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Das Ziel: Licht in das Leben der Armen bringen

fj; 7. Mar 2017, 13:58 Uhr
Bilder: Lichtbrücke --- Besuch bei der bengalischen Partnerorganisation „Tarango“ in Dhaka: (v. re.) Hans Magg, Stefan Bepler, Wolfgang Brückner, Roswitha Magg, Helmut Burose, Wolfgang Hess und Stefan Herr.
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Das Ziel: Licht in das Leben der Armen bringen

fj; 7. Mar 2017, 13:58 Uhr
Engelskirchen – Mitglieder der Lichtbrücke sind von einer Reise durch Bangladesch zurückgekehrt – Ihr Fazit: Die Hilfe aus dem Oberbergischen kommt an – Weitere Unterstützung für die Entwicklungsorganisation ist willkommen.
Von Fenja Jansen

Die Engelskirchener Entwicklungsorganisation Lichtbrücke ist vor 40 Jahren aus der Blindenheilung entstanden und verfolgt seitdem das Ziel, Licht in das Leben der Armen in Bangladesch zu bringen. Hundertausende blinde Menschen leben in dem südasiatischen Staat, Blindheit und Augenkrankheiten sind dabei jedoch oftmals die Folgen von Armut: Unterernährung und fehlende Hygiene zählen zu den Hauptursachen. Über 60 Millionen Menschen der insgesamt über 160 Millionen Einwohner leben hier unterhalb der Armutsgrenze, was bedeutet, dass sie weniger als circa 1,10 € zum täglichen Überleben haben. „So wurde schnell klar, dass wir die Ursachen der Armut bekämpfen wollen, um zu verhindern, dass immer mehr Menschen erblinden“, erinnerte sich Stefan Herr, Mitarbeiter der Lichtbrücke, an die Anfänge.
 
[Armut im Slum von Khulna. Zum Hüttenbau wird genommen, was man am Straßenrand findet.]

So sind es nach 40 Jahren Entwicklungsarbeit zahlreiche Projekte, die die Lichtbrücke in Bangladesch ins Leben gerufen hat, unterstützt und betreut. Trotzdem sie mittlerweile in ganz Deutschland Standorte unterhält, sind die Menschen im Oberbergischen aber nach wie vor die wichtigste Stütze für diese Arbeit: Ehrenamtliche Helfer unterstützen die Projekte der Lichtbrücke mit Aktionen wie Basaren, Schulen führen Sponsorenläufe und Verkaufsaktionen durch, viele Menschen spenden oder verzichten zugunsten des Vereins auf Geschenke. „Darum ist es für uns eine Pflicht, regelmäßig nach Bangladesch zu reisen, um uns ein eigenes Bild von den Situation zu machen und zu überprüfen, ob das Geld auch ankommt“, erklärte Herr, warum auch Anfang dieses Jahres eine siebenköpfige Gruppe nach Bangladesch reiste.


[Mehr als einfache Verschläge aus Latten und Wellblech sind die Hütten im Slum von Dhaka nicht. Trotzdem sind die Mieten hoch, aufgrund der Enge werden die Hütten auch aufeinander gebaut.]

Sieben Mitarbeiter bereisten den Staat von Süd nach Nord und von West nach Ost, um die insgesamt neun bengalischen Partnerorganisationen, mit denen die Lichtbrücke teils seit Jahrzehnten zusammenarbeitet, zu besuchen. „Die Zusammenarbeit mit bengalischen Organisationen ist uns sehr wichtig. Sie haben den Blick dafür, was vor Ort gebraucht wird“, erklärte Mitarbeiter Wolfgang Hess, der Bangladesch in diesem Jahr zum ersten Mal besuchte.



Und was vor allem gebraucht wird, sind Wasserfilter, denn 2,5 Millionen Pumpen und Brunnen, die hier als Trinkwasserquellen dienen, sind mit Arsen vergiftet. So trinken 51 bis 77 Millionen Menschen täglich verseuchtes Wasser, um nicht zu verdursten. Mit Hilfe der Lichtbrücke und Unterstützung des Bundesinnenministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung konnte MUSK, eine Partnerorganisation der Lichtbrücke, bereits 60.000 Wasserfilter installieren. Einer dieser Filter kann bis zu 25 Menschen mit sauberem Wasser versorgen – und kostet gerade einmal 30 €.


