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Todesangst im U-Boot

uh; 18. Feb 2017, 14:20 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Todesangst im U-Boot

uh; 18. Feb 2017, 14:20 Uhr
Gummersbach - Im Stadttheater wurde „Das Boot“ nach dem Romanbestseller aufgeführt - Die Schauspieler zeigten authentisch den Dienst in der drangvollen, beklemmenden Enge eines U-Bootes.
Europa im Jahr 1941. Es herrscht Krieg seit Herbst 1939. Die deutschen U-Boote haben den Auftrag, im Nordatlantik Handelsschiffe zu versenken, die Großbritannien mit kriegswichtigen Gütern versorgen sollen. Der Kampf wird immer härter, weil diese Schiffe immer effektiver von Zerstörern geschützt werden und so hat die deutsche U-Boot-Flotte in nur einem Monat 13 Boote verloren.

Erfahrene Matrosen sind inzwischen Mangelware. Mit diesen Problemen hat auch der Kapitän von U96 zu kämpfen, der neben seinem kriegserprobten Leitenden Ingenieur, seinem 2. Wachoffizier und Johann, dem Maschinisten, eine Mannschaft von „verdammten Rotznasen“ an Bord hat. Außerdem muss er seinen 1. Wachoffizier, einen linientreuen Nazi, im Auge behalten und die unerwünschte Mitfahrt des Marinekorrespondenten Werner hinnehmen. Für den Kriegsberichterstatter ist das Leben an Bord eines U-Bootes neu und sehr gewöhnungsbedürftig. Die Beengtheit und der raue Umgangston, die Alarmübungen wie auch die Tauch- und Überwasserfahrten sind ihm fremd und er muss schon bald seine naiv-romantischen Vorstellungen von einer Feindfahrt eines UKL-Bootes ablegen.

Doch am schlimmsten sind die Ungewissheit und das Warten auf eine mögliche Feindberührung. Nach mehreren Wochen des Ausharrens taucht endlich ein Geleitzug mit fünf Kolonnen auf, anscheinend ohne die Begleitung eines Zerstörers. U96 schafft es, mit drei Torpedos zwei Schiffe zu versenken. Nach dem Auftauchen befindet sich ein Wrack mit Seeleuten auf dem Wasser. Das U-Boot ist zu klein, um sie aufzunehmen, sie werden ihrem Schicksal überlassen. Das hinterlässt Spuren bei der Besatzung.


Insgesamt waren neun junge Schauspieler zu sehen, die in der Bühnenfassung von „Das Boot“, unter der Regie von Johannes Pfeifer mitwirkten, darunter Hardy Krüger jr. in der Paraderolle als „der Alte“, von der Mannschaft „Herr Kaleu“ genannt. Überzeugend wirkt die Angst der Besatzung, als das Boot nach einem Torpedoangriff mit Wasserbomben angegriffen wird. Aber es gibt auch immer wieder heitere Momente, wobei die Mannschaft durchaus ihrem Spaß hat.



Einer der Höhepunkte in dem Bühnenstück ist die Szene, als das Boot nach einem Fliegerangriff in der Nähe der Straße von Gibraltar nach einem Fliegerangriff fast seeuntüchtig auf 240 Meter sinkt. Die Angst und die Panik der Besatzung wirkten hier sehr authentisch und die Besucher konnten mitfühlen, welche unbeschreiblichen Zustände auf einem U-Boot herrschten, geprägt von panischer Angst, unerträglicher Enge und beißender menschlicher Gerüche.

Der Mannschaft gelingt das Unvorstellbare. Das U-Boot kann notdürftig repariert werden und taucht wieder auf. Ziel ist nun der U-Boothafen in La Rochelle. Dort angekommen beginnt ein schwerer Luftangriff, bei dem ein Teil der Besatzung getötet wird. Der verwundete Kommandant sieht, wie das U-Boot, von Bomben getroffen, langsam im Hafenbecken versinkt.

Das Bühnenstück zeigt, ebenso wie der Film, die Sinnlosigkeit des Krieges. Die Verlustquote bei den U-Boot Besatzungen war so hoch, wie bei keiner anderen Waffe. Von 40.000 U-Boot-Männern sind 30.000 im Atlantik geblieben. Viele von ihnen waren in Wirklichkeit noch halbe Kinder. Es gab 16-Jährige an Bord, gegen Kriegsende gab es 19-jährige Leitende Ingenieure und 20-jährige Kommandanten, die in einer Art Schnellverfahren frontreif gemacht wurden.

Lothar-Günther Buchheim hat sich immer dagegen gewehrt, dass es in Todesnachrichten von U-Boot-Fahrern hieß, sie seien gefallen. „Sie sind abgesoffen, ersäuft wie überzählige Katzen im Sack“, so der Autor der Romanvorlage.     
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