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DBG-Sanierung: Die Gedanken sind frei

nh; 8. Jun 2017, 13:00 Uhr
Bilder: Christian Melzer --- Bürgermeister Ulrich Stücker hatte Schulbau-Experte Dr. Karl-Heinz Imhäuser (links) eingeladen, der durch seinen Vortrag eine lebhafte Diskussion auslöste.
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DBG-Sanierung: Die Gedanken sind frei

nh; 8. Jun 2017, 13:00 Uhr
Wiehl - Schulbau-Experte Dr. Karl-Heinz Imhäuser von der Montag Stiftung hielt gestern einen Fachvortrag in der Wiehltalhalle mit anschließender Diskussion - Verwaltung und Politik wollen Konzept möglicherweise überarbeiten.
Von Nils Hühn

In den kommenden Jahren will und muss die Stadt Wiehl ihre weiterführenden Schulen modernisieren. Sowohl das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) an der Hauptstraße als auch das Schulzentrum in Bielstein müssen saniert werden, um zukunftsfähig zu sein. „Wenn eine Stadt zwischen 30 und 40 Millionen Euro in die Bildungseinrichtungen investiert, dann muss man auch querdenken“, sagte Bürgermeister Ulrich Stücker bei der Begrüßung zum Fachvortrag von Dr. Karl-Heinz Imhäuser von der Montag Stiftung. Die Wiehltalhalle war mit rund 100 Zuhörern gut gefüllt und damit wurde auch deutlich, dass das Thema „Schulbau der Zukunft“ großes Interesse weckte. Auch Politiker anderer Kommunen waren nach Wiehl gekommen.

Dr. Karl-Heinz Imhäuser (Bild) hat in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche Projekte im Bereich Schulbau der Zukunft europaweit begleitet und war vor seiner Tätigkeit bei der gemeinnützigen Stiftung, die sich für bestmögliche Entwicklungschancen für Kinder und Jugendliche einsetzt, 20 Jahre lang als Lehrer aktiv. Für ihn war der Besuch in Wiehl eine Art Heimkehr, da er in Denklingen aufwuchs und in Waldbröl das Gymnasium besuchte. Seine kleine Schwester hingegen besuchte das Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. Dies spielte bei der Auswahl des Experten allerdings keine Rolle, sondern war eher ein Zufall.

Dr. Imhäuser zeigte in seinem Vortrag anhand vieler Beispiele aus den skandinavischen Ländern, den Niederlanden aber auch Deutschland, wie der Schulbau der Zukunft aussieht. Der Trend geht weg vom Frontalunterricht, hin zu transparenterem Unterricht, was sich auch in der Architektur niederschlägt. „Der Vortrag soll neue Denkanstöße geben und neue Impulse setzen“, hatte sich Rathauschef Stücker eingangs gewünscht und dies funktionierte prächtig.


Denn nach dem Fachvortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, bei der die Zuschauer viele interessante Fragen aufwarfen. Michael Pfeiffer, Vorsitzender des Schulausschusses, ließ seinen Gedanken freien Lauf und fragte, ob nicht ein kompletter Abriss und Neubau die beste Lösung sei. Auch diese Variante wurde diskutiert. Am Ende blieb die Erkenntnis, dass die Gedanken frei sind. Jetzt will die Wiehler Stadtverwaltung eine Zeitschiene entwerfen und mögliche Szenarien aufzeigen. Diese Ergebnisse werden noch vor der Sommerpause im Arbeitskreis Stadtentwicklung der Politik vorgestellt und auch mit der Schulleitung besprochen. „Denn ohne die Schulleitung und Lehrer geht es nicht“, erklärte Stücker, dass der Prozess in enger Abstimmung mit den Nutzern erfolgen muss.

Einen baulichen Verzug wird es durch diesen neuen Zwischenschritt nicht geben. Auch die bereits erhaltenen Förderbescheide des Landes in Höhe von 4,5 Millionen Euro sind durch die weitere Planung nicht gefährdet. Es wird lediglich noch keine Vergabe für den bereits europaweit ausgeschriebenen Projektsteuerer geben. „Es gibt drei Anbieter“, erklärte Stücker auf Nachfrage. Diese werden nun über die neuesten Entwicklungen informiert.


[Die zahlreichen Zuhörer hatten viele Nachfragen und brachten eigene Ideen ein.]

Bürgermeister Ulrich Stücker zog derweil auch ein positives Fazit nach der Veranstaltung in der Wiehltalhalle. „Ich bin froh über die Offenheit. Sonst gibt es oft Bedenken, wenn es etwas Neues gibt“, so der Rathauschef. Doch weder bei der kürzlich durchgeführten Bürgerwerkstatt noch bei diesem Impuls-Vortrag habe er Abwehrreaktionen feststellen können. „Diese Offenheit müssen wir uns behalten“, fordert Stücker. Dr. Imhäuser lobte derweil das Verhalten der Stadt Wiehl. Denn eine so fortschrittliche und zukunftsorientierte Planung sei für eine Kommune nicht selbstverständlich.
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