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Aus der Praxis für die Praxis: Rechtspopulismus begegnen

fj; 20. Sep 2016, 16:34 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- Die Herausgeber und Redakteure von 'Kurs halten!'
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Aus der Praxis für die Praxis: Rechtspopulismus begegnen

fj; 20. Sep 2016, 16:34 Uhr
Oberberg – In der Broschüre „Orientierungshilfe zum pädagogischen Umgang mit rechtsorientierten Jugendlichen“ haben oberbergische Sozialarbeiter ihre Erfahrungen gesammelt und bewertet, um Kollegen eine Hilfestellung zu geben.
„Bei unserer Arbeit begegnet uns beinahe täglich Rechtsradikalismus“, erklärt Jens Schierling vom Jugendamt der Stadt Wiehl, dass Rechtsextremismus auch im Oberbergischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. In Jugendzentren oder im Arbeitsfeld Streetwork haben er und seine Kollegen es immer wieder mit Jugendlichen zu tun, die rassistische Sprüche klopfen oder szenetypische Kleidung tragen oder Musik hören. Wie geht man mit ihnen um? Aus dieser Fragestellung heraus hat sich eine Arbeitsgruppe aus oberbergischen Fachpersonal in der Jugendarbeit gebildet, die nun nach anderthalbjähriger Arbeit in der Broschüre „Kurs halten! Orientierungshilfe zum pädagogischen Umgang mit rechtsorientierten Jugendlichen“ ihre Erkenntnisse zusammengetragen hat.



Herausgegeben wurde das Heft von der PariSozial Bergisches Land und der Koordinierungsstelle des Netzwerks gegen Rechts im Oberbergischen Kreis. Das Fachwissen steuerte die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Köln bei. Geschrieben wurde der Leitfaden für Pädagogen in der Jugendarbeit. „Unsere Broschüre gibt keine Handlungsanweisungen nach dem Motto ‚Wenn das Problem auftritt, musst du dies tun‘“, erklärt Heike Haude vom Kreisjugendamt. „Er gibt Anregungen, die dabei helfen sollen, in spontan auftretenden Situationen handlungsfähig zu bleiben.“

Denn fest steht für die Sozialarbeiter: Auch rechtsorientierte Jugendliche sind in den Einrichtungen willkommen und werden nicht alleine gelassen. „Wichtig ist das Gespräch mit den Jugendlichen zu suchen um herauszufinden, ob sie durch einen Spruch nur provozieren wollen oder schon in festen rechtsradikalen Strukturen verankert sind“, so Schierling. Dafür sei für die Mitarbeiter wichtig, selber eine klare und konsequente Haltung gegenüber dem Thema Rechtsextremismus zu finden, um die Jugendlichen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten. Auch dabei soll die Broschüre helfen. Des Weiteren finden Interessierte Fortbildungsangebote in der Region und die Adressen von Aussteigerprogrammen und Beratungsstellen. „Fest steht für uns: Man muss auf jedes Anzeichen – und sei es nur ein einschlägiges Graffiti oder ein blöder Spruch – reagieren, um den Jugendlichen klar zu machen, dass sie auf dem falschen Weg sind. Denn wenn niemand reagiert, sind insbesondere junge, noch ungefestigte Menschen Kanonenfutter für die rechte Szene“, so Schierling.

Die Broschüre kann von Pädagogen und Sozialarbeitern unter E-Mail: netzgegenrechts-obk@paritaet-nrw.org angefordert werden.
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