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Oberbergische Höhenretter bei Albtraum-Szenario

bv; 31. Jul 2017, 14:30 Uhr
Bild: privat --- Dier oberbergischen Höhenretter (im Bild) eilten sofort zum Seilbahn-Unglück nach Köln.
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Oberbergische Höhenretter bei Albtraum-Szenario

bv; 31. Jul 2017, 14:30 Uhr
Oberberg – Fünfköpfige Gruppe des regionalen Roten Kreuzes half bei der Rettung der in der Kölner Seilbahn festsitzenden Menschen am gestrigen Sonntag.
Von Bernd Vorländer

Es ist für viele Menschen eine Horrorvorstellung. An einem sonnigen Sonntagnachmittag hatten etliche Passagiere eigentlich nur einen schönen Tag in Köln, im Rheinpark oder im Zoo verbringen wollen. Und dazu gehörte für viele, aus luftiger Höhe einen Blick auf den Rhein und die Kölner Altstadt mit dem Dom werfen zu können. So war der Andrang groß an der Seilbahn, die von der einen zu anderen Rheinseite führt.  Gegen 15:30 Uhr war der schöne Nachmittag jedoch für 100 Menschen abrupt vorbei. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Feuerwehr über einen Unglücksfall an der Seilbahn informiert. Das Hilfsseil der Seilbahn hatte sich laut Aussage des technischen Leiters der Kölner Seilbahn um eine Gondel gewickelt, sodass diese am linksrheinischen Pfeiler entgleiste. Die Gondel mit der WDR-Maus hing schief am Seil und auch alle übrigen Passagiere in den Gondeln waren gefangen, denn der Notstopp blockierte jedes Weiterfahren.


Welche Ängste die Passagiere ausstehen mussten, kann man nur erahnen. Es begann jedenfalls eine umfangreiche Rettungsaktion. Zahlreiche Straßen, so auch die Zoobrücke, wurden über Stunden gesperrt. Und es schlug die Stunde der Höhenretter, die aus Köln, Aachen, Düsseldorf und dem Oberbergischen an den Ort des Geschehens gerufen wurden. Fast schon schicksalhaft erscheint die Tatsache, dass die Kölner Höhenretter noch vor zehn Tagen exakt dieselbe Übung an der Seilbahn absolviert hatten – und das auch noch mit der Gondel, die am Sonntag für das Unglück sorgte. Jedenfalls gestaltete sich der Tag so gänzlich anders, als sich dies Roland Klampfl und seine Kollegen vorgestellt hatten. Mittags übte die Fünf-Mann-Gruppe der oberbergischen DRK-Höhenretter im Steinbruch in Gummersbach-Becke, als man von dem Unglück in Köln erfuhr und zur Unterstützung in die Domstadt eilte. Dort traf man gegen 17:30 Uhr ein.

„Da lief der Einsatz der Kollegen zur Evakuierung der Fahrgäste bereits“, berichtet Klampfl. Die Oberberger sicherten in der Folge den Einsatz ihrer Mitstreiter und waren für den Materialnachschub verantwortlich. Es sei für die Retter ein Einsatz gewesen, bei dem vor allem Psychologie und Einfühlungsvermögen notwendig gewesen sei. Schließlich habe man den Menschen in den Gondeln einen Teil der Angst nehmen müssen. „Am schwierigsten ist es für die Gondel-Insassen, einem Seil zu vertrauen, das nicht dicker ist, als der kleine Finger“, weiß Einsatzleiter Klampfl. Durch die Pfeiler der Seilbahn waren die Retter aufgestiegen, hatten sich dann über die Zugseile der Seilbahn zu jeder einzelnen Kabine vorgekämpft und den Menschen dort entsprechende Gurte angelegt, über die sie dann auf Drehleiterkörbe oder Feuerwehrboote abgeseilt und damit gerettet wurden. „Es gab dazu keine Alternative“, so Klampfl. Nach 20 Uhr hatten auch die letzten Passagiere wieder festen Boden unter den Füßen, für die oberbergischen Höhenretter war der Einsatz um 23 Uhr beendet.

Für diese Extremsituationen bereiten sich auch im Oberbergischen insgesamt zwölf Mitglieder der Höhenretter-Staffel alle 14 Tage intensiv bei Übungen vor. Hinzu kommen vier Trainingseinheiten pro Jahr bei der Bergwacht NRW sowie zwei Ausbildungen im Trainingszentrum im bayerischen Bad Tölz. Fitness ist natürlich eine Voraussetzung für einen Höhenretter, doch kommt es auch auf Einfühlungsvermögen an. „Viele Mitglieder verfügen über eine Ausbildung im Rettungsdienst und sind auf diese Situationen mit völlig verängstigten Menschen vorbereitet“, weiß Roland Klampfl.
  
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