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Marketing-Offensive-Oberberg

bv; 1. Aug 2017, 16:41 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer --- Landrat Jochen Hagt will die Stärken Oberbergs intensiver als Marketing-Instrument nutzen.
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Marketing-Offensive-Oberberg

bv; 1. Aug 2017, 16:41 Uhr
Oberberg – Landrat Jochen Hagt will den Kreis bekannter machen, Neubürger anlocken und hofft auf einen sechsspurigen Ausbau der Autobahn A4 wie kürzere Fahrzeiten der Regionalbahn RB 25.
Von Bernd Vorländer

Leer ist sein Terminkalender auch jetzt nicht, aber es ist deutlich entspannter. Jochen Hagt nutzt die Urlaubszeit, die in seinem Haus, aber auch bei vielen weiteren Behörden herrscht, um nachzudenken, die Sinne zu schärfen und Zukunftsentwürfe zu entwickeln. „Ab und zu sollte man sich selbst und sein Tun hinterfragen und überlegen, wo Verbesserungspotentiale schlummern“, sieht er die Sommer-Zeit als Chance. Gefreut hat er sich in der vergangenen Woche, als das Institut der Deutschen Wirtschaft in einer Studie der Region bescheinigte, bei Innovationen, Patentanmeldungen und technologischen Neugründungen bundesweit in der ersten Liga mitzuspielen. Hagt sieht das als Bestätigung für alle Akteure des Kreises an, in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht zu haben.

Aber der Landrat empfindet die Notwendigkeit, die Vorzüge des Kreises viel deutlicher als bislang nach außen zu tragen. Innovative Unternehmen, eine funktionierende Sozialstruktur in lebendigen Dörfern, eine intakte Naturlandschaft und eine Sicherheitsarchitektur, die bislang dafür sorge, dass Oberberg in der Kriminalitätsentwicklung stets hintere Plätze belege, seien günstige Rahmenbedingungen, „aber wir müssen viel mehr Strahlkraft entwickeln“, will Hagt dafür sorgen, dass zunehmend Marketing-Aspekte in die Zukunfts-Planung des Kreises einfließen. Und er hat ein gutes Beispiel für seine Ziele. Der Marketing-Leitspruch ‚Wir können alles, außer hochdeutsch‘, habe Baden-Württemberg in den Köpfen der Menschen verankert. „Etwas Ähnliches muss uns auch gelingen“, sagt Hagt. Dazu sei zwar ein langer Atem nötig, aber hier sieht er einen Ansatzpunkt, um weit über die Kreisgrenzen hinaus positive Assoziationen mit dem Oberbergischen zu verbinden.


Natürlich sei die Region kein Marketingprodukt, aber ohne das Hilfsmittel einer optimalen werblichen Umsetzung der unzweifelhaft vorhandenen Stärken könne man im Konzert der Mitbewerber auf Dauer nicht bestehen. Deshalb soll in den kommenden Monaten und Jahren das Thema Oberberg-Marketing im Zusammenspiel mit der Wirtschaft und weiteren Akteuren wesentlich offensiver entwickelt werden.

Hagt sieht jedoch auch die Notwendigkeit, bei den sogenannten harten Standort-Faktoren Akzente zu setzen. Die demografische Entwicklung macht ihm Sorgen, insofern benötige man Menschen, die im Oberbergischen Wurzeln schlagen. Eine Voraussetzung seien leistungsfähige Verkehrswege. Neben der Instandsetzung zahlreicher Kreis- und Gemeindestraßen sieht Hagt auch den Ausbau der Autobahn A4 wie der Regionalbahn RB 25 als zwingend an. Es sei durchaus realistisch, dass die A4 von Untereschbach nach Köln und in Gegenrichtung in nicht allzu ferner Zeit sechsspurig verlaufe,  sieht er entsprechende positive Hinweise, die sich bei den Gesprächen mit Straßen NRW wegen der bald nötigen Brücken-Sanierungsarbeiten in Untereschbach abgezeichnet hätten. Auch bei der RB 25 müsse es zu weiteren Verbesserungen kommen, um die Taktung und die Fahrzeit zu verkürzen. Den zumindest zeitnahen Ausbau einer Zweigleisigkeit auf bestimmten Streckenteilen bewertet Hagt als ebenso wichtig wie die Optimierung des Knotens Köln, um eine schnellere Fahrzeit der RB 25 zu erreichen.

Beim Thema Wohnungsbau bleibt nach Hagts Auffassung noch einiges zu tun. Wenn der Kreis weiteren Zuzug von Menschen befördere, „dann muss auch entsprechend bezahlbarer Wohnraum in Siedlungszentren vorhanden sein“. Zwar sei das Instrument der Wohnungsbauförderung derzeit keines, das Investoren anlocke, doch müsse man andere Wege finden, um den Bau von Immobilien zu forcieren. Wege zu einer Lösung zu finden, das gelte im Übrigen auch für die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum, will Hagt hier bald weitere Akzente setzen. Es dürfe zu keinen weißen Flecken im Kreis kommen – was auch für den Breitband-Ausbau gilt. „Wir haben Nachholbedarf, mit dem bisherigen Versorgungs-Grad kann ich nicht zufrieden sein.“
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