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„Nächstenliebe ist eine persönliche Entscheidung“

fj; 21. Sep 2016, 14:01 Uhr
Bilder: privat --- (v. li.) Achilles M. Peklaris, Michael Räber und Manuel Weber.
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„Nächstenliebe ist eine persönliche Entscheidung“

fj; 21. Sep 2016, 14:01 Uhr
Reichshof – Während der Arbeit in Flüchtlingscamps lernte Manuel Weber aus Reichshof den Schweizer Michael Räber und den Griechen Achilles M. Peklaris kennen – Ihrer Überzeugung „Menschenrechte sind nicht verhandelbar“ haben sie ein Projekt gewidmet.
Von Fenja Jansen

Im Oktober 2015 konnte der Reichshofer Manuel Weber (35) die Hetze gegen Flüchtlinge, die vor allem im Internet um sich griff, nicht mehr ertragen und schrieb auf Facebook einen Post, in dem er die Argumente der Hetzer widerlegte. Dies brachte ihm nicht nur viele neue Facebook-Freunde ein, sondern auch eine Einladung nach Griechenland: Der Schweizer Michael Räber, Gründer der Hilfsorganisation „swisscross.help“, war auf Webers Post aufmerksam geworden und lud ihn ein, die Arbeit von „swisscross.help“ in Griechenland zu unterstützen. Eine knappe Woche arbeitete der Verkaufstrainer und Diplom-Sozialpädagoge Weber hier in den von der Hilfsorganisation betreuten Lagern „Karamanlis“ und „Frakapor“ mit.


[Der 35-jährige Manuel Weber lebt in Reichshof.]

„Trotz aller schlimmer Erlebnisse im Heimatland und während der Flucht sowie den widrigen Umständen in den Lagern waren die Bewohner hilfsbereit und gastfreundlich – das hat mich sehr beeindruckt“, erinnert sich Weber heute an die Zeit in Griechenland zurück. Hier lernte er aber nicht nur die Menschen hinter der „Flüchtlingskrise“ kennen, sondern auch den griechischen Journalisten Achilles M. Peklaris, der ebenfalls für „swisscross.help“ arbeitete. „Treffen sich ein linker Grieche, ein liberaler Schweizer und ein konservativer Deutscher in einem Flüchtlingslager – das klingt eigentlich wie der Beginn eines Witzes. Doch obwohl wir so verschieden sind, haben wir schnell herausgefunden, dass wir uns in einer Sache einig sind: Menschenrechte sind nicht verhandelbar“, erinnert sich Weber an das Kennenlernen.



Trotz unterschiedlicher Hintergründe und politischen Anschauungen wurden der Schweizer, der Grieche und der Reichshofer Freunde, die ihr Engagement nun bündeln wollen. Mit der Aktion „Menschenrechte sind nicht verhandelbar“ wollen sie dafür werben, über alle Unterschiede hinaus aktiv zu werden und zusammenzuarbeiten. „Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft ist keine Frage der politischen Ausrichtung, sondern beruht auf einer persönlichen Entscheidung. Jeder kann helfen, ob er nun Linker, Liberaler oder Konservativer ist. Man muss es nur fühlen und wollen. Wir möchten andere ermutigen, ebenfalls eine Entscheidung zu treffen“, so Weber.


[Rund die Hälfte der Camp-Bewohner waren Kinder.]

Vor allem wollen die drei innerhalb ihres Bündnisses aber auf die Situation von Flüchtlingen in griechischen Lagern aufmerksam machen und der Arbeit von swisscross.help zu mehr Bekanntheit und Unterstützung verhelfen. Die Aktion startet im September auf Facebook. „Swisscross.help“, in der Schweiz schwizerchrüz.ch, entstand aus privater Initiative von Räuber. Der wiederholte im Sommer 2015 mit seiner Frau die Flitterwochen auf der griechischen Insel Serifos, als ihm das erste Mal Menschen auf der Flucht begegneten. Zunächst half er den Flüchtlingen in Athen, bis ihm bewusst wurde, dass dies nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Also beschloss er gemeinsam mit Freunden und Familienmitgliedern nach Lesbos zu gehen und dort ankommende Flüchtlinge zu versorgen. Er gründete die Hilfsorganisation „swisscross.help“ und leitet heute zwei Flüchtlingscamps in der Nähe von Thessaloniki mit zusammen etwa 1.200 Bewohnern.

Weitere Informationen unter www.swisscross.help sowie www.weberwiderspricht.de.

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