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Gewaltprävention in der Pflege

Red; 25. Feb 2017, 06:15 Uhr
Bilder: privat.
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Gewaltprävention in der Pflege

Red; 25. Feb 2017, 06:15 Uhr
Oberberg - Die Pflegebeziehung braucht zum Gelingen gegenseitiges Vertrauen.
In den Zeitungen wird oft vor der institutionalisierten Pflege gewarnt. Man könnte meinen, in den deutschen ambulanten und stationären Altenpflegebetrieben arbeiten nur Schwerverbrecher, die pausenlos Menschen anbinden oder sie grob behandeln.

Sogar im Wohn- und Teilhabegesetz wurde extra ein Paragraph eingesetzt, der den Leistungsanbietern aufträgt, geeignete Maßnahmen zum Schutz vor jeder Form von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch zu treffen. Schon von Rechtswegen werden somit Pflegende mit dem Vorwurf der Gewalteinwirkung belastet.

Der Alltag in den Betrieben zeigt aber, dass überwiegend auf freiheitbeschränkende oder freiheitsentziehende Maßnahmen verzichtet wird. So werden beispielsweise Niederflurbetten eingesetzt, die soweit auf Bodenniveau heruntergefahren werden können, dass sich der Pflegebedürftige bei einem Sturz aus dem Bett nicht verletzten kann. Der Einsatz von Bettgittern ist somit überflüssig. Auch wird darauf geachtet, dass dem sturzgefährdeten Menschen geeignete Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden, wie zum Beispiel ein Gehstock oder ein Rollator.

Natürlich sollte auch die Brille auf der Nase sitzen und ein Notruf in Reichweite sein, wenn sich die pflegebedürftige Person nicht alleine auf den Weg machen kann. Der Einsatz von Medikamenten sollte möglichst so erfolgen, dass die bedürftige Person sich schmerzfrei und uneingeschränkt bewegen kann.

  
Wenn sich das so in unseren Betrieben verhält, wozu müssen wir dann der Gewalt vorbeugen und noch dazu Konzepte entwickeln?

Gewaltprävention setzt eine Wertehaltung voraus. Gespräche können zum Beispiel verletzend wirken ohne dass der Inhalt verletzend gemeint war. Eine schlechte Wortwahl kann als unsensibel verstanden oder einfach missverstanden werden. Jeder Mensch reagiert anders auf Kritik. Die Kommunikationsweise und die (Ab-) Neigungen gegenüber eines Gesprächspartners sind entscheidend für den Gesprächsverlauf.

Manchmal spielt auch Gedankenlosigkeit eine erhebliche Rolle. Wenn ein Mensch beispielsweise gern Musik hört, muss er trotzdem nicht ständige Berieselung aus dem Radio in den Aufenthaltsräumen mögen. Auch der gesellschaftsliebende Pflegebedürftige kann das Zusammensein im Gemeinschaftsraum als Qual empfinden, wenn die Gesprächspartner am Tisch nicht zu ihm passen. In beiden Fällen hat die Pflegekraft es sicher gut gemeint, aber das Verlangen des Bedürftigen nicht ausreichend bedacht. Gewalt kann also aus Missverständnissen, aus Unwissenheit oder aus einem anderen Werteverständnis entstehen.

Gewaltprävention kann demnach auch besseres Hinhören bedeuten und mehr Einfühlsamkeit erfordern. Spezielle Kommunikationstrainings verhelfen dem Personal zur positiven Gesprächsführung und zum Umgang in schwierigen Gesprächssituationen. Die Biographiearbeit mit den Pflegebedürftigen und Angehörigen sowie Fallbesprechungen verdeutlichen Abneigungen und Vorlieben im Vorfeld, auf die sich das Personal einstellen kann.



Gewaltprävention in der Gesprächsführung ist sicherlich für die Pflegebeziehung von großer Bedeutung, jedoch auch kein Phänomen, welches besonders die Altenarbeit betrifft.

Grundsätzlich ist jeder Mensch in dieser Hinsicht aufgefordert, dazu zu lernen und gewaltpräventiv zu handeln, egal ob Pflegekraft, Pflegebedürftiger, Arbeiter, Angestellter, Nachbar oder Gesetzgeber.

Unser Tipp für Sie bei der Auswahl eines Leistungsanbieters:

Achten Sie auf die Art und Weise, wie das Personal mit den Pflegebedürftigen redet und lassen Sie die Atmosphäre im Betrieb auf sich wirken. Wie reden die Mitarbeiter miteinander und wie geht man mit Ihnen als Interessenten um?

Ausgehend von Vertrauen als Grundlage für eine gute Pflegebeziehung erzählen Sie möglichst viel über sich oder Ihren pflegebedürftigen Angehörigen im Aufnahmegespräch, damit sich das Personal ein Bild von ihrem neuen Schützling machen kann, die Wertevorstellungen, Gewohnheiten und Vorlieben kennt, um möglichst Missverständnissen im Vorfeld vorzubeugen.
  

Ihre Andrea Grote

Seniorenzentrum Bethel Wiehl

Telefon: 02262/791 -0

E-Mail: szwi@bethelnet.de   


Wer sich hinter www.diakonie-oberberg.de verbirgt, erfahren sie hier.     
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