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Nach der Anzeige war plötzlich Geld auf dem Konto

nh; 13. Oct 2016, 16:55 Uhr
Archivbild --- Viele Hooters-Fans warten weiter auf ihr Geld und sind dementsprechend sauer.
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Nach der Anzeige war plötzlich Geld auf dem Konto

nh; 13. Oct 2016, 16:55 Uhr
Wiehl - Viele Hooters-Fans warten weiter auf ihr Geld für das Mitte Juli ausgefallene Konzert - Geschädigte erhielt sieben Tage, nachdem sie Anzeige wegen Betrugs gestellt hatte, ihr Geld zurück - Andere haben Anwälte eingeschaltet.
Von Nils Hühn

Vor 84 Tagen sollte die US-Rockband „The Hooters“ in Wiehl auftreten und rund 500 Menschen hatten im Vorfeld Karten erworben. Weil die Stadt Sicherheitsbedenken hatte, wurde die Halle nicht freigegeben und das Konzert sehr kurzfristig abgesagt (OA berichtete). Da das Verschulden der Absage beim Veranstalter lag, haben die Kartenbesitzer Anspruch auf die Rückerstattung des Kartenpreises. „Es müssen allerdings die jeweiligen Allgemeinen Geschäftsbedingungen berücksichtigt werden“, erklärt Rechtsanwältin Julia Reinert von Fincke Rechtsanwälte aus Bergneustadt. Ob Anspruch auf weiteren Schadenersatz besteht, beispielsweise die Rückerstattung für Fahrt- und Übernachtungskosten, müsse im Einzelfall geklärt werden.

Den meisten Geschädigten, die auch zweieinhalb Monate nach dem ausgefallenen Konzert auf ihr Geld warten, würde eine Rückerstattung des Kaufpreises reichen. Allerdings ist Veranstalter Björn Lange von „unplugged promotion“ weder per Telefon noch per E-Mail greifbar. Die letzte Frist, die der Veranstalter seinen Kunden mitteilte, war der 21. September. „Ich habe seitdem nichts mehr von ihm gehört“, beschwert sich Eckhard Oswald, dass sich trotz der publik gewordenen Zahlungsschwierigkeiten keine Besserung bei der Kommunikation zwischen Veranstalter und Kartenbesitzern eingestellt habe.


Weil abermals eine gesetzte Frist verstrich, hatte Oswald vergangenen Monat seinen Rechtsbeistand eingeschaltet, der unplugged promotion zur Zahlung aufforderte. Die Anwaltskosten macht Oswald ebenfalls geltend. „Bei Verzug können die Ausgaben der Gegenseite in Rechnung gestellt werden“, erklärt Rechtsanwältin Reinert, dass dieser Vorgang rechtens sei. Allerdings zeigte das Vorgehen von Eckhard Oswald bislang keine Wirkung. Die vom Anwalt gesetzte Frist lief am vergangenen Freitag ab, ohne dass sich Björn Lange meldete oder die Kosten beglichen wurden. 

Anders verhielt es sich bei Astrid Deckers. Sie schaltete die Polizei ein und erstattete gegen unplugged promotion und deren Geschäftsführer  Anzeige wegen Betrugs. „Und siehe da: Eine Woche später waren die 138 € für vier Karten auf dem Konto“, glaubt Deckers nicht an einen Zufall. „Weil es aber sicherlich noch viele andere gibt, die auf ihr Geld warten, werde ich die Anzeige vorerst nicht zurückziehen“, ist sie vom Verhalten Björn Langes „mehr als enttäuscht." In diesem Monat seien wegen des ausgefallenen Hooters-Konzertes drei Anzeigen eingegangen, teilte ein Polizeisprecher mit.

Klaus Patsch aus dem über 200 Kilometer entfernten Niederalben erwägt ebenfalls rechtliche Schritte. Er hat Björn Lange bis Ende dieser Woche eine Frist gesetzt. „Sollte ich weiter nichts von ihm hören, werde ich mich im Laufe des Monats mit einem Anwalt über das weitere Vorgehen beraten“, so Patsch. Sollten sich weitere Geschädigte finden und eine „Sammelklage“ anstreben, würde er sich beteiligen. „Ein Veranstalter vom Format eines Herrn Lange hätte in unserer Gegend keine Chance“, wirft Patsch ihm „Dilettantismus“ vor.

Einen Imageschaden hat unplugged promotion sicherlich erlitten, aber die Geschäfte laufen derweil weiter. Am 25. Oktober stand Hannes Wader in der Halle 32 auf der Bühne und am 18. November kommt Ben Becker ins Theater Gummersbach. Der Auftritt wird von unplugged promotion veranstaltet. „Wir sind mit der Zusammenarbeit zufrieden“, erklärte Ulrike Rösner, Fachbereichsleiterin Kultur bei der Stadt Gummersbach. Sie habe zwar auch den Konzert-Ausfall in Wiehl mitbekommen, „aber wir würden auch in Zukunft mit Björn Lange weiterarbeiten“, so Rösner. Anders sieht dies derweil in Wiehl aus: Nach dem Hooters-Reinfall hat der Kulturkreis die Zusammenarbeit mit unplugged promotion vorerst beendet, wie Geschäftsführer Hans-Joachim Klein auf Nachfrage mitteilte.

Wie es jetzt mit der Rückerstattung im Falle der Hooters weitergeht, ist offen. Auch für Oberberg-Aktuell war unplugged promotion weder telefonisch noch per E-Mail für eine Stellungnahme erreichbar. Die Verbraucherschutzzentrale NRW rät allen Kartenbesitzern, dem Veranstalter zunächst schriftlich eine Frist zu setzen. Wenn diese verstrichen ist, kann professioneller Beistand wie etwa Anwälte oder eben die Verbraucherschützer kontaktiert werden. Der Anspruch auf das Geld sei noch nicht verfallen, so die Experten aus Bergisch Gladbach.

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