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Selbstverordnete Zwangspausen von Twitter und Co.

fj; 14. Sep 2016, 15:52 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- AppDetox von Prof. Dr. Matthias Böhmer zeigt dem Nutzer, welche Apps er wie lange verwendet.
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Selbstverordnete Zwangspausen von Twitter und Co.

fj; 14. Sep 2016, 15:52 Uhr
Gummersbach – Weniger Zeit mit dem Smartphone verbringen: Wer sich das wünscht, erhält Hilfe von „AppDetox“ – Entwickelt wurde die App von Prof. Dr. Matthias Böhmer vom Institut für Informatik am Campus Gummersbach der TH Köln.
Von Fenja Jansen

Digital Detox heißt der Gegentrend zur exzessiven Smartphone-Nutzung. Da buchen sich Menschen beispielsweise ganz bewusst in ein Hotel ein, in dem es kein WLAN gibt, und verordnen sich so selbst eine Zwangspause von Facebook, Whats-App und Co. Hilfe zu mehr Selbstdisziplin am Smartphone liefert nun auch eine App, auch wenn dies erstmal paradox erscheint. Doch die von Prof. Dr. Matthias Böhmer vom Institut für Informatik am Campus Gummersbach der Technischen Hochschule (TH) Köln entwickelte Applikation ist genau dies: Eine Smartphone-App gegen die Smartphone-Sucht.

„AppDetox“ nutzt ein Android-Betriebssystem, um zu prüfen, welche anderen Apps gerade benutzt werden. So kann dem Handy-Nutzer graphisch dargestellt werden, wie viel Zeit er tatsächlich mit welcher App verbringt. In einem zweiten Schritt ist es möglich, sich selber Regeln aufzuerlegen. So kann der Nutzer unter anderem ein Zeitfenster festsetzen, in dem Facebook nicht benutzt werden kann – beispielsweise wochentags während der Arbeitszeit.



Man kann aber auch festlegen, dass eine App nur dreimal am Tag gestartet werden darf oder nur eine Stunde täglich laufen darf – danach ist Schluss mit Pokémon Go oder anderen Apps. Ein weiteres Feature erlaubt, Zeit durch Bewegung zu generieren. So werden 100 Schritte zu 30 Sekunden erlaubter Zeit auf Facebook. Wenn es dann doch mal notwendig ist, die Mails zu checken, obwohl die festgesetzte Zeit schon abgelaufen ist, kann man die Regeln aber auch durch einen Pause-Button umgehen.

Erhältlich ist die App seit 2013, 2015 sind dann noch einmal zahlreiche Features hinzugekommen. Dass zahlreiche Menschen dankbar für die Hilfestellung sind, zeigen die Zahlen: 60.000 Mal wurde „AppDetox“ bereits installiert. „Und das Feedback der Nutzer zeigt, dass ihr Bedürfnis, sich selbst zu kontrollieren riesig ist“, so Böhmer. So ist auf Bitte der Nutzer eine PIN-Funktion hinzugekommen: Nachdem man sich selber Regeln auferlegt hat, lässt man die App von jemand anderem mittels PIN sperren. Schon sind die Regeln nicht mehr zu umgehen, außer der PIN wird erneut eingegeben. „Diese Funktion haben sich besonders Eltern gewünscht, die festlegen wollen, welche Apps von ihren Kindern wann und in welchem Umfang benutzt werden dürfen“, erklärte Böhmer, dass die App sich auch nach den Wünschen der Nutzer weiter entwickelt hat. Sie ist kostenlos für alle Android-Smartphones verfügbar.
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