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Nachwuchssorgen in der Küche

db; 21. Jun 2017, 17:12 Uhr
Bilder: Daniel Beer --- Kritischer Blick: Die Prüfer schauen bei jedem Schritt genau hin.
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Nachwuchssorgen in der Küche

db; 21. Jun 2017, 17:12 Uhr
Gummersbach – An zwei Tagen fanden am Berufskolleg Dieringhausen die Abschlussprüfungen der Köche statt – Immer weniger Nachwuchs im Gastronomiebereich bereitet den Ausbildern sorgen.
Bleibt die Küche in den oberbergischen Gastronomiebetrieben in Zukunft kalt? Es steht zu befürchten, wie Dr. Dieter Rosen, zuständig für den Bereich Ernährungslehre am Berufskolleg Dieringhausen, berichtete. Dort fanden gestern und heute die Abschlussprüfungen der Köche statt – in der Vergangenheit waren für alle Prüflinge noch drei Tage nötig. „Die demografische Entwicklung ist in der Region angekommen“, so Rosen. „Uns fehlt ein Drittel der Auszubildenden.“



Vom Flüchtlingsstrom der vergangenen Jahre konnte der Gastronomiebereich nicht groß profitieren. „Wir hatten ursprünglich drei Auszubildende im ersten Lehrjahr, davon haben zwei wieder aufgehört“, sagte Rosen. Besonders fehlende Sprachkenntnisse und je nach Herkunft starke Unterschiede im Bildungsgrad seien die größten Probleme. Rosen bedauert den abebbenden Zulauf für den Beruf des Kochs, „dabei steht Köchen die Welt offen“, wie er sagt.

Immerhin 14 Herren und vier Damen stellen sich jetzt an den beiden Tagen der Herausforderung, ein Drei-Gänge-Menü für sechs Personen zu kochen. Die Zutatenliste wurde den Prüflingen vier Wochen vor der Abschlussprüfung bekanntgegeben. Dieses Jahr gehörten zu den zwingend zu verarbeitenden Zutaten beispielsweise Garnelen, Lammkarree, Auberginen und Zucchini. Außerdem gibt es weitere Zutaten und Gewürze, die freiwillig genutzt werden können.

Bevor die Kochlöffel geschwungen werden, müssen die Köche einen Ablaufplan erstellen. Hier sollen auch Faktoren wie Hygiene und Mülltrennung berücksichtigt werden. In einem abschließenden Gespräch werden auch die Fähigkeiten als Geschäftsmann getestet. Einem potenziellen Kunden sollen dabei Menüvorschläge etwa für eine große Festgesellschaft gemacht werden.

Gekocht wird unter den strengen Augen der Prüfer, die Arbeitsablauf, Technik sowie Optik und natürlich Geschmack der Speisen testen. Die drei einzelnen Gänge – Vorspeise, Hauptgericht und Dessert – müssen außerdem zu bestimmten Zeiten fertig angerichtet sein. „Ab der sechsten Minute Verzögerung gibt es Punktabzüge“, erklärte Jochen Paßberger, Vorsitzender des Prüfungsausschusses.


[Am Schluss stehen im besten Fall schmackhafte, kleine Kunstwerke.]

Während für viele junge Menschen die langen und stressigen Arbeitstage wohl die größte Abschreckung darstellen, hat Domenik Krautscheidt in der Küche seine Passion gefunden. Und das, obwohl ihm sein eigener Vater – selbst Koch – von dem Beruf abriet. „Kochen ist meine Leidenschaft. Trotz wenig Freizeit und viel Stress macht es mir immer wieder Spaß.“ Der Waldbröler hat seine Ausbildung im Hotel Derichsweiler Hof in Nümbrecht absolviert und wird dort auch nach abgeschlossener Ausbildung bleiben.

Ganz anders verlief der Weg der 19-jährigen Mara Klingelhöfer. „Hätte mir vor drei Jahren jemand gesagt, dass ich Köchin werde, hätte ich gesagt: ‚Nie im Leben’.“ Ein Ferienjob brachte sie dann sprichwörtlich doch auf den Geschmack. Sie kochte während der Ausbildung für die Firma Rüggeberg in Marienheide. Und sie hat schon weiter geplant. Als nächstes sollen Fachabitur und ein Studium folgen. „Ich könnte mir vorstellen, als Ernährungsberaterin zu arbeiten“, so Klingelhöfer.

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