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Knappe Mehrheit für „Bahn-Deal“

fj; 13. Jul 2017, 11:08 Uhr
Archivbild: Der Bahnhof in Ründeroth.
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Knappe Mehrheit für „Bahn-Deal“

fj; 13. Jul 2017, 11:08 Uhr
Engelskirchen – Trotz Protest der Bürger entschied der Rat, den Bahnübergang Gartenstraße zu schließen und den Übergang Im Bruch nur für Fußgänger offen zu lassen – Rettungsdienst und Feuerwehr lieferten entscheidende Argumente.
„Diese Entscheidung macht sich keiner leicht“, versicherte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus den zahlreich erschienenen Anwohnern aus Ründeroth, die die gestrige Sitzung des Gemeinderates Engelskirchen besuchten. Erneut stand das Thema „Bahnübergänge in Ründeroth“ auf der Tagesordnung. Zum Hintergrund: Die Deutsche Bahn ist verpflichtet, Bahnübergänge zu beseitigen. In Ründeroth will sie den Übergang in der Gartenstraße komplett schließen und den Übergang Im Bruch nur noch für Fußgänger offen lassen. Um hierfür das „Ok“ aus Engelskirchen zu bekommen, lockt sie mit dem barrierefreien Ausbau des Bahnhofs Ründeroth bis 2018. Daneben hätte sie auch noch einen Gehweg von Haus Ohl bis zur Gartenstraße finanziert.

Doch viele der Anwohner sehen sich als „Bauernopfer“ dieses Deals: Damit die Bahn ihren Willen bekommt, locke sie mit der Finanzierung des barrierefreien Ausbaus. Der Anwohnerschaft gingen so jedoch Wege verloren, sie rechnet mit mehr Verkehr in der Nachbarschaft und die neuen Zuwege zu einem barrierefreien Bahnhof wären auch ein Einschnitt in die Landschaft. Selbst einige Grundstücke würden sich durch den Zuweg verändern, wobei das Wort „Enteignung“ mehr als einmal fiel. Nicht leichter macht es die Situation für die Ratsmitglieder, die gestern über eine von drei möglichen Varianten abzustimmen hatten, dass Unterschriftenlisten sowohl für als auch gegen die Pläne der Bahn eingereicht wurden.

In Variante 1 und 2 würden die Bahnübergänge erhalten bleiben und der barrierefreie Bahnsteigzugang entweder über den Nahverkehr Rheinland gefördert (Kosten für die Gemeinde: 211.080 €) oder nicht (Kosten: 322.696 €). Dann würde sich die Schließzeiten der Bahnübergänge Friedhofstraße, Saure Wiese, Im Bruch, Haus Ohl und Gartenstraße jedoch um rund 60 Sekunden verlängern. Variante 3, der „Bahn-Deal“, sieht vor, dass der Bahnübergang Gartenstraße geschlossen wird, der Übergang Im Bruch“ nur für Fußgänger offen bleibt, die Bahn die Kosten für den Gehweg zum Sportplatz und den barrierefreien Bahnsteigzugang trägt (Kosten Gemeinde: 51.803 €).



Was die längeren Schließzeiten in Notfällen bedeuten würden, berichteten Dr. Ralf Mühlenhaus, Leiter des Amts für Rettungsdienst, Brand- und Bevölkerungsschutz beim Oberbergischen Kreis, und Thomas Krimmel, Leiter der Engelskirchener Feuerwehr. „Verlängerte Schließzeiten gehen zu Lasten der Anfahrtszeiten und damit zu Lasten der Patienten“, verdeutlichte Mühlenhaus, dass jede Minute, die auf der Anfahrt vergeht, die Chancen, einen Menschen erfolgreich reanimieren zu können, drastisch sinken lassen. Ebenso käme es auf jede Sekunde an, wenn die Feuerwehr ausrückt. „Dabei besteht die Gefahr, dass die Feuerwehrleute sowohl auf der Anfahrt zur Wache als auch auf dem Weg zum Einsatz vor geschlossenen Schranken stehen“, so Krimmel.

Nach diesen Ausführungen nannte es Doris Schuchardt (SPD) grob fahrlässig, wenn man nun noch am Erhalt der Bahnübergänge festhalten würde, und sprach sich für Variante 3 aus. Ebenso die Grünen und Jürgen Simeth (Die Linke), die die Barrierefreiheit des Bahnhofs als großen Zugewinn werteten. Für den Erhalt der Bahnübergänge stimmten CDU, FDP und UWG, erreichten aber keine Mehrheit. Somit fiel die Entscheidung für Variante 3, wobei Karthaus zusicherte, die Möglichkeit eines Fußgängertunnels an der Gartenstraße als Ersatz für einen wegfallenden Bahnübergang mit der Deutschen Bahn zu erläutern. Damit kam er einem Antrag der CDU nach.
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