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Preisverleihung: Gummersbacher Autor ausgezeichnet

fj; 14. Oct 2016, 18:00 Uhr
Bilder: Marc-André Schröter --- Marc-André Schröter wurde in Gummersbach geboren und ging hier zu Schule. Heute lebt er in Köln.
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Preisverleihung: Gummersbacher Autor ausgezeichnet

fj; 14. Oct 2016, 18:00 Uhr
Gummersbach – Der Journalistenpreis der AWO geht an einen Gummersbacher: Der freie Autor Marc-André Schröter erhält den Preis in der Kategorie TV für sein Portrait des kongolesischen Rappers Sylabil Spill.
Von Fenja Jansen

Zwei Tage war der in Gummersbach geborene Marc-André Schröter mit dem Bonner Rapper Sylabil Spill unterwegs. Gemeinsam besuchten sie die Orte in Bonn und Köln, die im Lebens des Musikers eine besondere Rolle spielten: Sie erzählen die Geschichte seiner Ankunft in Deutschland, seinem Aufwachsen als „Flüchtlingskind“, der Gefahr, auf die schiefe Bahn zu geraten, und von der Selbstverwirklichung durch die Musik und den Sport, die dies letztendlich verhinderte. Immer mit dabei war Schröters Kamera. Mit ihr zeichnete der freie Autor im Auftrag des WDR die Geschichte des Rappers in einem Filmbeitrag nach, für den er heute mit dem Journalistenpreis der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Mittelrhein in der Kategorie TV ausgezeichnet wurde.

Der diesjährige Preis stand unter dem Motto „Für Menschen nach der Flucht. Miteinander in Würde leben“. Sylabil Spill kehrte seiner Heimat, dem Bürgerkriegsland Kongo, mit sieben Jahren den Rücken, erlebte rassistische Anfeindungen, denen er auch mit Gewalt begegnete, bis er über Sport und Musik zum Erfolg und zu sich selbst fand. „Sylabil ist unglaublich wortgewandt und spricht besser Deutsch als so mancher Deutsche“, zeigte sich Schröter beeindruckt von dem eloquenten Rapper. Und dennoch: „Während der Dreharbeiten habe ich beobachten können, dass Menschen von ihm abrücken. Wohl einfach, weil er schwarz ist. Das hat mich nachdenklich gestimmt. Obwohl ein Mensch so integriert ist, begegnet man ihm mit Vorsicht. Da müssen die Deutschen noch an sich arbeiten“, berichtete Schröter von seinen Eindrücken der zwei Tage mit Sylabil Spill.

  

Die beiden etwa gleichaltrigen jungen Männer fanden dagegen sofort einen Draht zueinander. „Wir konnten wie Kumpel miteinander reden“, beschrieb Schröter, dass die gegenseitige Sympathie auch die Arbeit positiv beeinflusste. „Als Sylabil den Film zum ersten Mal sah, war er überrascht davon, wie echt er rüberkam. Und das ist natürlich ein riesen Kompliment für mich“. Die Jury lobte den Film, der in der WDR Lokalzeit aus Bonn im Oktober 2015 zu sehen war, als „technisch gut gemachten Beitrag, in dem Marc-André Schröter auf sympathische Weise“ den Rapper Sylabil Spill vorstellt. „Ein Beitrag, der kritische Töne aufnimmt und trotzdem Mut macht“, so die Jury weiter.


[Sylabil Spill und Marc-André Schröter im Studio.]

Einem „Flüchtlingskind“, wie es Sylabil Spill einst war, Mut machen möchte auch Schröter. Seine Eltern begleiten eine kosovarische Familie, die eine neue Heimat in Wiehl gefunden hat. Der siebenjährige Sohn besucht seit diesem Jahr die Schule, einen Teil des Preisgeldes spendet Schröter für seine Schulausbildung, sodass anfallende Bücherkäufe oder Klassenfahrten bezahlt werden können. Aus einem traumatisierten Kind sei ein aufgewecktes Schulkind geworden und diesen Weg, so Schröter, möchte er weiter unterstützen. „Ich wünsche mir, dass Hassan einen ähnlichen Weg macht wie Sylabil Spill – auch wenn er nicht unbedingt anfangen muss zu rappen“, sagte der Filmemacher. Denn das einstige Flüchtlingskind aus dem Kongo ist in Deutschland angekommen – und weiß, was es an seiner neuen Heimat hat: „Wenn du im Kongo eine eigene Meinung hast, kannst du dafür sterben. Hier kannst du deine Meinung ausdrücken und deine Ziele und Wünsche verwirklichen“, so Sylabil Spill in Schröters Film.

Hier geht es zum Film.
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