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Oberberg brutal: Schlagen, treten, rauben

bv; 6. Mar 2017, 17:12 Uhr
Bild: Bernd Vorländer --- (v. li.) Polizeidirektor Rainer Gosebruch, Torsten Rengsdorf, Falko Steinhauer (beide Führungsstelle Kriminalität) und Landrat Jochen Hagt stellten die Kriminalitätsstatistik.
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Oberberg brutal: Schlagen, treten, rauben

bv; 6. Mar 2017, 17:12 Uhr
Oberberg – Rohheits- und Gewaltdelikte haben im Jahr 2016 erheblich zugenommen – Einbruchs und Diebstahlzahlen stark rückläufig bei höherer Aufklärungsquote.
Von Bernd Vorländer

Im Oberbergischen wird immer häufiger geschlagen und getreten. Und wenn ein Kontrahent am Boden liegt, wird nicht von ihm abgelassen, sondern er wird weiter malträtiert. Die Zahl der Rohheits- und Raubdelikte ist im vergangenen Jahr 2016 um mehr als 17 Prozent angestiegen, die der Gewaltkriminalität sogar um fast 20 Prozent. Ein Drittel der Täter ist dabei jünger als 21 Jahre. Brutalität ist an der Tagesordnung, die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen stieg signifikant. Vor allem in Gummersbach, Waldbröl, Lindlar und Wipperfürth ist es nach der heute vorgestellten polizeilichen Kriminalstatistik gefährlich. Hier lag der Anstieg der Gewalttaten bei jeweils über 40 Prozent. „Das macht uns große Sorge“, so Landrat Jochen Hagt. Allerdings müsse auf diese Entwicklung nicht nur die Polizei, sondern die gesamte Gesellschaft reagieren.


Hagt sah auch die Ordnungsbehörden der Kommunen in der Pflicht, der zunehmenden Gewalt durch größere Präsenz etwas entgegenzustellen. Zu diesem Zweck werde man noch im März entsprechende Gespräche führen, um die Maßnahmen zu koordinieren. Dass  verstärktes polizeiliches und ordnungsbehördliches Einschreiten durchaus Wirkung zeigen, bestätigte Polizeidirektor Rainer Gosebruch. In Lindlar und Waldbröl sei man nach entsprechenden Vorkommnissen an den Wochenenden mit großem Aufgebot tätig geworden und habe Gewaltdelikte verhindert. „Wenn wir feststellen, dass der Mob die Straße beherrscht, steuern wir gegen“, so Gosebruch, der betonte, dass man auch zahlreiche Gaststätten auf Einhaltung der Jugendschutzgesetze kontrolliert habe.

Positives hatte die oberbergische Polizei jedoch auch zu vermelden. Die Zahl der Diebstähle und Einbrüche ist deutlich zurückgegangen - bei den Diebstählen von 5.136 (2015) auf 4.656 (2016) und bei den Wohnungseinbrüchen von 717 (2015) auf 522 (2016). Dabei konnte die Aufklärungsquote auf 23 Prozent gesteigert werden, die landesweit bei lediglich 15 Prozent liegt. Gosebruch führte dies darauf zurück, dass man sich mit einer eigenen Ermittlungsgruppe intensiv gerade mit Wohnungseinbrüchen beschäftige, die auch einer rumänischen Einbrecherbande das Handwerk legte. Rückläufige Zahlen gibt es auch bei Betrugsdelikten und der Internetkriminalität. Um acht Prozent angestiegen ist die Zahl der sogenannten Straßenkriminalität. Insgesamt zählte man im Oberbergischen im Jahr 2016 fast 13.000 Strafdelikte mit 5.800 Tatverdächtigen.  

Angestiegen ist die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen um 27 Prozent auf 1.634. Hier stellten Menschen aus der Türkei (194), Rumänien (135) und Nordafrika (137) die größten Gruppen. Aus dem Irak, Syrien und Afghanistan stammten 235 Verdächtige. Die Zahl tatverdächtiger Zuwanderer verdoppelte sich auf 643. Haupttatbestände waren „Schwarzfahren“ mit 23 Prozent und der Ladendiebstahl mit 20 Prozent. Die Zahlen müsse man allerdings im Verhältnis zum Anstieg der Zuwanderungszahlen sehen, so Falko Steinhauer von der Führungsstelle Kriminalität. „Wir haben keinesfalls ein Problem, das die Sicherheitslage in Oberberg beeinträchtigt“, so Steinhauer weiter. Viele körperliche Übergriffe seien der Situation in den jeweiligen Übergangsheimen mit vielen Menschen bei geringen Platzverhältnissen geschuldet gewesen.

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