Archiv

Kinocenter soll neue Maßstäbe setzen

kst, nh; 7. Oct 2016, 14:05 Uhr
Bilder und Visualisierungen: Hillnhütter Architekten (1,4 und Galerie), Nils Hühn (2,3) --- So soll das Kinocenter Gummersbach aussehen.
ARCHIV

Kinocenter soll neue Maßstäbe setzen

kst, nh; 7. Oct 2016, 14:05 Uhr
Gummersbach - Stadt Gummersbach verkaufte heute das 4.500 Quadratmeter große 'Filetstück' auf dem Steinmüllergelände an die Kino-Investoren - Bei der Vertragsunterzeichnung wurden Details bekannt: sieben Säle und knapp 1.200 Plätze.
Von Karla Stretz und Nils Hühn


Vor einigen Jahren war ein Kino-Neubau in Gummersbach noch Utopie. Doch Bürgermeister Frank Helmenstein hatte immer an das Projekt geglaubt und auch in der Arbeitsgruppe Stadtentwicklung gehörte dieser Punkt zu den Topthemen. Schon vor zehn Jahren hatten sich der Betreiber des Burg-Theaters, Roland Wolf, und Helmenstein getroffen und über das Vorhaben eines Kinoneubaus gesprochen. Damals sei die Zeit noch nicht reif gewesen. Seit Anfang diesen Jahres nahm das Thema immer mehr Fahrt auf und mit den Brüdern Marc und Klaus Schroeder erschienen zwei lokale Investoren auf der Bildfläche, die die Pläne weiter befeuerten. Mit dem heutigen Kauf des 4.500 Quadratmeter großen „Filetstücks“ (Helmenstein) auf dem Steinmüllergelände zwischen Forum Gummersbach und Halle 32 ist der Stein so stark ins Rollen gebracht worden, dass er kaum noch aufzuhalten ist.



[Invester Marc Schroeder stellte im Rathaus Gummersbach die neuen Pläne für den Bau des Kinokomplexes auf dem Steinmüllergelände vor.]

Investor Marc Schroeder und der zukünftige Betreiber Wolf stellten die Pläne des neuen Kinos vor. Dieses soll den Namen Kinocenter erhalten. „Ich wollte keinen Phantasienamen für das Kino. Ich will, dass jeder weiß, was das ist, wenn der Name irgendwo erscheint“, begründete Roland Wolf die Namensgebung. Mit sieben Sälen und insgesamt 1.196 Sitzplätzen wird es das größte Lichtspielhaus im Rechtsrheinischen werden. Der größte Saal bietet knapp 300 Besuchern Platz. Neben eingeplanten VIP-Plätzen, XXL-Sitzen und einer Bar, soll der kleinste Vorführraum (79 Plätze) zum Anmieten für Veranstaltungen und Events angeboten werden.

Zum Vergleich bietet das Burg-Theater mit seinen fünf Sälen Platz für 680 Besucher. Während in das in die Jahre gekommene Kino in der Innenstadt jährlich rund 100.000 Menschen strömen, sollen im Kinocenter an der Steinmüllerallee, das von „hillnhütter Architekten“ aus Reichshof geplant wurde, 200.000 Cineasten pro Jahr begrüßt werden. „Das sind sehr ehrgeizige Pläne“, weiß auch Schroeder, aber er und sein Bruder Klaus sowie Roland Wolf glauben an die Anziehungskraft des neuen Kinos.


So sollen die Besucher aus dem gesamten Oberbergischen Kreis kommen, wo nur noch in Radevormwald ein weiteres Kino betrieben wird. „Aber auch aus den Randbereichen von Lüdenscheid, Siegen und Köln könnten Besucher kommen“, so Wolf, der aber besonders auf die Studenten setzt: „Sie sollen abends nicht nach Köln fahren, sondern hier blieben und Gummersbacher werden.“ Vor allem aber Bürgermeister Helmenstein glaubt an die außerordentliche Sogkraft. „Das neue Kino stillt eine generationsübergreifende Sehnsucht“, ist sich der Rathauschef sicher, dass der neue Kinotempel bei Jung und Alt gleichermaßen punkten wird.


[Auf dieser Freifläche zwischen Halle 32 und Forum Gummersbach soll das Kinocenter mit seinen sieben Sälen errichtet werden.]

Die Studenten der TH Gummersbach werden sogar zwangsläufig in den Genuss des Kinos kommen: Da die Kinonutzung hauptsächlich abends stattfindet, sollen zwei bis drei Säle auch von der TH als Hörsaal genutzt werden. Die Kinos können durch die modernen Projektoren und die festeingebauten Sitze wie ein Hörsaal genutzt werden. Über mobile Tische, die in den jeweiligen Getränkehalter des Sitzes gesteckt werden, kann auch während der Vorlesung mitgeschrieben werden. „Damit haben wir eine gewisse Grundlast“, verringert sich für die Investoren Schroeder, die circa acht Millionen Euro in das Projekt stecken werden, das finanzielle Risiko.

Auf der heute gekauften 4.500 Quadratmeter großen Fläche soll ein Bau entstehen, der 70 Meter lang, 48 Meter breit und neun Meter hoch ist. Die äußere Gestaltung des Neubaus ist mit einer Profilglasfassade, wie bei Teilen der SCHWALBE arena, geplant. Diese kann zu den Abendstunden illuminiert werden und beispielsweise bei einem Heimspiel des VfL Gummersbach in blau und weiß erleuchten. Das neue Lichtspielhaus soll das Steinmüllergelände auch in den Abendstunden weiter beleben. „Der Bereich wird durch das Kino enorm aufgewertet“, freut sich auch Gummersbachs Beigeordneter Jürgen Hefner, dass eine weitere Freifläche auf dem großen Areal geschlossen wird. Der Bereich des Haupteinganges ist transparent gestaltet und der im Obergeschoss auskragende Balkon dient im Erdgeschoss als Vordach.



Und wie geht es nun weiter? Im Frühjahr 2017 soll der Bauantrag gestellt werden und schnellstmöglich auch die Bagger anrollen. Die Investoren würden am liebsten schon im Frühjahr 2018 die ersten Filme auf den Leinwänden flimmern sehen. „Die Eröffnung findet auf keinen Fall während der Fußball-Weltmeisterschaft statt“, weiß Betreiber Roland Wolf, dass dann die Kinosäle leer bleiben. Vielleicht wird daher erst im Herbst 2018 das Kinocenter eröffnen. Bis dahin steht das 1954 erbaute Burg-Theater allen Kinofreunden zur Verfügung, über dessen anschließende Nutzung noch gesprochen werden muss.
WERBUNG