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Hilflosigkeit bewältigen – Selbstständigkeit erlernen

tb; 13. Jul 2016, 17:25 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Die Jugendlichen der Abenteuerwerkstatt beim gemeinsamen Handwerken mit Tobias Happe (3.v.l.). Zu sehen sind der 16-jährige Masoud (v.l.), der 17 Jahre alte Idris, der 16-jährige Farid, der 17-jährige Ali und der 15 Jahre alte Fawad.
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Hilflosigkeit bewältigen – Selbstständigkeit erlernen

tb; 13. Jul 2016, 17:25 Uhr
Gummersbach - Abenteuerwerkstatt eröffnet zweite Tagesstätte in Derschlag, in der das Projekt „Ankommen in Deutschland“ durchgeführt wird - Jugendliche Flüchtlinge werden gefördert und in die Gesellschaft integriert.
Gewalt, Bürgerkriege, Verfolgungen und schwere traumatische Erfahrungen – das und noch vieles mehr lastet auf den Seelen vieler in Deutschland angekommenen Flüchtlinge. Besonders schwer haben es dabei die Jüngeren, denen neben ihren Familien und ihrer Kultur auch jegliche Einbindung in die Gesellschaft fehlt. Die Abenteuerwerkstatt Lindlar hat mit diesem Hintergrund das Projekt „AiD - Ankommen in Deutschland“  entwickelt. Es verfolgt das Ziel der vollständigen Integration in die Gesellschaft und die Schule, bei der das Erlernen der deutschen Sprache nicht fehlen darf.


Seit dem 2. Mai besteht nun eine weitere Tagesstätte der Abenteuerwerkstatt im Jugend- und Familienzentrum „Altes Kloster“ in Derschlag. Der Geschäftsführer Axel Winkler kümmert sich hier zusammen mit Tobias Happe aus der Pädagogischen Leitung, dem Gruppenleiter Daniel Hoffmann, drei Betreuern und einer Haushälterin um sechs geflüchtete Jungs im Alter von 14 bis 17 Jahren. Die meisten kommen aus Afghanistan, ein Jugendlicher kommt aus dem Libanon, und ein weiterer aus Marokko. Neben dem praktisch angelegten Deutschunterricht kommen hier immer wieder handlungsorientierte Methoden wie gemeinsames Handwerken und Renovieren, Sport und Erlebnispädagogik oder Hauswirtschaft und Kochen zum Einsatz. Die Organisation fördert so besonders die Selbstständigkeit, um ihnen eines Tages ein eigenständiges Leben ermöglichen zu können.


[Farid hütete in seiner Heimat Afghanistan Ziegen. Im Freilichtmuseum Lindlar sorgte er für Verwunderung, als er an den Zähnen erkannte, dass ein Schaf mit Zwillingen trächtig war.]

Anfangs wohnten alle in einer Erstaufnahme-einrichtung in Nümbrecht-Bierenbachtal, jedoch kommen mittlerweile fünf der sechs Flüchtlinge in Gastfamilien in Bergneustadt unter. Drei von ihnen besuchen sogar seit einigen Wochen die Schule, wie die Hauptschule in Bergneustadt oder das Berufskolleg Dieringhausen. Der geordnete Alltag rückt somit immer ein Schritt näher. Das vermittelt auch das Projekt AiD – Struktur und Sicherheit schaffen, Zukunftsperspektiven berücksichtigen, Vertrauen und Optimismus erzeugen und Beziehungen knüpfen. Eine große Hilfe ist dabei auch das Team der Abenteuerwerkstatt, von denen einige ebenfalls aus anderen Heimatländern stammen. Teilweise vereinfacht das nicht nur die Kommunikation untereinander, sondern bringt auch ein wenig Kultur zurück zu den Geflüchteten.

Die Jugendlichen können hier viel Starthilfe für ihr zukünftiges Leben in einem anderen Land mit anderen Sitten und Kulturen bekommen. Sie sind somit sehr engagiert und wollen so viele Grundlagen wie nur möglich mitnehmen. Sie lernen nicht nur Deutsch, sondern auch, wie man Freunde und vor allem Anschluss findet. Kommende Woche unternimmt die Tagesstätte mit ihnen einen fünftägigen Paddelausflug auf der Lahn, womit erneut die nonverbale Kommunikation durch den Sport, aber auch der Spaß der Jugendlichen gefördert wird.
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