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„Rumgeeiere verstehen die Menschen nicht“

uk; 4. Jul 2016, 14:57 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung.
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„Rumgeeiere verstehen die Menschen nicht“

uk; 4. Jul 2016, 14:57 Uhr
Bergneustadt – Vor dem NRW-Wahljahr 2017 schworen sich die Genossen beim Parteitag ein, sprachen eigene Fehler an und wollen zu alter Stärke zurückkehren - Thorsten Konzelmann mit 90 Prozent der Stimmen als Kreisvorsitzender bestätigt (AKTUALISIERT).
Die Genossen haben es wirklich nicht leicht in diesen Zeiten. Schon seit Monaten liegt die SPD in der Wählergunst republikweit bei rund 20 Prozent. Nicht gerade ein üppiges Polster für die Sozis, die händeringend nach Möglichkeiten zur Verbesserung der schwierigen Lage suchen.

[Gastredner Dietmar Nietan sprach die politischen Auswirkungen des Brexit.]

Am Samstag traf sich nun die oberbergische SPD im Bergneustädter Krawinkelsaal zum ordentlichen Parteitag - nur sieben Monate nach dem Parteitag des Unterbezirks im November 2015. Neben Vorstands-wahlen standen Besuch und Rede vom Mitglied des Bundestages Dietmar Nietan, seines Zeichens Bundesschatzmeister der SPD, im Mittelpunkt des Meetings. Der Gast aus Düren referierte zum Thema "Die SPD vor dem Wahljahr 2017". Im kommenden Jahr werden Landtagswahlen im Mai sowie die Bundestagswahl im September über die Bühne gehen. Der Schatzmeister ging in seinen Ausführungen zunächst auf die aktuelle Situation in Großbritannien nach dem Brexit. Auf der Insel sei man mit der neuen Konstellation alles andere als glücklich, regiere nach Experteneinschätzungen derzeit doch das große Chaos: "Wir haben das nicht so gewollt", zitierte Nietan die Gefühlslage der Briten und machte in erster Linie die konservativen Tories für das derzeitige Klima im Vereinigten Königreich verantwortlich: "Mit halsbrecherischen, populistischen Ideen und parteiinternen Streitigkeiten haben die den Karren vor die Wand gefahren."


[SPD Oberberg-Chef Thorsten Konzelmann will wieder mehr Wähler f+r die Sozialdemokraten begeistern.]

Fix zog der Gastredner eine Parallele zu Deutschland, in dem die Alternative für Deutschland (AfD) zunehmend an Bedeutung gewinne: "Wenn die AfD an Einfluss gewinnt, droht dem Land eine Spaltung. Es ist an der SPD, diesem Spuk ein Ende zu bereiten." In diesem Zusammenhang rief Nietan seine Partei zur Geschlossenheit auf: "Als SPD müssen wir klar und deutlich sagen, wofür wir stehen. Ein Rumgeeiere verstehen die Menschen nicht.

"Klarheit" definierte Nietan  als Schlüsselbegriff im Kontext mit den drängenden Fragen hierzulande: Altersarmut, Bildungsgerechtigkeit, Sozialsysteme müssten reformiert werden: "Dabei gilt es nicht, die herrschenden Kräfteverhältnisse nur zu managen, sondern klar zu verändern." An die eigene Partei appellierte der Schatzmeister weg von der "das-Glas-ist-halb-voll“-Mentalität zukommen. Als Beispiel zählte er den Mindestlohn auf. "3,5 Millionen Menschen bekommen mehr Geld. Konkreter kann Politik nicht sein", betonte Nietan und kritisierte, dass es trotz der Errungenschaft kritische Stimmen in der Partei gebe.


Grundsätzlich aber zog der Gast aus dem Westen mit Blick auf die Wahlen 2017 ein positives Fazit: "Die SPD hat ein so gutes Programm, dass sich diejenigen noch wundern werden, die uns schon abschreiben wollen." Thorsten Konzelmann, Chef der Kreispartei, empfahl seinen Genossen in Anlehnung an NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft "in politischen Frage, klare Kante zu beweisen". Zudem gelte es neue Leute für die Sozialdemokraten zu gewinnen und den schwindsüchtigen Mitgliederbestand zu korrigieren: "Wir müssen die Menschen ansprechen. Es gibt Leute, die Interesse haben. Das Potenzial ist also da." Zudem sollen aus der Partei ausgetretene Mitglieder für Gespräche gewonnen und zur Rückkehr in die SPD bewogen werden. 



Mit satten 90 Prozent der 80 stimmberechtigten Mitglieder des Parteitags wurde Thorsten Konzelmann auf dem Unterbezirksparteitag in seinem Amt als Kreisvorsitzender bestätigt. Stellvertreter sind weiterhin Dr. Roland Adelmann (78 Ja-Stimmen), Michaela Engelmeier (71) sowie Susanne Maaß (69). Das Amt der Kassiererin bekleidet wie bisher Ursula Mahler (76), der neue/alte Schriftführer heißt Sven Lichtmann (76). Als Beisitzer amtieren wie bisher Dr. Gero Karthaus (72), Tobias Schneider (72), Heidrun Schmeis-Noack,  Margit Sroka (je 67) sowie Anne Theuer (63). Dazu kommt Marco Mann (68) als neuer Beisitzer.




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