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Aus für das Bürgerauto in Linde

fj; 24. Jan 2017, 11:34 Uhr
Archivbild: Michael Gauger --- Bei der Einweihung der neuen Ladesäule für das Bürgerauto war man in Linde noch vom Erfolg des Projekts überzeugt.
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Aus für das Bürgerauto in Linde

fj; 24. Jan 2017, 11:34 Uhr
Lindlar – Mangels Interesse wird das Carsharing-Projekt in Linde nach sechs Monaten eingestellt – Eine wissenschaftliche Auswertung soll zeigen, warum das Auto so wenig genutzt wurde.
Ende dieses Monats läuft das Carsharing-Projekt in Lindlar-Linde mangels Interesse aus (Artikel zum Projektstart). „Gerade einmal sieben Personen haben sich für die Benutzung des Bürgerautos registrieren lassen, in einem halben Jahr wurden so nur rund 150 Kilometer gefahren“, fasste Projektleiter Wolfgang Schröder vom Bürgerverein Linde den für ihn überraschenden Ausgang des Projekts zusammen. Denn wie in vielen Dörfern im ländlichen Raum, verkehren auch in Linde die Busse eher selten. Um die Mobilität nachhaltig zu verbessern, stand seit Anfang Juli 2016 ein Elektrofahrzeug, ein geräumiger Nissan Leaf, für die Bürger bereit.

Der Energieversorger BELKAW, die Firma Bluberries und der Trägerverein des Bergischen Energie-kompetenzzentrums standen als Projektförderer zusammen mit der Gemeinde Lindlar als Mitinitiator hinter der Idee. Der Bürgerverein Linde zeichnete sich als Träger aus und kümmerte sich um die Koordination der Fahrzeugnutzer. Diese blieben allerdings aus, womit es dem Bürgerverein und der Gemeinde nicht gelang, eine Anschlussfinanzierung für die weitere Anmietung des Fahrzeugs zu finden. Warum die Fahrer ausblieben, möchte nun eine Studentin der RWTH Aachen im Rahmen ihrer Masterarbeit wissenschaftlich untersuchen, wofür jeder Haushalt in Linde einen Fragebogen zur Ausfüllung erhält.



Schröder vermutete, dass das Bürgerauto für Berufstätige uninteressant war, weil es nach jeder Fahrt zum Parkplatz gegenüber der Kirche in der Josefsstraße gebracht werden musste. Warum sich aber Fahranfänger ohne eigenes Auto nicht für das Projekt interessierten, kann er sich nicht erklären. „Wir hatten auch gehofft, dass der Wagen von Menschen, die nicht berufstätig sind, für kürzere Fahrten, zum Beispiel zum Supermarkt, gemietet wird. Hier scheint man aber mehr auf Fahrgemeinschaften oder den Zweitwagen zu setzen“, erklärte Schröder, dass auch diese Zielgruppe ausblieb.

Damit das Auto überhaupt bewegt wurde, wurde es an den sozialen Fahrdienst Lindlar-Mobil ausgeliehen. Nun kehrt das Fahrzeug nach Solingen, wo es bei einer Firma angemietet wurde, zurück. „Dieser unvorhergesehene Flop war für alle Beteiligten frustrierend, bietet aber nun die Möglichkeit, darüber nachzudenken, was wir besser machen können“, wartet Schröder nun auf die wissenschaftliche Auswertung. Denn von der grundsätzlichen Idee eines Bürgerautos ist er nach wie vor überzeugt.
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