Archiv

Ein Plädoyer gegen Miesepetrigkeit

bv; 18. Sep 2016, 17:54 Uhr
Bilder: Martin Hütt --- Mit prominenten Gästen beging die marienheider CDU ihr Jubiläum.
ARCHIV

Ein Plädoyer gegen Miesepetrigkeit

bv; 18. Sep 2016, 17:54 Uhr
Marienheide - Gastredner Wolfgang Bosbach sprach auf dem Empfang zum 70-jährigen Bestehen der Marienheider CDU - Erich Frütel und Manfred Stötzel für langjährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.
Von Bernd Vorländer

Wolfgang Bosbach hat Spaß an dem, was er macht. Der CDU-Bundestagsabgeordnete aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis war am Samstagabend nach Marienheide gekommen, um mit seiner Partei und weiteren Gästen den dortigen 70. Geburtstag der Christdemokraten zu feiern. "Politik wird nicht besser, wenn Politiker schlecht gelaunt sind", konnte sich Bosbach des Applauses sicher sein und gab damit auch den Startschuss in einen fröhlichen Abend. Zuvor hatte Marienheides Ortsverbandschef Manfred Stötzel auf das Werden seiner Partei hingewiesen und berichtet, dass die CDU in Marienheide in den vergangenen zwei Monaten 30 Prozent neue Mitglieder gewinnen konnte. Stötzel konnte im Franz-Dohrmann-Haus neben Landrat Jochen Hagt und Bürgermeister Stefan Meisenberg auch den oberbergischen CDU-Vorsitzenden Dr. Carsten Brodesser sowie die beiden oberbergischen Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen und Peter Biesenbach begrüßen.


[Querdenker in der CDU, aber als Klartext-Redner beliebt: Bundestags-Abgeordneter Wolfgang Bosbach war nach Marienheide gekommen.]

Letztere stimmten ihre Partei bereits auf den bevorstehenden Landtagswahlkampf im Mai 2017 ein. Es gebe keine Zeit zum Ausruhen, so Biesenbach, denn die Partei müsse jetzt die Ärmel aufkrempeln. Man müsse den Bürgern sagen, dass NRW abgehängt werde, sollten SPD und Grüne weiterregieren, schließlich verzeichne das Land im Gegensatz zu anderen Bundesländern ein Null-Wachstum. Besondere Ehrungen gab es vom CDU-Kreisvorsitzenden für zwei CDU-Mitglieder. Ortschef Manfred Stötzel ist bereits seit 40 Jahren in der Partei aktiv, Erich Frütel kann bereits auf ein halbes Jahrhundert Parteiarbeit zurückblicken, was Brodesser als außergewöhnlich bezeichnete.


Mit Spannung hatten die Gäste indes auf die Rede von Bosbach gewartet, der dann auch kein Blatt vor den Mund nahm. Er hielt zunächst ein Plädoyer gegen Miesepetrigkeit. Kein Bürger solle Politiker wählen, die nicht lachen könnten, "sonst haben alle am Ende nichts zu lachen", meinte Bosbach. Es gehe darum, dass die Politik das verlorene Vertrauen bei den Menschen zurückgewinnen müsse. Das gelinge nur, wenn die Politik auch Klartext bei schwierigen Themen spreche. "Wir müssen aufpassen, dass wir die Konflikte aus anderen Regionen nicht nach Deutschland importieren", sah Bosbach angesichts von 8.000 Salafisten in Deutschland eine Gefahr. Jeder in Deutschland genieße Religionsfreiheit, doch dürfe niemand hierzulande zu Hass aufrufen. "Es gilt der Leitsatz: Keine Toleranz mit den Intoleranten", so Bosbach weiter. Jeder, der nach Deutschland komme, müsse die deutsche Werteordnung akzeptieren. "Da gibt es nichts zu verhandeln."


[Zahlreiche Gäste waren zum Geburtstag der Marienheider CDU in das Franz-Dohrmann-Haus gekommen.]

Auch die europäische Diskrepanz zwischen Rhetorik einerseits und Realität andererseits nahm Bosbach aufs Korn. "Wir sind von europäischer Solidarität meilenweit entfernt", bewertete der Christdemokrat die Tatsache, dass Deutschland 55 Prozent aller Flüchtlinge aufnehme, Polen, Ungarn und die Slowakei aber etwa sich weigerten, die ihnen von der EU zugewiesenen Kontingente aufzunehmen. Als Folge dürften diese Länder auch nicht mehr entsprechend Gelder aus europäischen Fördertöpfen erhalten. "Es kann nicht sein, dass die einen aufnehmen und die anderen profitieren", meinte Bosbach und hatte mit dieser Aussage die Zuhörer auf seiner Seite.
  
WERBUNG