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Wünsche zur Pflege an die Tür genagelt

Red; 13. May 2017, 16:08 Uhr
Bilder: privat --- Ihre Wünsche, Gedanken und Anregungen zur Pflege und den Problemen in dieser konnten Passanten an Türen nageln.
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Wünsche zur Pflege an die Tür genagelt

Red; 13. May 2017, 16:08 Uhr
Gummersbach – Am Tag der Pflege demonstrierten die diakonischen Einrichtungen aus Oberberg in der Kreisstadt und machten auf die teils gravierenden Missstände aufmerksam.
Die diakonischen Pflegeeinrichtungen im Oberbergischen Kreis nutzten erneut den internationalen Tag der Pflege, um lautstark und unter Trommelwirbel auf die Situation der Pflege aufmerksam zu machen. In der Fußgängerzone waren im Lutherjahr Türen aufgestellt, an denen Passanten und Mitarbeitenden ihre Wünsche an die Politik und ihre Erwartungen an die Pflege anschlagen konnten.

[Geschäftsführer Sebastian Wirth trommelte nicht nur viele Kollegen zusammen, sondern machte auch lautstark auf die Probleme aufmerksam.]

„Die Diakonie Oberberg fordert die Bundesregierung auf, endlich das Thema Pflege grundlegender anzupacken und bessere Rahmenbedingungen für Pflegebedürftige, für pflegende Angehörige und für Pflegekräfte zu schaffen“, so Sebastian Wirth, Geschäftsführer der Diakonie vor Ort stellvertretend für die diakonischen Einrichtungen im Oberbergischen Kreis. Die Pflegereform komme nach ersten Rückmeldungen und Auswertungen nur unvollständig bei neuen Pflegebedürftigen an. „Sie greift deutlich zu kurz und scheint das befürchtete Einspargesetz zu sein. So wird der neue Pflegegrad 5 kaum zugeteilt. Dabei war gerade dieser für schwer demenzkranke Menschen vorgesehen.“

Auch das Thema Behandlungspflege wurde angesprochen. Im ambulanten Bereich werden teilweise für eine halbe Stunde Behandlungspflege nur knapp 9 € von den Krankenkassen gezahlt. Damit müssten zwangsläufig Pflegezeiten gekürzt werden. Und in der stationären Pflege müssten die ärztlich verordneten Leistungen von den Pflegebedürftigen faktisch selbst bezahlt werden, obwohl sie volle Krankenkassenbeiträge bezahlen. Dies sei schon seit Beginn der Pflegeversicherung ein Fehler im System.


„Die Diakonie Oberberg will deshalb dem Anliegen für eine finanziell besser ausgestattete Pflege Gehör verschaffen und dabei niemanden im Regen stehen lassen“ so Wirth weiter in Anspielung auf das durchwachsene Wetter. An die Passanten wurden während der Trommelaktion Blumen sowie Teebeutel verteilt, mit der Aufforderung sich an der Aktion zu beteiligen. Die Möglichkeit wurde reichlich genutzt - die Türen waren gut beschriftet.

Anja Köhler von der Diakonie Nümbrecht gab einen ersten Überblick: „Die meisten Nennungen bezogen sich auf mehr Zeit für eine würdevolle Pflege. Sie zu bezahlen dürfte nicht zu Lasten der Patienten gehen,“ so Köhler. Es gäbe aber auch viel Verständnis für die Pflegenden, deren Tätigkeiten gut bezahlt werden sollte.



„Dies wird von den diakonischen Einrichtungen bereits berücksichtigt,“ so Wirth zum Abschluss. „Die Mitarbeitenden werden nach den höchsten Tarifen in der Pflege bezahlt und Verbesserungen wie die Prämie für das „Holen aus dem frei“ ist zum Teil schon eingeführt. Damit wolle man einen aktiven Beitrag zur Aufwertung der Pflege leisten und diese nicht nur bei anderen einfordern.“
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