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So müde ist Oberberg

fj; 7. Jul 2017, 13:16 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- (v. li.)Dr. Jens Benninghoff, Krankenschwester Anke Linnig-Osenberg, Dr. Stefan Brettner, DAK-Chef Wolfgang Brelöhr und Stefan Klein, Geschäftsführer Klinikum Oberberg, im Schlaflabor am Waldbröler Krankenhaus.
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So müde ist Oberberg

fj; 7. Jul 2017, 13:16 Uhr
Oberberg –Wie der Gesundheitsreport der DAK zeigt, leiden immer mehr Menschen an Schlafstörungen – Diese können chronisch werden und zu Folgeerkrankungen führen – Die richtigen Rituale fördern erholsamen Schlaf.
Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems (19,5 Prozent), Psychische Erkrankungen (19,4) und Erkrankungen des Atmungssystems(14,1) sorgten 2016 für die meisten Fehltage im Bergischen Land. Dies geht aus dem Gesundheitsreport der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) hervor, den Wolfgang Brelöhr, Leiter der DAK-Gesundheit Oberberg, heute vorstellte. Damit ist das Bergische „im guten Schnitt“: Bundesweit nehmen diese drei Erkrankungsgruppen die vordersten Plätze ein. „Im Schnitt“ ist auch der Krankenstand in der Region: In Nordrhein-Westfalen lag er bei 3,9 Prozent, im Bergischen Land bei 3,7 Prozent. Damit ist die Region sogar „gesünder“ als die Nachbarn im Sauer- und Siegerland (4,1). Gegenüber dem Vorjahr ging der Krankenstand 2016 um 0,2 Prozent zurück.

„Besorgniserregend bleibt die Entwicklung bei den Psychischen Erkrankungen, die nur noch knapp hinter den Muskel-Skelett-System-Erkrankungen rangieren“, so Brelöhr. Im Fokus stand aber in diesem Jahr eine andere Krankheit, an der immer Menschen leiden, jedoch in den meisten Fällen den Gang zum Arzt scheuen: die Schlafstörungen. In einer Erwerbstätigenbefragung, die die DAK im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen durchführte, gaben 44 Prozent der Befragten an, dass sie „ziemlich oft“, „meistens“ oder gar „immer müde“ sind. 18 Prozent der Befragten schlafen regelmäßig fünf Stunden oder weniger. 35 Prozent leiden mindestens dreimal pro Woche unter Einschlaf- oder Durchschlafstörungen.


[Krankenschwester Anke Linnig-Osenberg erklärt die Funktionsweise eines CPAP-Geräts.]
  
„Wenn Ein- oder Durchschlafstörungen dreimal pro Woche oder häufiger auftreten, die Schlafqualität schlecht ist und man am Tag durch Müdigkeit oder Erschöpfung beeinträchtigt ist, sind die diagnostischen Kriterien für eine Insomnie (Schlafstörung) erfüllt“, erklärte Brelöhr. Diese traten in NRW 2016 beinahe doppelt so oft auf wie noch 2009. Dennoch lässt sich die Mehrheit der Betroffenen (70 Prozent) nicht ärztlich behandeln. Trotzdem sind die Fehltage aufgrund von Schlafstörungen gestiegen: von 2005 bis 2015 um 110 Prozent. „Auch wenn das pro Jahr nur ein geringer Anstieg ist, muss man diese Entwicklung ernst nehmen. Denn der Leidensdruck muss schon sehr groß sein, wenn man trotz aller Hemmungen wegen Müdigkeit zu Hause bleibt“, so Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg.

Dr. Stefan Brettner, Chefarzt Innere Medizin III am Kreiskrankenhaus Waldbröl, und sein Kollege Dr. Jens Benninghoff, Chefarzt der Allgemein- und Gerontopsychiatrie, sind sich darum auch einig: Wer an Schlafstörungen leidet, sollte den Weg zum Arzt nicht scheuen. „Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. Er kann klären, ob vielleicht Medikamente eingenommen werden, die das Schlafen erschweren, oder ob andere Beschwerden den Patienten am Schlafen hindern“, so Brettner.

  

Die letzte Instanz in der Behandlungskette ist das Schlaflabor. Hier wird kontrolliert, wie viel ein Patient tatsächlich schläft und was in dieser Zeit passiert. „Schnarchen, Atemaussetzer und Tagesmüdigkeit können Anzeichen eines Schlafapnoesyndroms sein, welches einen unabhängigen Risikofaktor für Herzerkrankungen, Rythmusstörungen, Bluthochdruck und mehr darstellt“, erklärte Brettner, das unruhige Nächte nicht dauerhaft auf die leichte Schulter genommen werden sollten. Mit einer Therapie durch eine Maskenüberdruckatmung (CPAP-Gerät) können diese Risiken gemindert werden.

Ist die Schlafstörung erst einmal chronisch, kann nur noch eine Verhaltenstherapie helfen: „Das Hirn muss neue Schlafrituale lernen“, so Brettner. Schlaftabletten sind dabei keine Lösung: Ihre Wirkung nutzt sich mit der Zeit ab und sie machen abhängig. Viel kann man aber auch selber für seinen Schlaf tun: „Das Licht von Handy, Laptop und Tablet macht munter. Auch wer vor dem Zubettgehen noch schnell den morgigen Arbeitstag plant und E-Mails beantwortet, wird so schnell keine Ruhe mehr finden“, so Benninghoff. Auch Alkohol zerstört den Schlaf. Ein natürliches und darum zu empfehlendes „Schafmittel“ ist dagegen Sport: „Gerade monotone Bewegungen wie beim Schwimmen oder Radfahren machen müde“, so Brettner. Mit dem richtigen Verhalten vor dem Zubettgehen ist also viel getan. Wenn auch dies nichts hilft, ist der Gang zum Arzt ratsam.

Die DAK hat eine Schlaf-Hotline eingerichtet, die rund um die Uhr erreichbar ist. Hier beraten Ärzte in 22 Sprachen zum Thema Schlaf und Schlafstörungen, Tel.: 040-325 325 805
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