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Jägerschaft Marienheide sucht Kitzretter

Red; 9. May 2017, 13:01 Uhr
Bild: DJV --- Gerettet! Jäger und Landwirte suchen gemeinsam vor der Mahd Wiesen ab, um Kitze vor dem Mähtod zu bewahren.
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Jägerschaft Marienheide sucht Kitzretter

Red; 9. May 2017, 13:01 Uhr
Marienheide – Gemeinsam mit Freiwilligen will die Jägerschaft Marienheide Wiesen vor der Mahd absuchen, um Rehkitze vor dem Tod im Mähwerk zu bewahren – Interessierte sind eingeladen, sich zu melden - Bauern setzen auf sogenannte „Wildretter“, um die Tiere zu warnen
Viele Wildtiere nutzen Wiesen, um ihren Nachwuchs nach der Geburt dort vor Feinden zu schützen. Rehe, die ihren Kitze ab Mai in den Wiesen aufziehen, müssen dabei oft den Tod ihres Nachwuchses miterleben: Die jungen Rehe werden bei der Mahd durch Landmaschinen erfasst und sterben. Nach einer Mitteilung der Deutschen Wildtier Stiftung sterben in Deutschland jährlich rund 90.000 Rehkitze bei der Grünlandbewirtschaftung. Die Ricken stehen dabei oft noch stundenlang auf der Wiese und suchen ihre Kitze.

Ein großes Anliegen der Jäger und Landwirte ist es in diesen Tagen, Tod und Verletzung von Jungtieren beim Mähen so gering wie möglich zu halten. Der Landesjagdverband Nordrhein-Westfalen wirbt dazu seit Jahren gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer NRW für wildtierschonende Mähverfahren. Die Wiesenbewohner sollen möglichst lange unter Ausnutzung natürlicher Deckung in benachbarte Felder und Hecken flüchten können. „Das ist vor allem für Wiesenbrüter hilfreich“, erklärt Wolf-Dieter Wirth, Vorsitzender der Jägerschaft Marienheide. „Doch den ‚Duckern‘, also Jungtieren, die bei Gefahr nicht flüchten, sondern sich ducken, hilft dieses Verfahren nicht. Auch Rehkitze sind in ihren ersten Lebenstagen Ducker“, so Wirth weiter.



Zusätzlich zu anderen Maßnahmen suchen Jäger Wiesen vor dem Mähen ab, um möglichst viele Kitze vor dem grausigen Tod im Mähwerk zu retten. Online-Einsatzsteuerung bei landwirtschaftlichen Lohnunternehmen mit kurzer Vorwarnzeit für die Jäger und immer größere und schnellere Maschinen erfordern jedoch mehr Helfer bei der Suche. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt in Wipperfürther Revieren wollen die Marienheider Jäger und der NABU Oberberg in diesem Jahr auch in Marienheide zusammenarbeiten und mit freiwilligen Helfern den Mähtod bekämpfen. Interessierte sind darum eingeladen, sich bei der Jägerschaft Marienheide per E-Mail an jaegerschaft.marienheide@googlemail.com unter dem Stichwort „Kitzrettung“ zu melden.
Die Helfer werden den einzelnen Revieren zugeteilt. Meldet ein Landwirt die bevorstehende Mahd, werden sie von dem Revierpächter oder einem Jagdaufseher verständigt und wer kann, kommt zur angegeben Zeit an den Treffpunkt. Wer gerade nicht kommen kann, meldet sich ab und hilft dann beim nächsten Mal. In Reihen wird die Wiese abgesucht, gefundene Kitze werden von einem Jäger fachgerecht an einen sicheren Platz am Rand der Wiese gebracht. Wenn die Mahd vorbei und wieder Ruhe eingekehrt ist, holt das Muttertier das Kitz ab.

Die Helfer sollten möglichst in Marienheide wohnen oder arbeiten und in den nächsten vier bis sechs Wochen kurzfristig für jeweils mindestens zwei Stunden (je nach abzusuchender Fläche) helfen können. Wetterfeste Kleidung ist aufgrund des feuchten Grases erforderlich. Weitere Informationen und Tipps erhalten die Helfer von der Jägerschaft. Diese rät auch, Jungwild auf keinen Fall anzufassen. „Man lässt die Kitze am besten unberührt an ihren Lagerstätten, sonst droht ihnen der Tod. Idealerweise verständigt man einen Bauern oder Jäger“, so Wirth. Auch Hundehalter sollten derzeit besonders auf ihre Vierbeiner achten und sie sicherheitshalber an die Leine nehmen.

Auch die Bergischen Landwirte setzen sich mit Alarmgeräten beim Grasschnitt für die Artenvielfalt ein. „Kein Landwirt will tote Kitze in der Grassilage oder in der Heumahd“, betonten Peter Lautz und Helmut Dresbach, Vorsitzende der Kreisbauernschaften Rhein. Berg. und Oberbergischer Kreis.

Sie rufen ihre Kollegen und die Jäger zu einem guten Miteinander zum Schutz von Rehkitzen, Hasen und Co. auf. Aber auch technische Hilfen sind bei den Bauern in Aktion: Der Wildretter, einem Alarmgerät, das die Tiere beim Grasschneiden aufscheucht. Gerettet würden durch das Alarmgerät fast alle Hasen und Kaninchen ab einem Alter von drei Monaten, erwachsene Fasane, Rehkitze ab dem Alter von etwa drei Wochen und jedes erwachsene Wild. Auch für Landwirte liege der Vorteil des Wildretters auf der Hand: Es sei nicht nur grausam, die Tiere unbeabsichtigt zu verletzen, sondern es verunreinige auch die Silage. Beides gelte es zu vermeiden. 


[Bild: Helmut Dresbach ---  Akustisches Alarmgerät zur Wildrettung.]

Das Alarmgerät wird vorne am Trecker befestigt. Es sendet einen durchdringenden Alarmton aus, Rehkitze, Hasen und andere Wildtiere werden so gewarnt, dass Gefahr im Verzug ist, und bringen sich in Sicherheit. „Unsere Landwirte setzen sich mit Herz und Technik für die Artenvielfalt ein. Auch mit dem Einsatz von Wildrettern leisten die Bauern einen enormen Beitrag zur Biodiversität“, so die Vorsitzenden. Zahlreiche Landwirte verwendeten bereits sogenannte Wildretter, die von dem Rheinischen Landwirtschaftsverband ausgegeben wurden.
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