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Quartiere gegen Vereinsamung im Alter

db; 22. Mar 2017, 16:32 Uhr
Bilder: OBK --- Henning Scherf vor der Kulisse des runderneuerten Steinmüllergeländes.
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Quartiere gegen Vereinsamung im Alter

db; 22. Mar 2017, 16:32 Uhr
Gummersbach – Der frühere Bremer Bürgermeister Henning Scherf sprach über gemeinschaftliches Leben im Alter – Kreis engagiert sich in Quartiersentwicklung.
Frei nach Udo Jürgens fängt das Leben im Alter erst so richtig an. Davon ist auch Henning Scherf überzeugt. Und der 78-Jährige ist selbst das beste Beispiel für diese These. Der ehemalige Bürgermeister von Bremen war heute zu Gast an der Gesundheitsakademie AGewiS, um zum Thema Quartiersentwicklung für Kommunen und Bürger zu sprechen. Und er tat dies mit Begeisterung und voller Elan.



Von der AGewiS aus hatte Scherf einen hervorragenden Blick über Steinmüllergelände und konnte sich noch an einen Besuch als aktiver Handballer in Gummersbach erinnern. „Damals war das hier noch alles Industrie“, sagte er. „Sie haben hier also ein Musterbeispiel für den Strukturwandel“, schlug er damit die Brücke zu seinem Vortrag. Denn auch in der Gesellschaft vollzieht sich ein radikaler Wandel. Die Alten werden mehr, die Jungen immer weniger. „Der demographische Wandel in den Kommunen ist die größte Herausforderung“, sagte Scherf. „Wer sich diesem Thema nicht annimmt, der verpasst etwas.“

Was Scherf in diesem Kontext besonders umtreibt, ist, wie alte Menschen wieder mehr in das gesellschaftliche Leben integriert werden können. „Menschen müssen mit Menschen zusammenkommen“, sagt Scherf. Aktuell steigt allerdings die Zahl der Einpersonenhaushalte in Deutschland. Eine Gegenmaßnahme gegen die Vereinsamung sind sogenannte Quartiere, also Stadteile, Gemeinden oder generell Orte, an denen Menschen solidarisch zusammenleben und sich gegenseitig unterstützen. Scherf lebt selbst in so einer Wohngemeinschaft und ist von dem Konzept überzeugt. Im Oberbergischen gibt es mit dem Jubilate Forum in Lindlar bereits ein gelungenes Beispiel. Dort war Scherf gestern Abend zu Gast.

Der Oberbergische Kreis möchte die Dorf- und Quartiersentwicklung verstärkt fördern und Hilfsangebote bereitstellen. Unter den Zuhörern zählten neben Demografiebeauftragten auch unter anderem die Bürgermeister aus Bergneustadt, Morsbach, Marienheide und Wiehl. „Dorf- und Stadterneuerung geht mit den Alten. Und wer das übersieht, macht einen großen Fehler“, sagte Scherf in Richtung der Rathauschefs.


[Kreisdezernent Uwe Stranz und AGewiS-Leiterin Ursula Kriesten begrüßten den Ehrengast.]

Vom Konzept abgeschotteter Altenheime hält Scherf hingegen wenig, wie er offen sagte. Für ihn ist es wichtig, auch im Alter noch mitten im Leben zu stehen und dabei niemanden außen vor zu lassen. „Auch die Migranten gehören dazu“, so Scherf. „Deren Kulturen haben oft viele Jahrhunderte Erfahrung mit gemeinschaftlichem Wohnen.“ Als Verbündete dieser Idee eigenen sich nach seiner Vorstellung viele – Sportvereine, Kirchen, Gesangvereine und so weiter. Für Scherf ist klar: Das Leben ist bunt und biete eine Fülle von Möglichkeiten - auch im Alter.

Henning Scherf hält seinen Vortrag „Gemeinsam statt einsam - warum Jung und Alt zusammengehören“ heute Abend um 19 Uhr im Heimatmuseum in Hückeswagen.  

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