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Steinkoloss in Bewegung

Red; 24. May 2017, 17:13 Uhr
Bilder: Daniel Beer --- Andreas Orbach (links) und Jan Suffner sind für die Messungen mit dem Tachymeter zuständig.
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Steinkoloss in Bewegung

Red; 24. May 2017, 17:13 Uhr
Gummersbach – Sogar ein so massives Bauwerk wie die Staumauer der Aggertalsperre bewegt sich – Wie viele Millimeter genau, wird regelmäßig gemessen.
Und sie bewegt sich doch: Nur sehr langsam und auch nur ein paar Millimeter im Jahr, aber immerhin. Wasserdruck und Temperatureinflüsse sorgen dafür, dass selbst ein so massives Bauwerk wie die Staumauer der Aggertalsperre in Bewegung ist. Diese sogenannten Deformationen sind grundsätzlich nicht ungewöhnlich, müssen aber dennoch regelmäßig gemessen und analysiert werden. Bei der Aggertalsperre geschieht dies bereits seit Fertigstellung im Jahr 1927, allerdings kommt dabei heutzutage modernste Technik zum Einsatz.




[Das Tachymeter ist ein hochgenaues Vermessungs-instrument und kostet rund 30.000 €.]

Vermessungsingenieur Andreas Orbach und sein Kollege Jan Suffner vom Aggerverband benutzen für die dreidimensionale Deformationsmessung ein sogenanntes motorisiertes Tachymeter. Das Gerät steht abseits der Mauer auf einem von vier Betonpfeilern und zielt mit einem Laserstrahl auf insgesamt 23 Prismen, also Referenzpunkte im Mauerwerk, die dort 2013 eingelassen wurden. Orbach und Suffner müssen jedes Prisma einmal manuell anvisieren, nach dieser Anlernphase kann das Tachymeter die weiteren Messungen automatisch durchführen. Insgesamt wird so an einem guten halben Tag fast 500 mal gemessen. Die Genauigkeit der ermittelten Koordinaten liegt bei unter einem Millimeter.


[Vier Betonpfeiler außerhalb des Druckbereichs der Mauer dienen als Referenzpunkte für die Messungen.]

Nach den Messungen werden alle Werte mit einer speziellen Software verarbeitet. Somit ergibt sich die aktuelle Deformation der Mauer in Längs- und Querrichtung zur Bauwerkachse und in der Höhe. Zweimal jährlich werden diese Messungen durchgeführt, einmal im Frühjahr bei hohem Wasserstand und einmal im Herbst bei niedrigem Wasserstand. Die größte Bewegung der Mauerkrone zwischen Voll- und Halbstau beträgt quer zur Bauwerkachse etwa acht Millimeter und in der Höhe rund drei Millimeter.

Die Ergebnisse der Deformationsmessung sind nur ein Teil der Bauwerksüberwachung der Staumauer. „Die Mauer wird lückenlos überwacht“, berichtet Helge Klopsch vom Aggerverband. Ein umfangreicher Bericht wird der Bezirksregierung jährlich vorgelegt. Der Aggerverband ist außerdem der dritte Talsperrenbetreiber in Deutschland, der von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall für sein technisches Sicherheitsmanagement zertifiziert wurde.
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