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Allseits bekannt und gefürchtet – die Herkulesstaude

pt; 21. Jul 2017, 11:35 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Die Herkulesstaude an der Agger in Gummersbach-Vollmerhausen.
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Allseits bekannt und gefürchtet – die Herkulesstaude

pt; 21. Jul 2017, 11:35 Uhr
Oberberg - Der kaukasische Riese breitet sich im Oberbergischen dieses Jahr besonders stark aus - Tiere, Menschen und auch heimische Pflanzen sind dadurch bedroht - 'Können nicht ständig auf Herkulesjagd gehen.'
Von Paulina Theiß

Nicht nur im Oberbergischen Kreis, in ganz Europa hat sich die schöne aber gefährliche Herkulesstaude, auch Riesen-Bärenklau genannt, seit Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelt. Entlang von Autobahnen, Uferböschungen oder auf Brachflächen wächst die bis zu vier Meter hohe kaukasische Staude. Eine ausgewachsene Pflanze bildet bis zu 30.000 Samen und breitet sich über wilde Komposthaufen, direkte Aussaaten, den Transport der Samen über Bach- und Flussläufe sowie über den Fahrtwind an Straßen und Bahntrassen rasant aus. Da es keine natürlichen Feinde gibt, wird oft auch die heimische Flora und Fauna verdrängt. Nicht selten wurden dadurch schon ganze Ökosysteme zerstört.

Besonders gefürchtet ist der Kontakt: Kommt die Haut mit der Pflanze, vor allem mit dem Saft, in Berührung, zeigt diese nach einigen Stunden verbrennungsähnliche Schäden auf. Durch Sonneneinstrahlung kann das Ganze auch noch verschlimmert werden. Jedoch nicht nur bei Menschen, auch bei Tieren kann der Kontakt mit der Pflanze zu Schäden führen. Vor allem Hunde kommen häufiger mit der Pflanze in Berührung, was zu Hautentzündungen mit Schwellungen im Kopfbereich führt. Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit hat anhand eines Selbstversuchs einmal gezeigt, wie sich der Hautkontakt nach einigen Stunden auswirkt und wie die „Verbrennungen“ sich ausbreiten.

Um all dem entgegenzuwirken, muss die Ausbreitung gestoppt und die Pflanzen vernichtet werden. Aber eine Bekämpfung ist langwierig: Um Bestände nachhaltig zu vernichten, müssen über fünf bis zehn Jahre hinweg regelmäßig Maßnahmen ergriffen werden. Eine Möglichkeit ist, die Blütenstände zu entfernen. Zwei bis drei Wochen muss dies kontrolliert werden, da die Pflanzen sonst Notblüten ansetzen und erneut austreiben. Nach der Entfernung sollten die Stände im Hausmüll entsorgt werden. Ebenfalls möglich ist ein Aus-, beziehungsweise Abstechen der Pflanze. Hierbei muss der sogenannte Vegetationskegel von der Wurzel getrennt werden, sodass diese verrottet.

Die wohl wirksamste Methode ist jedoch das Ausgraben der Knolle während der frühen Wachstumsphase im April und Mai. Dies ist auch die wohl ungefährlichste Variante. Zuständig für die Beseitigung der Pflanzen sind, anders als viele denken, Privatleute, beziehungsweise die Land- oder Grundstücksbesitzer. Aber auch die Kreisjägerschaft Oberberg und die Biologische Station Oberberg (BSO) bekämpfen die Herkulesstaude in kleineren Maßnahmen. „Wir von der BSO werden punktuell tätig. Im Auftrag der Landschaftsbehörde schicken wir unsere Umweltgruppe in Naturschutzgebiete, um die Pflanzen in einem frühen Stadium auszustechen“, so Christoph Weitkemper von der BSO.


Sowohl die Städte und Gemeinden, als auch der Aggerverband im Rahmen der Gewässerunterhaltung, sind dafür jedoch nicht zuständig. Lediglich auf städtischem Gelände wird die Herkulesstaude vom Bauhof beseitigt. Das Einsetzen von Pestiziden zur Bekämpfung der Herkulesstaude ist nur bedingt und in kleinem Maße möglich. „Wenn sich jemand meldet oder der Stadt etwas auffällt, wird es beseitigt. Aber wir können nicht ständig auf Herkulesjagd gehen“, antwortet der Pressesprecher der Stadt Gummersbach, Siegfried Frank, auf Nachfrage. Der Aggerverband beteiligt sich auch in begrenztem Maße an der Beseitigung: „Obwohl es nicht in unseren Zuständigkeitsbereich fällt, werden jährlich 10.000 bis 20.000 € in die Bekämpfung der Herkulesstaude investiert“, teil Prof. Dr. Lothar Scheuer, Vorstand des Aggerverbands, mit.

Vor allem an Schulwegen und Bushaltestellen, wenn eine Gefährdung für die Bürger besteht, wird der Verband tätig. Im vergangenen Jahr führte der Rhein-Sieg-Kreis eine Untersuchung durch, aus der sich Bekämpfungsmaßnahmen für die Zukunft ergaben, mit denen auch der Oberbergische und der Rheinisch-Bergische Kreis arbeiten wollen: Zukünftig sollen bestimmte Tierarten die Pflanzen in einem jungen Stadium wegfressen, so dass diese gar nicht erst gefährlich werden können. Da die Ausbreitung des Riesen-Bärenklaus dieses Jahr besonders stark ist, wird klar deutlich, dass es an der Zeit ist, eine dauerwirksame Lösung zur Bekämpfung der Pflanze zu finden.
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