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Ausbildungsmarkt von 'Ungleichgewicht' geprägt

fj; 2. Nov 2016, 13:10 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- (v. li) Stefan Krause, Vorsitzender Geschäftsführung Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, Michael Sallmann, Leiter IHK-Geschäftsstelle Oberberg, und Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer Kreishandwerkerschaft Bergisches Land.
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Ausbildungsmarkt von 'Ungleichgewicht' geprägt

fj; 2. Nov 2016, 13:10 Uhr
Oberberg – Der Trend zum Studium sorgt auch in Oberberg dafür, dass viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben – Bewerber profitieren von steigenden Stellenzahlen, müssen aber flexibel sein.
Von Fenja Jansen

Das Ausbildungsjahr 2015/2016 ist abgeschlossen. Bis zum Stichtag 30. September sind bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) 1.082 neue Ausbildungsverträge in Unternehmen aus Oberberg eingetragen worden. Damit verzeichnet die Geschäftsstelle Oberberg der IHK ein leichtes Minus gegenüber dem Vorjahr von 1,64 Prozent oder 18 Verträgen. „Wie die Unternehmen berichteten, war es schwieriger Auszubildende für die industriell-technischen Berufe zu finden“, berichtete IHK-Geschäftsstellenleiter Michael Sallmann, dass von den insgesamt 18 fehlenden Verträgen allein 16 auf diese Branche fallen. „Wenn sowohl der Ausbildungsberuf als auch das Unternehmen eher unbekannt sind, wird es schwieriger, Bewerber zu finden“, erklärte Sallmann, dass er sich noch mehr Engagement von den Betrieben wünscht, um junge Leute für eine Ausbildung zu begeistern.

Dazu, jede Möglichkeit zu nutzen, um das eigene Ausbildungsangebot bekannter zu machen, rät auch Marcus Otto den hiesigen Handwerkern. Zwar kann sich der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land über ein Plus von 3,5 Prozent an eingetragenen Ausbildungsverträgen freuen, trotzdem sind viele freie Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. „Leider geht der Trend deutlich zum Hochschulstudium, obwohl die Abbruchzahlen an deutschen Universitäten belegen, dass eine klassische Ausbildung die geeignetere Wahl für Manchen ist“, sagte Otto. Sallmann und Otto waren sich daher einig, dass die Devise auch weiterhin lauten muss, bei den jungen Leuten für die duale Ausbildung zu werben. „Da werden wir auch bei den Eltern und Lehrern ansetzen“, erklärte Sallmann die Strategie. Weiterhin sollen Studienabbrecher stärker in den Fokus genommen werden. „Auch für sie ist eine Ausbildung ein guter Karrierestart“, forderte Sallmann Studienabbrecher dazu auf, Kontakt aufzunehmen.



Daneben sollten aber auch Bewerber, die bisher noch keine passende Stelle gefunden haben, am Ball bleiben. „Die Vermittlungen sind auch nach dem offiziellen Ende des Ausbildungsjahres in vollem Gange“, wusste Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. Im Oberbergischen Kreis wurden der Agentur für Arbeit bis zum 30. September 1.637 Berufsausbildungsstellen gemeldet, was einem Plus von 127 Stellen oder 8,4 Prozent entspricht. Davon blieben 103 Stellen unbesetzt. Bis zum Stichtag meldeten sich 2.146 Ausbildungssuchende bei der Agentur für Arbeit, 81 davon fanden keine passende Ausbildungsstelle. „Auf dem Ausbildungsmarkt herrscht ein Ungleichgewicht, dass uns vor Herausforderungen stellt: Auf mehr gemeldete Stellen kommen immer weniger Bewerber, trotzdem bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt und Ausbildungssuchende unversorgt“, erklärte Krause, dass die Stelle und Bewerber oftmals einfach nicht zueinander passen. „Beispielsweise gibt es für gut qualifizierte Bewerber zu wenige Ausbildungsplätze, die ihren Interessen entsprechen.“

Noch im ganzen November wird sich die Agentur für Arbeit bemühen, offene Stellen und unversorgte Bewerber zusammenzubringen. Und auch wenn sich ein Unternehmen und ein Ausbildungssuchender erst finden, nachdem es für einem Ausbildungsstart noch in diesem Jahr zu spät ist, bietet die Einstiegsqualifizierung als elfmonatiges Langzeitpraktikum eine Möglichkeit, die Zeit bis zum nächsten Ausbildungsstart zu überbrücken.
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