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Ein Leben voller Kunst und Schrecken

uh; 21. Jan 2017, 15:08 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Ein Leben voller Kunst und Schrecken

uh; 21. Jan 2017, 15:08 Uhr
Nümbrecht - Aus Anlass des 100. Geburtstags, den Friedrich von Bömches kürzlich gefeiert hätte, ehrte der Oberbergische Kreis und der Förderverein Schloss Homburg Leben und Werk des Künstlers in einer Feierstunde in der neuen Orangerie.
Die stellvertretende Landrätin Ursula Mahler begrüßte zu Beginn ihrer Laudatio die Gäste und Ehrengäste zur Feier des 100. Geburtstages, den Friedrich von Bömches am 27. Dezember 2016 gefeiert hätte. Der Maler hatte in Wiehl eine neue Heimat gefunden und das letzte Drittel seines Lebens im Oberbergischen verbracht. Der Zugang zu den Werken des Künstlers ist ein schwieriger Weg. Von Bömches litt unter „hysterischer Zeitnot“.  Die Gemälde spiegeln sein Leben wieder.

Im hohen Alter hat er das Schreckliche, den Krieg und die Nachkriegszeit künstlerisch in seinen Werken aufgearbeitet. Seine Bilder aus dieser Zeit zeigen Gewalt, Flucht und Zwangsarbeit. Die stellvertretende Landrätin erinnert an den 85. Geburtstag des Künstlers, der auch auf Schoss Homburg gefeiert wurde. Im Alter von 22 Jahren wurde von Bömches unfreiwillig Soldat. Er kämpfte vor Stalingrad und wurde 1945 für fünf Jahre Zwangsarbeit in einen Steinbruch in der Ukraine verschleppt. 1978 hat der Künstler Rumänien verlassen und mit Unterstützung der Familie Kotz aus Wiehl eine zweite Kariere im Oberbergischen begonnen.

Bernd Hombach, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Homburg, erinnerte in seiner Festrede an das großzügige Geschenk des Künstlers, der 15 Jahre nach seiner Übersiedlung 320 Bilder dem Förderverein übereignet hat. Dieser Bestand an Kunstwerken wird nun fachmännisch gelagert und konserviert.


Schon zu Beginn der Feierstunde konnten die Gäste in der Sonderausstellung „Flucht und Vertreibung“, die auch eine Hommage an den Künstler ist, Werke des Malers betrachten. Kunstwissenschaftler Prof. Dr. Günter Zehnder referierte in seinem Fachvortrag über das künstlerische Schaffen des Zeichners und Malers. Er kannte Friedrich von Bömches persönlich, die Werke 1968. Damals war er Doktorand und hatte eine Studentengruppe aus Bukarest in Deutschland zu Besuch. Als er damals die Bilder von Friedrich von Bömches sah, war er begeistert.



[Landrätin Ursula Mahler und Kunstwissenschaftler Prof. Dr. Günter Zehnder.

Die ausgestellten Bilder sind nur ein kleiner Teil der Werke des Künstlers. Prof. Zehnder betonte die Sprachgewalt, die in den Werken erkennbar wird: „Malen oder zeichnen, was er tat, das tat er ganz. Kunst kommt nicht von können, sondern von müssen und Kunst ist ohne produktive Besessenheit undenkbar.“ Von Bömches müsse einen unglaublich großen Bildspeicher gehabt haben. Zum künstlerischen Schaffen seien zahlreiche Impulse notwendig. Von Bömches Talent war die schnelle Erfassung von Situationen. Er habe sich auseinandergesetzt mit großen Malern wie Edvard Munch, ohne diese zu kopieren. Kunst zu schaffen, war für von Bömches existentiell. Bei ihm erlangen Flächen eine unerwartete Tiefe.

Der Künstler hatte im Krieg und im Gulag Schreckliches erlebt, jenseits aller Kultur und Moral. Im Alter hat Friedrich von Bömches unzählige Arbeiten zum Thema „Vertreibung“ geschaffen. Erst Jahrzehnte nach den persönlichen traumatischen Erlebnissen seiner Deportation und Zwangsarbeit gelang es ihm, diese Eindrücke als Zeitdokumente mit Pinsel und Bleistift festzuhalten.  

Die Sonderausstellung „Flucht und Vertreibung“ mit den Werken Friedrich von Bömches ist noch bis zum 7. Mai im Schloss Homburg zu sehen. 
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