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Dürrenmatts alte Dame in Wiehl

vma; 30. Oct 2016, 20:23 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Mein „Zauberkätzchen“ nannte Ill (Hans-Gerd Pruß) als junger Mann seine damalige Freundin Klara (Angela Harrock) – daran erinnern sich die beiden gemeinsam auf der Bank im Wäldchen.
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Dürrenmatts alte Dame in Wiehl

vma; 30. Oct 2016, 20:23 Uhr
Wiehl – Ein heruntergekommenes Städtchen, das hofft, von einer ehemaligen Bewohnerin viel Geld zu erhalten, ist der Ausgangspunkt für „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt inszeniert von Axel Krieger am Schau-Spiel-Studio Oberberg.
Der Besuch einer einstigen Mitbürgerin soll in dem Klassiker von Friedrich Dürrenmatt Abhilfe aus der Motivationslosigkeit und Armut schaffen, denn Claire Zachanassian, früher Klara Wäscher, hat es inzwischen zu schier unermesslichem Reichtum gebracht. Diese Geschichte setzte der Bergneustädter Axel Krieger mit einem Ensemble aus über 20 Darstellern des Schau-Spiel-Studio Oberberg hervorragend um. Die Spannung aus dem ersten Teil intensivierte er nach der Pause noch einmal.


[Ein großes Ensemble setzte Axel Krieger bei dem Stück ein – hier warten die Güllener auf das Eintreffen des Zuges mit der Grande Dame.]
  
Krieger inszenierte zum ersten Mal im Schau-Spiel-Studio Oberberg und lieferte mit seiner eigenen Handschrift ab. So hat er Musikeinspieler und Lichtwechsel sowie -effekte beeindruckend eingesetzt und die Rollen vortrefflich besetzt. In der Rolle der alten Dame, Angela Harrock, die das Verbitterte ebenso brillant spielt wie das Zynische und oft auch Süffisante der Claire Zachanassian. Sonst fungiert Raimund Binder als Regisseur am Schau-Spiel-Studio Oberberg, diesmal sprang er für die Rolle des Polizisten und des Lehrers ein - und das in extrem überzeugender Art und Wiese. Hans-Gert Pruß ist der tragische „Held“ Alfred Ill in der tragischen Dürrenmatt Komödie und setzt den Ill gekonnt um. Sehr manipulativ der Bürgermeister, aber das musste Thomas Knura in seiner Rolle ja auch sein. Insgesamt eine sehr stimmige Ensemblezusammensetzung.


Die Geschichte dreht sich um die alte Dame. Arm und gedemütigt war die Zachanassian, als sie vor rund 40 Jahren die Stadt verließ, schwanger von einem Mann, der sie und das Kind verleugnete. Dieser Alfred Ill wirtschaftet jetzt als Feinkosthändler mehr schlecht als recht vor sich hin. Alle hoffen auf Klara, aber diese will Rache.


[Überzeugend spielte Hans-Gerd Pruß den Ill.]
    
Eine Milliarde bietet sie der Stadt, wenn sie den ehemaligen Geliebten tötet. Die Bürger weisen dieses unmoralische Angebot weit von sich, gewöhnen sich aber immer mehr an den Geschmack des Wohlstands. So leistet sich jeder ein paar neue leuchtend gelbe Schuhe, lässt überall anschreiben und Ills Sohn hat sogar plötzlich ein Automobil. Klara muss nichts tun, als abzuwarten: die Zeit und die menschliche Korrumpierbarkeit arbeiten für sie. Wird der von ihr mitgebrachte Sarg irgendwann der Sarg von Ill?

Wer wissen möchte, wie sich die Kleinstadt „Güllen“ entscheidet beziehungsweise was dort passiert, kann dies in den folgenden Vorstellungen erfahren: Mittwoch, 02.11; Freitag, 04.11.; Samstag, 05.11.; Mittwoch. 09.11.; Freitag, 11.11. und Samstag, 12.11. jeweils um 20 Uhr. Sonntag,. 13.11. um 18 Uhr sowie Mittwoch, 16.11., Freitag, 18.11., Samstag. 19.11. jeweils um 20 Uhr und Sonntag 20.11. um 18 Uhr.
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