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Flüchtling aus Pakistan wird Koch in Bielstein

nh; 20. Oct 2016, 10:55 Uhr
Bild: Nils Hühn --- Mohammad Waseem (Mitte) hat Anfang Oktober seine Ausbildung zum Koch im Haus Kranenberg in Bielstein begonnen. Inhaber Christian Kahl und Küchenchefin Janine Heinemann sind nach knapp drei Wochen zufrieden mit dem Flüchtling aus Pakistan.
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Flüchtling aus Pakistan wird Koch in Bielstein

nh; 20. Oct 2016, 10:55 Uhr
Wiehl - Im Haus Kranenberg hat der 29-jährige Mohammad Waseem die Ausbildung zum Koch begonnen - Inhaber Christian Kahl will so dem Fachkräftemängel entgegentreten, wünscht sich aber mehr Unterstützung.
Von Nils Hühn

Wie sollen Flüchtlinge integriert werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Politik in ganz Deutschland. Wichtig sei es, die Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Aber dies ist leichter gesagt, als getan. Mohammad Waseem flüchtete schon 2010 vor den Unruhen aus seinem Heimatland Pakistan und ließ seine Familie zurück. Er arbeitete in Hotels in Griechenland und über Österreich kam Waseem Ende 2015 nach Deutschland. Seit neun Monaten lebt er in Gummersbach-Dieringhausen. Dort teilte er sich mit 24 anderen Flüchtlingen ein Haus. Am Montag zog er endlich in eine eigene Wohnung - bezahlt mit seinem Geld, dass er in seiner Ausbildung zum Koch verdient.

Der Kontakt zu Gastronom Christian Kahl kam über die Industrie- und Handelskammer zustande. Der Inhaber des Bielsteiner Haus Kranenberg beklagte sich über den Fachkräftemangel. „In unserer Branche ist es besonders extrem“, werden händeringend Köche und Servicekräfte gesucht, aber der Markt gibt kaum fähiges Personal her. „Besonders die Arbeitszeiten, aber auch einige schwarze Schafe haben den Ruf der Branche zerstört.“ Umso froher ist er, dass er mit Mohammad Waseem einen engagierten Mann gefunden hat, der das Koch-Handwerk von der Pike auf lernen will. Neben den Erfahrungen aus dem Hotelbetrieb in Griechenland bringt der Pakistaner auch Wissen aus einer Suppenküche mit, wo er zuletzt arbeitete. „Er hatte einen Probetag und hat uns überzeugt“, so Kahl.


Anfang Oktober begann die dreijährige Ausbildung zum Koch. „Er wollte eigentlich nur arbeiten, aber ich habe ihn davon überzeugt, die Ausbildung zu machen. Sonst würde er immer Spüler bleiben. So ist er vielleicht irgendwann Küchenchef“, erklärt Kahl. Die Küchenchefin im Haus Kranenberg, Janine Heinemann, ist bislang mit ihrem Azubi zufrieden, nur die Kommunikation ist noch etwas schwierig. Wenn Waseem beispielsweise ein Waffeleisen holen soll oder von Reibekuchen gesprochen wird, müssen ihm einzelne Dinge erklärt werden.

Während es in der Küche läuft, hat der 29-Jährige am Berufskolleg Oberberg ein paar Probleme. „Er muss unbedingt Deutsch lernen“, weiß Kahl, wo der Schuh drückt. Allerdings werden die Deutschkurse nur in „Vollzeit“ angeboten und dann muss Waseem arbeiten. „Ich hatte gedacht, dass man mehr unterstützt wird“, gibt es weder von Bund, Land, Kreis oder den Städten Gummersbach und Wiehl Unterstützung. Hilfe bekommt der Kranenberg-Inhaber demnächst vom Flüchtlingsbeauftragten des BSV Bielstein. „Vielleicht gibt es ja auch eine pensionierte Deutschlehrerin, die Mohammad helfen kann“, macht sich Kahl Hoffnung.

Für die Zeit der Ausbildung hat Waseem eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten. „Was danach ist, wissen weder er noch ich“, beklagt sich Kahl über die Unklarheit. Sollte der 29-Jährige weiter mit dem Elan und Engagement zu Werke gehen, könnte sich der Kranenberg-Chef vorstellen, seinen aktuell dritten Azubi zu übernehmen. Doch das entscheidet wohl eher das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. „Die Menschen sollen integriert werden, aber mit den Problemen wird man allein gelassen“, hofft Christian Kahl, dass sich doch noch ein Ansprechpartner findet.

Generell kann er sich vorstellen, auch weitere Flüchtlinge einzustellen. Allerdings müssen seine Mitarbeiter Deutsch sprechen können. Deshalb finanziert er einer rumänischen Aushilfe, die vorher 14 Jahre lang in Spanien arbeitete, einen Deutschkurs. "Wenn wir bald unser Hotel eröffnen, soll sie mit den Gästen sprechen können", erklärt Kahl die Beweggründe seines Handelns.
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