[Bis zu 25 Menschen kann ein solcher Filter mit sauberem Trinkwasser versorgen – und kostet gerade einmal 30 €.]

Um den Teufelskreis aus Armut, Unterernährung, Krankheit und Tod zu durchbrechen, tut die Lichtbrücke aber noch viel mehr: Sie unterhält derzeit 167 Vorschulen, in denen rund 4.174 Kinder unterrichtet werden und auf den Besuch der staatlichen Grundschulen vorbereitet werden. In sechs großen Ausbildungszentren der Lichtbrücke erhalten pro Jahr rund 1.500 Jugendliche aus ärmsten Familien eine berufliche Ausbildung. An Frauen, Familien und Absolventen der Ausbildungszentren werden Kleinkredite vergeben, damit dies sich eine Existenz aufbauen können. „Oft sind es nur Beträge zwischen 30 und 50 €, die dafür reichen, eine Nähmaschine oder Saatgut zu kaufen, die dann den Weg in die Selbstständigkeit ebnen“, so Mitarbeiter Stefan Bepler.


[Auch in Bangladesch sinkt das Thermometer im Winter unter 10 Grad, trotzdem müssen die Menschen ohne Strom und fließend Wasser in ihren Hütten leben.]
  
Hat die Familie ein Einkommen, können die Kinder zur Schule gehen, statt zu arbeiten. Und noch mehr passiert in den Familien: „Eine Studie zeigt, dass 66 Prozent der befragten Frauen häusliche Gewalt erleben. Bei den Frauen, die einen Kleinkredit erhalten, verringerte sich der Prozentsatz auf 3,3 Prozent“, so Herr. „Das Ansehen und der Respekt vor der Frau wächst, wenn auch sie zum Einkommen der Familie beitragen kann“, wissen Mathilde von Lüninck Knipp und Friedel Knipp, die Gründer der Lichtbrücke.

Nach der Reise, da sind sich alle einig, kann man versichern: Das Geld kommt an. „Es ist schön zu sehen, wie die Menschen vor Ort von unserer Hilfe profitieren und ihre Dankbarkeit zu erfahren. Genauso schockierend ist es auf der anderen Seite, wie viel mehr man tun müsste, um allen armen Menschen in Bangladesch zu helfen“, zog Herr ein Resümee. Schwer macht der Lichtbrücke derzeit auch der schlechte Wechselkurs zu schaffen, 20 Prozent weniger gibt es derzeit für einen Euro. „Wir müssen also ungleich mehr aufwenden, um alles am Laufen zu halten, als noch vor ein paar Monaten“, beschrieb Herr die Situation. Dabei sei die Modernisierung der Ausbildungszentren dringen notwendig und soll noch dieses Jahr angegangen werden.


[In der Vorschule der Lichtbrücke machen diese Kinder den ersten Schritt heraus aus der Armut.]

Spenden, aber auch die Mitarbeit im Oberbergischen sind darum immer herzlich willkommen. Da sich die Vereinsgründer, das Ehepaar Knipp, aus der aktiven Arbeit zurückziehen möchte, werden dringend helfende Hände gesucht. „Sei es für die Organisation, Presse- oder Büroarbeit – uns sind alle Menschen guten Willens willkommen“, bitten die Lichtbrücken-Mitarbeiter um Unterstützung – jedoch nicht, ohne sich für all die wichtige Unterstützung, die sie von den Menschen im Oberbergischen bereits erhält, herzlich zu bedanken.

Weitere Informationen zur Lichtbrücke gibt es unter www.lichtbruecke.com. Ansprechpartner bei Fragen oder für weitere Informationen: Stefan Herr, Leppestraße 48, Tel.: 02263/928 139 5, E-Mail: stefan.herr@lichtbruecke.com.


[Berufliche Ausbildung schafft Perspektiven in der eigenen Heimat und wirkt so der Flucht in die Stadt oder Ausland entgegen.]
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