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Zufrieden einerseits, ernüchtert andererseits

bv; 5. Apr 2017, 15:21 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Der Vorstand der Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt: Frank Grebe (vorne) und Dirk Steinbach.
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Zufrieden einerseits, ernüchtert andererseits

bv; 5. Apr 2017, 15:21 Uhr
Oberberg – Die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt kann bei ihrer Bilanz für 2016 solide bis gute Zahlen vorlegen – Vorstand sieht zahlreiche negative Folgen aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank.
Von Bernd Vorländer


Zufriedenheit und Unmut sind zwei unterschiedliche emotionale Zustände. Frank Grebe und Dirk Steinbach zeigen, dass beides sehr eng beieinander liegt. Trotz einer anhaltenden Niedrigzinsphase befinde sich die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt weiterhin auf Wachstumskurs, verdeutlichten die beiden Vorstände bei Vorstellung der Bilanz für das Jahr 2016. Die Bilanzsumme des Instituts wuchs um über fünf Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Steigerungen gab es bei den Einlagen und dem Geldvermögen, vor allem aber bei der Nachfrage nach Krediten. Erneut lag man hier bei einer Gesamtsumme von über einer Milliarde Euro. Dies entspricht einem Wachstum von 2,5 Prozent – fünfmal so hoch wie der Durchschnitt der rheinischen Sparkassen. Stark stieg die Nachfrage der Unternehmen, die angesichts der niedrigen Zinsen kräftig investierten. Das Bewilligungsvolumen stieg um 15 Prozent auf über 100 Millionen Euro. Im Wertpapiergeschäft  erzielte die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt ein sattes Plus von über acht Prozent.


[Der Vorstandschef der Sparkasse, Frank Grebe, sieht die Niedrigzinspolitik sehr kritisch.]

„Wir sind zufrieden“, so die Meinung des Sparkassen-Vorstands zu den eigenen Ergebnissen im vergangenen Jahr. Der Jahresüberschuss lag bei 4,1 Millionen Euro und damit niedriger als in der Bilanz für 2015. Angesichts der Rahmenbedingungen war das für den Sparkassen-Vorstand jedoch positiv. Das Institut verfüge mit einem Eigenkapital von 109 Millionen Euro im Übrigen über eine gute Basis für die kommenden Jahre.

Alles andere als zufrieden ist man jedoch mit der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und einem weiteren Anstieg aufsichtsrechtlicher Regulierungen. Derart in die Zange genommen, werde es für mittlere Bankinstitute immer schwerer, ihre Ziele zu erreichen. „Unser Geschäftsmodell, nämlich Gelder der Kunden einzusammeln, um diese dann als Kredite wieder auszuzahlen, wird allmählich ad absurdum geführt“, kritisierte Sparkassen-Vorstandschef Frank Grebe. Welche negativen Folgen die EZB-Politik bringe, machte Grebe an einem anderen Beispiel klar. Zahlreiche Stiftungen kämen jetzt in die Bredouille.


So habe die Sparkassen- und Bürgerstiftung in Gummersbach im Jahr 2012 noch 16.000 Euro aufgrund von Zinsen eingenommen, mit denen sinnvolle Projekte unterstützt worden seien. 2020 werde sich dieser Zinsertrag auf 8.000 Euro halbieren. Und noch etwas ist für Grebe eine fatale Entwicklung. Inzwischen gerate die private Altersvorsorge immer mehr unter Druck. Aufgrund fehlender Renditemöglichkeiten gäben viele Menschen das Geld jetzt bereits aus. „Das dicke Ende kommt dann in einigen Jahrzehnten“, weist er auf die gesellschaftlichen Folgewirkungen hin.


[Die digitale Abwicklung vieler Geldgeschäfte werde weiter zunehmen, ist Sparkassen-Vorstand Dirk Steinbach überzeugt.]

Viel Wert legt die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt auf die Förderung des eigenen Nachwuchses und die Weiterentwicklung digitaler Möglichkeiten. Vor allem junge Mitarbeiter sollen mitverantwortlich in alle Projekte eingebunden werden, die sich mit der Sparkasse der Zukunft beschäftigten. „Wir wollen zeigen, dass wir die Ideen und Vorschläge unseres Nachwuchses ernst nehmen“, so Frank Grebe. Dass in Fragen der Weiterbildung viel Zeit und Geld aufgewendet werde, verstehe sich von selbst. Schließlich sei die umfassende Beratung und Betreuung der Kunden die Basis des Geschäfts, so Grebe weiter.

Über 50 Prozent der Kunden nutzen inzwischen die digitalen Möglichkeiten und das Online Banking. 12.500 Girokonten-Besitzer erhalten ihre Kontoauszüge inzwischen digital zugestellt. 5.800 Kunden nutzen die Sparkassen-App, führen Geldgeschäfte über Handy oder Tablet durch. „Das alles zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg und schon da sind, wo andere gerne wären“, sagt Sparkassen-Vorstand Dirk Steinbach.

Was auch 2017 fortgesetzt wird, sind die Musik-Open-Air-Veranstaltungen in Gummersbach und Bergneustadt sowie die Sparkassen-Laufwettbewerbe in den beiden Städten. Und auch Vereine und Institutionen dürfen sich erneut über Unterstützung und Hilfe der Sparkasse bei der Finanzierung von Projekten und Abschaffungen freuen. Rund eine dreiviertel Million Euro wurden 2016 hierfür bereitgestellt. „Und diese Summe werden wir auch 2017 wieder aufwenden, weil uns das am Herzen liegt“, so Frank Grebe.
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