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Licht und Schatten in Kapstadt - Ein Reisebericht

fj; 26. Nov 2016, 08:40 Uhr
Bilder: privat --- Leonie Schulz vor dem Tafelberg.
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Licht und Schatten in Kapstadt - Ein Reisebericht

fj; 26. Nov 2016, 08:40 Uhr
Oberberg – Leonie Schulz, Schülerin des Gymnasiums Nümbrecht, verbringt fünf Monate in Südafrika – Ihre Erfahrungen bewegte sie dazu, einen eigenen Coversong zu schreiben, den sie ihrem Zuhause widmete (mit Video).
Wer an Dschungel, exotische Tiere und Wildnis denkt, wenn er Südafrika hört, den kann Leonie Schulz eines Besseren belehren. „Sogar das Internet ist hier schneller als in der Heimat“, so die 15-Jährige. Die Heimat, das ist normalerweise in der Nähe von  Drabenderhöhe bei Wiehl. Zurzeit lebt die Schülerin des Gymnasiums Nümbrecht jedoch in Kapstadt. Und hier herrscht das Großstadtleben, berichtet sie. Dieses genießt sie mit ihrem Onkel, ihrer Tante und deren beiden Töchtern, bei denen sie während ihrer Reise lebt. „Mein Onkel ist mit seiner Familie 2011 ausgewandert. Damit hat er sich einen Traum erfüllt, der inzwischen die ganze Familie ergriffen hat“, erklärt die junge Frau, warum es auch sie in die südafrikanische Stadt verschlagen hat.


[Leonie (li.) mit ihrem Onkel, ihrer Tante und ihren Cousinen.]

Seit vergangenen Juli lernt sie die Stadt und das dortige Leben  kennen und ist begeistert: „Kapstadt ist von vielen Bergen umgeben, dennoch ist das Meer nie weit weg. Jeder Strand hat seine ganz eigene Persönlichkeit, mein Lieblingsstrand ist Camps Bay. Man fühlt sich fast wie in Kalifornien“, schwärmt sie. An ihrer Schule, der internationalen amerikanischen Schule von Kapstadt (AISCT), trägt man Schuluniform. „Da gibt es keinen Wettbewerb, wer die teuersten Markenklamotten hat“, findet sie auch das positiv. Ihre neuen Klassenkameraden und Freude kommen aus den USA, China oder Angola. „Internationalität spielt in ganz Kapstadt eine große Rolle und es ist toll, all diese Kulturen kennen lernen zu dürfen“, schwärmt die 15-Jährige.


[Leonie erhält eine traditionelle afrikanische Gesichtsbemalung.]

Dennoch hat sie auch Augen für die dunklere Seite ihrer vorübergehenden Heimat. „Millionen Menschen leben in Townships, sehr arme, große Gebiete, die hauptsächlich aus selbstgebauten Blechhütten bestehen. Die Einwohner sind überwiegend dunkelhäutig. Viele Menschen sind auf der Suche nach einem Job“, erzählt sie. Die Regierung versuche ihr Bestes, die Menschen in Arbeit zu bringen, was beispielsweise dazu führe, dass in einem Restaurant manchmal mehr Angestellte als Gäste zu finden sind. „Auch im Supermarkt stehen immer zwei Personen an der Kasse; einer scannt die Produkte und der andere packt sie direkt in Tüten ein. Bei meinem ersten Supermarktbesuch dachte ich, dass unser Einkauf gestohlen wird“, erklärt Leonie, dass es auch im täglichen Leben für sie anfangs viel zu lernen gab.



Die Trennung zwischen arm und reich ist  deutlich spürbar in Südafrika, erzählt die Schülerin. Doch es werden auch Versuche unternommen, diese Grenzen zu überwinden – was zu einem ganz besonderen Moment für die 15-Jährige wurde: „Für einen Tag haben uns rund 30 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren, die in Townships leben, in unserer Schule besucht. Wir haben zusammen gespielt, gegessen und Spaß gehabt. Zum Abschluss hat jedes Kind ein Spielzeug als Geschenk bekommen. Es brachte mich beinahe zum Weinen, die Freunde in ihren Gesichtern zu sehen“, erzählt sie.


[Leonies Schulklasse.]

All diese Erlebnisse mit ihren positiven und negativen Seiten erleben zu können, mache sie sehr froh, erklärt Leonie. „Ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie mir dies alles ermöglicht haben. Ich hätte nie gedacht, dass die Vielfalt eines Landes so gewaltig groß seien kann.“ Doch neben aller Begeisterung angesichts der Vielfalt des Landes und der Vielzahl der Eindrücke, verspürt die junge Frau auch ein gewisses Heimweh. „Tief in mir steckt doch eine Sehnsucht nach meiner HEIMAT. Dorthin, wo ich aufgewachsen bin, wo mein Zuhause ist, meine langjährigen Freunde leben, dorthin, wo ich ganz ich sein kann“, sagt Leonie. Diese Erkenntnis war es auch, die sie dazu bewegt hat, das Lied „This Town“ von Niall Horan zu covern.

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„Nach vielem Überlegen entschloss ich mich, mein Werk auf YouTube einzustellen. Bis heute habe ich 457 Klicks und 27 Likes (Stand: 24. November)“, erzählt die Schülein. Denn Heimat ist für sie ein Begriff, der aktueller nicht sein könnte. „Wie viele Menschen verlieren täglich weltweit für immer ihre Heimat? Das muss fürchterlich sein. Können sie überhaupt woanders richtig ankommen? Oder steckt in Ihnen lebenslang die tiefe Sehnsucht dorthin, wo ihre Wurzeln sind“, macht Leonie sich Gedanken über die Menschen, die ihre Heimat verloren haben. Sie selbst kehrt im Dezember zurück. „Mal sehen, ob und wie ich in Sachen Musik weitermache“, schmiedet sie schon Pläne für die Zeit nach ihrer Rückkehr im Dezember.



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