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Löhcamp, das logistische Meisterwerk

fk; 21. Jul 2017, 15:55 Uhr
Bilder: Friederike Klein --- 'Fräulein Müller' und 'Thomas Müller' heißen die zwei Hühner der Müller-Zunft, die Jan und Finn gut festhalten. Jede Zunft hat eines und muss in der Camp-Zeit dafür sorgen. Der Dank der Hühner: Eier.
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Löhcamp, das logistische Meisterwerk

fk; 21. Jul 2017, 15:55 Uhr
Nümbrecht - Abenteuer, Spiel und Spaß heißt es beim Löhcamp der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Bergneustadt-Hackenberg, das zum dritten Mal in Benroth stattfindet - Neuer Teilnehmerrekord.
Von Friederike Klein

„Süße Äpfel, köstliche Knollen – nur drei Taler das Stück“, hallen die Rufe über den „mittelalterlichen“ Marktplatz, um den die Zelte der zehn verschiedenen Zünfte stehen. Es ist Spätnachmittag und bei Leckereien, Spiel und Spaß geht es dort quirlig und lustig zu. Zum neunten Mal und davon zum dritten Mal auf dem alten Benrother Sportplatz und den umliegenden Wiesen hat das jährliche Löhcamp der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Bergneustadt-Hackenberg seinen Platz gefunden.

[Spiel und Spaß vor der Kapelle von Pater Kornelius alias Kornelius Berg, die sogar mit „bleiverglasten“ Fenstern bestückt ist.]

210 Kinder zwischen acht und 13 Jahren, 170 Mitarbeiter von 14 bis 65 Jahren und deren 20 Kinder von eins bis sieben Jahren haben für eine Woche die Einwohnerzahl des idyllischen Dorfes mehr als verdoppelt. Das diesjährige Thema und die Lagerstory „1517 – Martin macht das Licht an“ lehnt sich an das Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“ an. Damals gab es die Zünfte, in die die Kids nach Alter eingeteilt sind. Das sind die Tuchmacher, Weber, Fischer, Müller, Schuster, Schlachter, Zimmerer, Sattler, Maurer und Schneider, in deren Unterkünften vier bis sechs Mitarbeiter mit den Kids die Ferientage verbringen.

„Große Veränderungen gab es damals“, erzählt Burkhard Schmidt von der Zunft „Camp-Leitung“, zu der auch Alex Berg und Tabea Irle gehören. Über die damalige Zeit und die Geschichte von Martin Luther erfahren die Kids abends im Spectaculum durch die Gaukler-Zunft, die von Meistergaukler Zarabellio alias Abel Hoffmann und Maronica alias Monika Hamburger angeführt wird. Es ist ein logistisches Meisterwerk, das das Löhcamp-Team jedes Jahr auf die Beine stellt.


Angefangen von den Wanderungen der Gruppen zum Zeltplatz, wo fleißige Mitarbeiter das Grundgerüst des Lagers mit Küchen- und Spülzelt, Essens- und Spectaculum-Versammlungszelt, Duschcontainern, Waschtischen und Dixie-Toiletten schon vorbereitet hatten. Über das abwechslungsreiche Programm mit Workshops, Spiel und Spaß für jeden Tag, bis zum Abschlusstag und Abbau. „Es ist auch wirklich anstrengend“, gesteht Schmidt. Aber „zu erleben, was für eine Freude das den Kindern und Mitarbeitern macht“, wiege die Anstrengung mehr als auf, lacht er.


[Mitten auf dem Marktplatz steht ein großer Kletterturm.]

Und die Mitarbeiter bleiben bei der Stange. Fahren nicht nach Hause, auch wenn sie in der Nähe wohnen. Wie zum Beispiel die Nümbrechter Tatjana und Andreas Dyck, die mit ihren beiden Kindern hier sind. „Das ist einfach auch ein Abenteuer“, sagt Tatjana. Während die beiden als Mitarbeiter helfen, hat ihre Tochter im Camp-eigenen Kindergarten „Burgspatzen“ Spaß bei Judith Schorre und Team, und ihr Sohn ist mit seiner Zunft unterwegs.

[Handys und Tablets sind tabu – sie werden von den Kindern nicht vermisst. Das ist die 'Handytankstelle' für die Mitarbeiter-Handys zur Verständigung und Absprache untereinander.]

  Zum ersten Mal gibt es ein Camp im Camp. Das ist die Adventurezunft und Outdoorschule, bei der 15 Mitarbeiter mit Outdoor-Oberberg Erfahrungen zum Beispiel im Möbelbau machen und diese an die Kinder weitergeben. Auch zum ersten Mal hatten die Löhcamper die Dorfgemeinschaft eingeladen, die sich alles angeguckt haben und im nächsten Jahr gerne wieder kommen. „Das ist klasse, dass hier oben so viele junge Menschen sind“, sei der Tenor gewesen. Und zu Besuch kam auch das Kreisjugendamt, das jedes Jahr Fördermittel bereitstellt.

Wie das alles möglich ist? Unterstützung vom Dorf Benroth und der Nümbrechter Gemeindeverwaltung, vom CVJM, Haus Segenborn und Landwirt Bernd Demmer aus Puhl, Sach- und finanzielle Spenden, öffentliche Förderung des Kreises und viel Engagement. Das zeigte sich auch bei den massiven Regenfällen am Mittwoch. Auf dem Sportplatz entwickelte sich eine Seenplatte und alles versank im Schlamm. Der Hilferuf wurde sofort erhört, Split vom Steinbruch gebracht, Werkzeuge ausgeliehen und schnell war der Marktplatz wieder zu begehen. Dafür sind Schmidt und alle anderen unendlich dankbar und froh. Impressionen und Informationen unter www.löhcamp.de.
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