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Einzelkämpferin in fünf Rollen

uh; 16. Oct 2016, 18:28 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Einzelkämpferin in fünf Rollen

uh; 16. Oct 2016, 18:28 Uhr
Reichshof - Zum 25-jährigen Bestehen des Kunstkabinetts Hespert wurde am Samstag das Einpersonenstück „Oma Maria oder die erste Geige“ von und mit Dr. Kristin Kunze aufgeführt.
Vor der Aufführung wurden zunächst die Zuschauer „entkümmert“ und mit einem Staubwedel von ihrem schlechten Karma befreit. Gleichzeitig diente diese Geste dazu, die Besucher einzustimmen und sich auf das Stück einzulassen. Mit Schrankkoffer, Teddy, Baskenmütze und Zylinder, Korsett sowie Boxhandschuhen reist die Clownin Sophia Altklug durch Raum und Zeit – und tanzt je nach Epoche Walzer, Charleston oder Foxtrott. Mit der Aufführung des Einpersonenstück „Oma Maria oder die erste Geige“ von und mit Dr. Kristin Kunze feierte das Kunstkabinetts Hespert am Samstag 25-jähriges Bestehen. Virtuos schlüpft Kunze als Sophia Altklug in fünf verschiedene Rollen in der Figur der Ur-Oma Maria bis zum Mariechen. Die Zuschauer wurden eingeladen auf eine Zeitreise über mehrere Generationen, in denen das Frauenbild anschaulich reflektiert wurde.



Im Mittelpunkt immer Maria mit ihren Wünschen, Hoffnungen und Stolpersteinen. Da ist zunächst die Ur-Oma Maria. Damals als sie noch jung war, zu Kaisers Zeiten in etwa um die Jahrhundertwende, war sie ein junges Mädchen. Sie spielte gerne Geige und hätte gerne Musik studiert, aber das war nicht möglich. Sie hatte nicht das Recht und auch nicht das Geld für ein Studium. In einem Orchester die erste Geige spielen und dann den Kaiserwalzer vortragen, das war ihr Traum. Aber eben nur ein Traum, in der Realität unerreichbar.  

Ihre Tochter Marie war mutig und neugierig, tanzte Charleston und hatte ganz andere Möglichkeiten als ihre Mutter. Marie Kristin, wiederum die nächste Generation, ist in Trümmern aufgewachsen. Auch sie hatte wieder ganz andere Möglichkeiten als ihre Mutter, wobei ihr schon früh klar war: „In meinem Leben spiele ich die erste Geige“. Mariechen, nun die Urenkelin von Maria, lustig, klug und neugierig, lebte in einer vollkommen anderen Welt. Es war eine andere Zeit, vernetzt, online, mit Zugriff auf alle Informationen. Für Mariechen war sowieso klar: „Heute spielt jeder für sich selbst die erste Geige“. Aber auch Mariechen will später einmal eine Tochter haben. Mary soll sie heißen. Kunze spielt verblüffend ein junges Mädchen und kurz darauf eine altersweise Frau.

Dr. Kristin Kunze, alias Sophia Altklug, wurde 1941 geboren. Sie arbeitete als Zahnärztin in Engelskirchen, bis sie im Alter von 53 Jahren ihre Praxis verkaufte und seitdem als Clownfrau auftritt. Das Kunstkabinett Hespert war am Samstagabend restlos ausverkauft und nicht alle Reservierungen konnten berücksichtigt werden. Wegen der großen Nachfrage versprach Franz Bodo Gerono, Direktor des Kunstkabinetts Hespert, dass Kunze im Frühjahr 2017 erneut in Hespert auftreten wird.
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