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Der Feigling geht zurück in sein Land

uh; 5. Nov 2016, 18:08 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Der Feigling geht zurück in sein Land

uh; 5. Nov 2016, 18:08 Uhr
Gummersbach - „Madame Butterfly“, eines der prägendsten Werke von Giacomo Puccini, zeigten die Compagnia d´Opera Italiana di Milano sowie Orchester der Staatsoper Rousse im Stadttheater Gummersbach.
Die Oper „Madame Butterfly“ von Giacomo Puccini wurde ursprünglich als Zweiakter im Februar 1904 in Mailand uraufgeführt. Nach der wenig erfolgreichen Premiere fand die Uraufführung der dreiaktigen Neufassung im Mai 1904 in Brescia statt.

Die Oper, eine japanische Tragödie in drei Akten, handelt von der Beziehung des amerikanischen Leutnants Pinkerton und der jungen Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, in der Nähe von Nagasaki um 1900. Pinkerton kauft ein Haus und heiratet Butterfly. Nach japanischer Sitte wird die Ehe für 999 Jahre geschlossen, mit der Option auf Scheidung innerhalb eines Monats. Für Butterfly ist es die Liebe ihres Lebens, für Pinkterton lediglich ein fernöstliches Abenteuer. Schon im ersten Akt bemerkt Butterfly, dass in Amerika Schmetterlinge getötet und aufgespießt werden, um sie dann zur Schau zu stellen. Pinkerton entkräftet ihre Bedenken, die Hochzeit findet statt, trotz der Warnungen ihrer Familie. Kurz nach der Hochzeit verlässt Pinkerton das Land und verspricht wiederzukommen.

Butterfly bringt einen Sohn zur Welt und wartet mehrere Jahre auf Pinkerton. Der kommt schließlich auch, allerdings mit seiner neuen, amerikanischen Frau und nur, um seinen Sohn mitzunehmen. Butterfly will Pinkerton persönlich sprechen und nur ihm das Kind übergeben. Der zeigt sich allerdings feige und will ihr nicht begegnen.


Butterfly, die aus einer angesehenen traditionellen Familie entstammt, wird nun klar, dass sie für ihn lediglich ein Freudenmädchen war, nicht mehr als ein kurzes Vergnügen. Ihrem Sohn will sie die Schmach ersparen, das Kind einer amerikanischen „Hure“ zu sein. Die Schande ist für sie unerträglich und sie begeht Harakiri, wie einst ihr Vater, der vor vielen Jahren diesen, für Japaner, ehrenvollen Freitod gewählt hatte.



Mittelpunkt der Oper ist Butterfly, die Titelheldin, für die Puccini mit „Eines Tages sehen wir ein Streifchen Rauch“ im zweiten Akt eine seiner schönsten Arien schrieb. Die fortschreitende, humanistische Degeneration der Individuen in den USA wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Oper „Madame Butterfly“ durch Puccini treffend dargestellt. Dies wird besonders deutlich, als im ersten Akt Pinkerton vor dem US-Konsul leichtfertig sagt, dass er in dieser Ehe mit der Japanerin nichts anderes sehe, wie in einem Hauskauf. Diese japanische Ehe hat nach amerikanischem Recht keinen Bestand und so, wie man ein Haus abstößt, werde er auch Butterfly aufgeben, wenn er keinen Gefallen mehr an ihr findet.

Bei der Aufführung im Stadttheater Gummersbach überzeugte die Sopranistin Manami Hama in der Rolle der Cio-Cio-San, genannt Butterfly, die allerdings am Anfang nicht glaubhaft die Naivität und die Jugend einer Fünfzehnjährigen darstellte. Der Tenor Riccardo Rados als amerikanischer Marineleutnant Benjamin Franklin Pinkerton und Sunghee Shin als Dienerin Suzuki flankierten in den weiteren Partien das dramatische Geschehen zuverlässig. Die Besetzung, vorwiegend mit asiatischen Darstellern, verlieh der Aufführung Authentizität. Das Publikum im ausverkauften Stadttheater bedankte sich mit langanhaltendem Applaus.  
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