspieler Mini-Wehr zum Zeitpunkt ihrer Bewerbung die erste und einzige im Kreis und ist auch immer noch anders strukturiert als das Pendant in Bergneustadt. „Das war sie aber nicht mehr, als das Projekt dem Erweiterten Vorstand zur Bewertung vorgestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt gab es die Kinderfeuerwehr in Bergneustadt“, argumentiert dagegen Foerster.

Dass es auch in der Nachbarkommune eine Kinderfeuerwehr gibt, hätten sowohl die Steinigers wie auch die Regionalmanager und der Erweiterte Vorstand nach jeweils eigenen Angaben erst aus dieser Zeitung erfahren. „Dennoch mussten wir uns vorwerfen lassen, dass wir längst Bescheid gewusst hätten und trotzdem am Antrag festgehalten haben. Selbst einen Lügner musste ich mich nennen lassen“, kritisiert Rolf Steiniger nicht nur die Entscheidung, sondern auch den vorherrschenden Ton.

Foerster ist es dagegen wichtig zu betonen, dass die Entscheidung des Erweiterten Vorstands gegen eine Förderung nicht bedeute, dass man das Projekt „Kinderfeuerwehr“ nicht gut finde. „Wenn das Konzept nochmal überarbeitet und ein innovatives Element hinzugefügt würde, wäre die Kinderfeuerwehr sofort wieder im Rennen“, so Foerster.

Nach der Zeit und dem Aufwand, die die Steinigers bereits in ihre Bewerbung und auch deren Änderung gesteckt haben, wollen die Steinigers darauf aber verzichten. „Dieser ganze Heckmeck führt eh zu nichts“, vermuten sie, dass man sie nun aufgrund des Streits „auf dem Kieker hat“. Dass bis auf eine alle Bewerbungen aus Reichshof vom Erweiterten Vorstand abgelehnt worden seien, bestätige sie in diesem Verdacht. „Jetzt verzichten wir auf weitere Bemühungen in diese Richtung. Mit der Kinderfeuerwehr geht es auch ohne LEADER weiter und das ist das wichtigste“, so Kathrin Steiniger.
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