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„Mein Stadion ist ein Glaskasten“

db; 7. Feb 2017, 17:19 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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„Mein Stadion ist ein Glaskasten“

db; 7. Feb 2017, 17:19 Uhr
Gummersbach - Sven Pistor, Moderator der Fußball-Radiokonferenz, gastierte mit seinem Programm „Lektion Bundesliga“ im Stadttheater.
Wenn in der Fußball-Bundesliga samstagnachmittags der Ball rollt, ist Sven Pistor ganz nah dran – und gleichzeitig auch ganz weit weg. „Mein Stadion ist ein Glaskasten“, sagte der Hörfunkmoderator. Normalerweise sitzt er im WDR-Studio an den Reglern, gestern gastierte er mit seiner Show „Pistors Fußballschule“ im Gummersbacher Stadttheater. Auf dem Stundenplan stand „Lektion Bundesliga“. Gut 250 Fans waren gekommen, einige davon auch im Trikot ihres Herzensvereins. Besonders die Anhänger der rheinischen Rivalen Borussia Mönchengladbach und 1. FC Köln, letzterer Verein ist auch Pistors Lieblingsmannschaft, waren zahlreich im Publikum vertreten.



Als „Johannes Rau der Sportmoderatoren“ beschrieb sich Pistor zu Beginn des rund zweistündigen Programms. „Ich möchte Menschen zusammenführen“, sagte er und warb bei aller Rivalität für Fairness und Respekt. Dies sei nach den schlimmen Ereignissen am Samstag in Dortmund, als BVB-Anhänger mit Gewalt auf die Fans von RB Leipzig losgingen und dabei auch nicht vor Frauen und Kindern halt machten, ein besonders wichtiges Zeichen. „Es geht immer noch nur um Sport. Frotzeleien sind in Ordnung, mehr aber nicht“, so Pistor. Nach diesen ernsten Worten ging es im Programm aber deutlich heiterer weiter und die Stimmung auf den Rängen im Stadttheater war über die gesamte Spielzeit hervorragend.

Pistor (Bild) ließ das Publikum in Erinnerungen schwelgen: Mit kuriosen O-Tönen von Fußballlegenden wie Mario Basler, Lothar Matthäus oder Otto Rehhagel, mehr oder weniger gelungenen Gesangsversuchen von Berti Vogts, Gerd Müller und den Schalker Kremers-Zwillingen sowie Ausschnitten aus den Radioübertragungen des dramatischen Abstiegskampes 1999 und der berühmten Vier-Minuten-Meisterschaft des FC Schalke 04 aus dem Jahr 2001. Mit dabei waren neben Pistor auch der WDR-Bundesligareporter Burkhard Hupe und ein „Held der Bundesliga“: Ex-Fußballer Ansgar Brinkmann, auch bekannt als „der weiße Brasilianer“.

In der Geschichtsstunde der Fußballschule erzählte Hupe unter anderem von der Gründung der Bundesliga, die alles andere als einfach war: „Die Bundesliga lag 30 Jahre lang in den Wehen.“ Am 24. August 1963 war es dann aber so weit und der Ball rollte am 1. Spieltag der Fußball-Bundesliga. Bereits in der ersten Minute erzielte BVB-Stürmer Timo Konietzka das erste Tor des neuen Wettbewerbs. Zu schnell für die Radioübertragung des WDR, der erst einige Minuten nach dem Anstoß übertrug. „Damals hatte man noch Ruhe und nahm sich Zeit“, sagte Hupe.


[Beim Fußballquiz konnten einige Zuschauer ihr Wissen beweisen.]

Ansgar Brinkmann erzählte einige Anekdoten aus seiner aktiven Zeit, die wohl in der heutigen Zeit ein handfester Skandal wären. So türmte er einmal nach einer Polizeikontrolle vom Rücksitz eines Streifenwagens und ließ sich nach erfolgreicher Flucht von einem Freund in dessen Kofferraum aus der Stadt bringen. Ernste Konsequenzen hatte dies damals für Brinkmann nicht. Mit einem Augenzwinkern bemerkte daher: „Wenn du kannst, dann lauf!“
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