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Erholung von der Strahlenbelastung

fj; 21. Jul 2016, 13:34 Uhr
Bilder: Fenja Jansen (Fossiliensuche), privat (Basteln) --- Fossiliensuche mit Marita Wasserfuhr (re.) und Erika Linder in Gummersbach, Bastelstunde mit Meike Krämer in Bergneustadt.
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Erholung von der Strahlenbelastung

fj; 21. Jul 2016, 13:34 Uhr
Oberberg – Die Vereine „Kinder von Tschernobyl“ und „Den Kindern von Tschernobyl“ ermöglichen Kindern aus Wyschgorod und Gomel einen Aufenthalt im Oberbergischen – Positiver Effekt auf die Gesundheit hält bis zu einem Jahr.
30 Jahre ist es her, dass in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl ein Reaktor explodierte. Drei Jahrzehnte später leiden die Menschen in der Region noch immer unter den Folgen der Nuklearkatastrophe. „In den betroffenen Regionen der Ukraine und Weißrussland treten stark gehäuft Geburtsschäden, Hirntumore bei Kleinkindern, Nervenschäden, Krebsarten und allgemeine Immunschwäche auf“, wissen Marita Wasserfuhr und Helmut Willnat vom Kiersper Verein „Kinder von Tschernobyl“. Seit 18 Jahren lädt der Verein Kinder aus dem Landkreis Wyschgorod, etwa 80 Kilometer von Tschernobyl entfernt, ein, um sich in Marienheide und Umgebung zu erholen.


[Volle Konzentration bei der Fossiliensuche im Hexenbusch.]

Über 1.200 Kinder haben seitdem einen Aufenthalt im Oberbergischen genossen. Und immer wieder machten Wasserfuhr und Willnat dabei dieselbe Beobachtung: Blass kommen sie an, gestärkt und „wie das blühende Leben“ fahren sie ab. 26 Kinder zwischen acht und 15 Jahren machen derzeit diese Wandlung durch. Vom 3. bis zum 23. Juli erholen sie sich im Oberbergischen, untergebracht sind sie in Gastfamilien. „Wer sich schon kennt, erkennt man spätestens dann, wenn sich das Kind und die Gastfamilien um den Hals fallen“, erklärt Willnat, dass aus den Erholungsurlauben zahlreiche Freundschaften entstanden sind – und der Verein so ganz nebenbei auch etwas für die deutsch-ukrainische Völkerverständigung tut.

Es sind Vereine, Firmen und Privatpersonen, die den Verein jedes Jahr dabei unterstützen, den Kindern ein buntes Programm zu bieten. Heute hatten der Verein Freizeitpark Hexenbusch und die Chummersbacher Plattlüh in den Hexenbusch geladen. Mit Löffeln ausgestattet und unterstützt von Erika Linder, die in beiden Vereinen aktiv ist, wurde zwischen den Bäumen und Sträuchern nach Fossilien gesucht.



Die Erklärung, dass die Fossilien und steinernen Abdrücke auf ein Urmeer hinweisen, verstanden die ukrainischen Kinder vielleicht nicht – die Begeisterung bei jedem Fund war dennoch riesig. Stolz wurde jede „kleine Muschel“ herumgezeigt und dann sorgfältig verstaut – als Andenken an die Zeit im Oberbergischen. Während der drei Wochen, in denen die Kinder eine unbeschwerte Zeit genießen können, wird ihr Immunsystem so gestärkt, dass es ein Jahr davon zehren kann, erklärte Wasserfuhr. Neben den Fossilien nehmen die Kinder also noch viel mehr mit nach Hause.

Dass Besuche im Oberbergischen einen nachweislich positiven Effekt auf die Gesundheit haben, der bis zu einem Jahr anhält, weiß man auch bei der Initiative „Den Kindern von Tschernobyl“ der evangelischen Kirchengemeinde Wiedenest. Sie lädt seit 18 Jahren teils akut kranke Kinder aus Gomel in Weißrussland, etwa 100 Kilometer von Tschernobyl gelegen, ins Oberbergische ein. Derzeit erholen sich sieben Kinder und ihre Mütter im Oberbergischen von einem Alltag, der all zu oft von Krankenhausaufenthalten geprägt ist. Die Kinder Kinder sein lassen und gleichzeitig etwas für ihre Gesundheit tun, ist auch hier das Motto.


[Vor dem Jugendtreff des Förderkreises Kinder, Kunst & Kultur.]

Einen ganzen Tag lang spielen und basteln konnten sie beispielsweise am vergangenen Dienstag während eines Besuchs im Kinder- und Jugendtreff des Förderkreises für Kinder, Kunst & Kultur in Bergneustadt. Begleitet von Gudrun Irle, Mitbegründerin der Wiedenester Initiative, wurden die Kinder von der Projektleiterin des Förderkreises, Meike Krämer, ihren Mitarbeitern und zahlreichen jungen Besuchern des Jugendtreffs in Empfang genommen. „Trotz der sprachlichen Barrieren wurde gemeinsam gespielt und gelacht, so dass die Kinder und Mütter auf einen tollen Nachmittag zurückblicken können“, freute sich Krämer über die gelungene Aktion. Keine Fossilien, dafür aber Kuschelbären, die jedes Kind aus Gomel geschenkt bekam, werden die „Kinder von Tschernobyl“ hier an ihren Urlaub im Oberbergischen erinnern.

Mehr Informationen über beide Vereine gibt es hier:

Kinder von Tschernobyl e.V.

Den Kindern von Tschernobyl
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