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Kämpfe um Wasserquellen von Damaskus

th; 6. Jan 2017, 14:54 Uhr
Bilder: Mohamad al Schami --- Dörfer im Barada-Tal.
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Kämpfe um Wasserquellen von Damaskus

th; 6. Jan 2017, 14:54 Uhr
Oberberg – OA-Praktikant Tarafa al Haraba stammt aus Syrien, seine Kontakte in die Heimat ermöglichen Einblicke in das Geschehen vor Ort – Heute berichtet er über die Kämpfe um das Barada-Tal nahe Damaskus.
Noch vor wenigen Tagen sprach Tarafa al Harabat für Oberberg-Aktuell mit seinen syrischen Landsleuten in Oberberg über ihre Hoffnungen angesichts der verhandelten Waffenruhe in Syrien. An einem Ort wird jedoch weiter gekämpft: Das Barada-Tal (Wadi Barada) liegt unweit von Damaskus und ist benannt nach dem Fluss Barade, der wichtigsten Wasserquelle der syrischen Hauptstadt Damaskus.

Zunächst hatten Gegner des Regimes von Syriens Machthaber Baschar al-Assad das Tal erobert, nun versuchen neben syrischen Truppen auch Einheiten der libanesischen Hisbollah, das Gebiet zurückzuerobern. Wie „Spiegel online“ berichtet, wurden zwei Wasserkraftwerke durch den Beschuss der Hisbollah zerstört. Nach Angaben der Vereinten Nationen seien rund vier Millionen Menschen in der Region Damaskus von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Tarafa al Harabat sprach mit Menschen, die in der noch immer umkämpften Region ausharren oder aus ihr stammen.

Mohamad al Schami ist freier Journalist und derzeit im Barada-Tal. Nach seinen Angaben habe Damaskus durch den Beschuss 70 Prozent seiner Wasserversorgung verloren. Mehr als 100.000 Menschen seien im Barada-Tal dem Beschuss und der Belagerung der Hisbollah, der Iraner und der Assad-Milizen ausgesetzt. „Sie haben uns mit Brand- und Fassbomben beschossen, um uns zu zwingen, unsere Dörfer zu verlassen“, so al Schami. Abo Mohammad Al Bardaoi trägt aus Angst vor dem Regime einen Künstlernamen. Er ist der Direktor der Medienstelle des Barada-Tals. Er berichtet, dass die Hisbollah verhindert habe, dass russische Offiziere das Tal erreichen, um den Bruch des Waffenstillstands vor ihnen geheim zu halten. 

Der syrische Journalist Hassan Muhra hält sich derzeit in der jordanischen Hauptstadt Amman auf, stammt aber aus dem Barada-Tal. Er berichtete, dass die Region belagert würde: Niemand käme hinaus, es gebe keine Elektrizität, keine Lebensmittel und keine Medikamente mehr. Es hätte bereits die ersten Todesopfer gegeben. „Wir bitten die Internationale Gemeinschaft um Hilfe, die Belagerung muss aufhören“, lautet sein Appell.

Laut Medienberichten schieben sich das Regime und die Rebellen gegenseitig die Schuld zu. Das Regime wirft den Rebellen vor, die Quellen mit Diesel verunreinigt zu haben.

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