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„Die Berührungsängste sind weg“

Red; 17. Mar 2017, 11:59 Uhr
Bilder: privat (v. li.) Daniel Veldman, Leiter Ausbildung und soziales Ehrenamt der Malteser in der Diözese Köln, Malteser-Koordinatorin Conny Kehrbaum, Michael Adomaitis und Dr. Jorg Nürmberger von der Johannes-Hospiz Oberberg Stiftung, Sozialdezernent Ralf Schmallenbach, Landrat Jochen Hagt, Bürgermeister Ulrich Stücker, Hospiz-Pflegedienstleiter Jens Stube, Johanniter-Regionalvorstand Steffen Lengsfeld und Ute Schumacher, Fachbereichsleiterin Soziale Dienste der Johanniter.
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„Die Berührungsängste sind weg“

Red; 17. Mar 2017, 11:59 Uhr
Wiehl - Oberbergs Landrat Jochen Hagt und Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker informierten sich gestern in Wiehl über die Hospizarbeit.
„Die Hospizarbeit gehört mitten in unsere Gesellschaft, das Sterben darf nicht an ihren Rand gedrängt werden“, sagte Oberbergs Landrat Jochen Hagt. Mit dem oberbergischen Sozialdezernenten Ralf Schmallenbach und Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker besuchte der Landrat gestern das Johannes-Hospiz Oberberg in Wiehl und sah sich die Arbeit von Johannitern als Träger und der im Haus mitarbeitenden Malteser-Hospizgruppe an.


[v. li.: Landrat Jochen Hagt, Bürgermeister Ulrich Stücker und Sozialdezernent Ralf Schmallenbach besichtigen des Werkraum.]

„Hier erlebe ich, dass sterbende Menschen mit viel Zuwendung in freundlicher Atmosphäre angenommen werden“, stellte der Landrat bei seinem Besuch fest. Wie Hagt war auch Bürgermeister Stücker das erste Mal im Hospiz. Seine Verwaltungs- mitarbeitenden hatten ihn vorbereitet: „Es gibt in Wiehl kaum ein helleres und freundlicheres Haus!“ Das konnte der Bürgermeister nach seinem Besuch unterstreichen: „Jetzt habe ich keine Berührungsängste mehr.“

Zu dem Informationsbesuch waren die Verwaltungsspitzen vom Verein „Freunde und Förderer der Hospizarbeit in Wiehl“ und der Johannes-Hospiz Oberberg Stiftung eingeladen worden. Von der Möglichkeit zu Austausch und Fragen machten die Gäste regen Gebrauch. „Wie sieht eigentlich der Tagesablauf aus?“, wollte Stücker wissen. „Der kann von jedem Hospizgast selbst gestaltet werden“, erklärte Pflegedienstleiter Jens Stube von den Johannitern. Der Gast entscheide, was sein Körper und seine Seele gerade bräuchten. „Fast alles kann, nichts muss“, fasste es Stube zusammen.



„Und wie gehen die Mitarbeitenden mit dem Sterben um, belastet sie das?“, fragte Hagt. „Die ehrenamtlichen Hospizhelfer sind ausgebildet, sie erhalten Supervision und regelmäßige Auszeiten“, erklärte die Malteser-Koordinatorin Conny Kehrbaum. Supervision und Weiterbildungen gibt es ebenso für die Fachkräfte der Johanniter. „Es schenkt uns außerdem Kraft, wenn wir den Menschen ihre Wünsche erfüllen können und gemeinsam schöne Stunden erleben“, ergänzte Pflegedienstleiter Stube.

„Bei uns im Haus gibt es unter anderem Hochzeiten, Karnevalsfeiern oder einen Hobbyraum im Keller“, erzählte Johanniter-Regionalvorstand Steffen Lengsfeld. Möglich seien der Aufenthalt im blühenden Garten, letzte Reisen an die See und das Erfüllen letzter Wünsche. „Seit Eröffnung des Hauses sind hier 1.400 Menschen verstorben, wir haben in jedem Jahr 120 Gäste, die zwischen einem Tag und mehreren Monaten bei uns leben“, berichtete Lengsfeld weiter.

Letzte Wünsche sowie Aus- und Fortbildungen würden unter anderem von Förderverein und Stiftung finanziert, erklärte Stiftungsmanager Michael Adomaitis im Hospiz. Ebenso trügen sie die Finanzierung der restlichen fünf Prozent der anerkannten Kosten des Hospizes mit, die von den Kranken- und Pflegekassen nicht übernommen werden. Für das stationäre Hospiz, den Ambulanten Malteser-Hospizdienst und das Trauerzentrum-Oberberg der Malteser brächten Förderverein und Stiftung pro Jahr rund 170.000 € auf. „Wenn Sie unsere Unterstützung brauchen, melden sie sich jederzeit bei uns, wir stehen Ihrer Arbeit gerne zur Seite" - das sagten Landrat und Bürgermeister den Mitarbeitenden beim Abschied zu.
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